Amazon stößt Microsoft vom Thron

Nicht alle großen Technologieriesen haben gleich stark unter den jüngsten Börsenturbulenzen gelitten. Der Markt traut Apple und Facebook jetzt weniger zu, Amazon wieder mehr.

FILE PHOTO: Amazon boxes are seen stacked for delivery in the Manhattan borough of New York City
Amazon konnte sich in den jüngsten Turbulenzen besser halten als Apple. – (c) REUTERS (Mike Segar)

Wien. Jahrelang war Apple das nach Marktkapitalisierung größte Unternehmen der Welt. Im Sommer gelang es dem iPhone-Hersteller schließlich, die Billionen-Dollar-Grenze beim Börsenwert zu knacken. Kurz darauf gesellte sich Amazon als zweite Billionenfirma dazu. Dann kam die Korrektur.

Aus Angst vor einer Konjunkturabschwächung trennten sich die Anleger vor allem von Technologie-Aktien. Apple verlor ein Drittel, Amazon ein Fünftel seines Börsenwerts.

Microsoft wächst mit Cloud

Microsoft fiel weniger stark. Der durch sein Windows-Betriebssystem bekannte Softwaregigant hatte in den vergangenen Jahren sein Geschäft mit der Cloud (zur Verfügung Stellen von Speicherplatz und Software im Internet) ausgebaut, was sich zunehmend bezahlt macht. War Microsoft beim Börsenwert zuvor schon an Google und Amazon vorbeigezogen, überholte es im November Apple und wurde zum weltgrößten börsenotierten Unternehmen.

Bis zum vergangenen Montag, als Amazon nach einer starken Erholungsbewegung zur neuen Nummer eins avancierte. Der Onlinehändler wird nun mit knapp 800 Milliarden Dollar bewertet, Microsoft mit knapp 790 Mrd. Dollar, gefolgt von der Google-Mutter Alphabet (745) und Apple (702 Mrd. Dollar).

Das häufige Sesselrücken im Ranking der Technologiegiganten lässt auf eine gewisse Verunsicherung der Anleger schließen. Zwar haben sie die Tech-Werte keineswegs abgeschrieben, trauen aber offenbar nicht allen eine gleich gute Zukunft zu. Apple und Facebook haben weit stärker an Attraktivität verloren als Amazon, Alphabet, Microsoft oder Netflix.

Dabei hat jedes Unternehmen mit spezifischen Problemen zu kämpfen. Amazon ist breit aufgestellt und kann die Margenschwäche der Onlinehandelssparte mit Clouddiensten (in diesem Bereich ist Amazon Marktführer vor Microsoft und Alphabet) kompensieren. Die Aktie hat sich in den vergangenen fünf Jahren vervierfacht und ist damit die zweiterfolgreichste unter den FAANG-Werten (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Alphabet). Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) um 100 ist Amazon allerdings nicht gerade billig. Ähnlich hoch bewertet ist der Video-on-Demand-Anbieter Netflix, der seinen Aktienkurs in den vergangenen fünf Jahren nahezu versiebenfachen konnte. Angesichts der wachsenden Konkurrenz durch Amazon Prime und künftig auch Disney nimmt Netflix jedoch milliardenschwere Kredite auf, um eigene Inhalte zu produzieren. Das könnte sich in Zeiten steigender Zinsen als Risiko erweisen.

Konjunkturrisiko für Google

Alphabet hat seinen Aktienkurs in fünf Jahren nicht einmal verdoppelt. Dafür ist das Papier zuletzt auch nicht so stark abgestürzt und liegt nur 16 Prozent unter seinem Allzeithoch. Der Umsatz wächst seit Jahren stark, wird aber vor allem mit Werbung erzielt. Diese Einseitigkeit stellt in Zeiten abflauender Konjunktur ebenfalls ein Risiko dar.

Facebook hat sich unter den FAANG-Werten am weitesten von seinem Allzeithoch entfernt, nämlich um 36 Prozent. Dem Unternehmen machen Datenskandale und stagnierende Nutzerzahlen zu schaffen.

Apple wiederum leidet unter der schwächeren Nachfrage nach Smartphones. Die Käufer sind nicht mehr bereit, immer höhere Preise für das jeweils neueste iPhone zu zahlen. Deshalb versucht Apple nun, sein Servicegeschäft stärker zu forcieren, etwa durch eine Kooperation mit Samsung, auf dessen Geräten künftig Apple-Inhalte abgespielt werden können. (b. l.)

(diepresse.com)

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