Wiener Innovationskonferenz: Innovationsmanagement zwischen Mythen, Methoden und Machbarkeit

Im Wiener Rathaus wurde am 23. Januar 2019 die vierteWiener Innovationskonferenz organisiert.

Der Anlass zur Abhaltung einer ganzenReihe dieser jährlichen Konferenzen ist die Strategie “Innovatives Wien2020”, in der die Ziele und Arbeitsprogramme für die Entwicklung der StadtWien in mehreren Bereichen definiert werden, wie: die Schaffung von attraktivenBedingungen für Forscher und innovative Unternehmen, die Weiterentwicklungbestehender innovativer Technologien, nachhaltige Einbeziehung derInnovationskultur in die Stadtverwaltung, sowie die Voraussetzungen für dieSchaffung eines innovativen Umfeldes in Wien. An der Konferenz nahmen über 400Teilnehmer aus allen Bereichen teil, die für die weitere technologische undInnovationsentwicklung der Stadt von Bedeutung sind, angefangen bei derStadtverwaltung, den Entwicklungsagenturen, den Forschungs- und wissenschaftlichenEinrichtungen sowie den zahlreichen Vertretern der Wirtschaft.

Ludwig:Globalisierung und technologischer Wandel stellen uns vor Herausforderungen

Bürgermeister Michael Ludwig stellte zu Beginn der Veranstaltung fest, dass Wien gut dastehe: “45.000 Menschen in Wien arbeiten in Wissenschaft und Forschung. Das ist ein Anteil von 5,4 % an allen Beschäftigten – womit wir Platz 3 von 276 EU-Regionen belegen.” Globalisierung und technologischer Wandel machten es aber notwendig zu handeln, um unser Wohlstandsmodell erhalten und weiterentwickeln zu können. Innovationen seien der Hebel, um Herausforderungen in vielen Bereichen des täglichen Lebens zu bewältigen.

Etwawenn es um Pflege, Arbeitsmarkt, Integration oder Klimawandel gehe.

Dazu brauche es, neben der positiven Gestaltung der Digitalisierung, Flexibilität und Mut. Niemals vergessen werden dürfe dabei der Mensch:

“Geradezum 100-Jahr-Jubiläum des ,Roten Wien’ sei an den Leitgedanken dieserStadtregierung erinnert: Innovation, wie wir sie meinen, verbessert das Lebender Wienerinnen und Wiener – nicht nur eines kleinen Teils, sondernaller.”

Hanke: Wir nehmen uns als Verwaltung auch selbst in die Pflicht

Wirtschafts- und Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke betonte im Anschluss an die Rede des Bürgermeisters den breiten Innovationsbegriff, die auch kulturelle und soziale Innovation beinhalte. Fehlerkultur, Innovationskultur und -management seien daher ebenso bedeutend wie die Förderung von technologischen Entwicklungen (Stichwort 5G- und Glasfaserausbau) und Bildung. “Wir müssen die Menschen in Ausbildung, aber auch jene im Berufsleben, auf die Jobs von morgen vorbereiten. In diesen wird es ohne digitale Kompetenzen nicht mehr gehen”, so Stadtrat Hanke.

Doch Innovation betreffe nicht nur die Unternehmen. “Wir nehmen uns als Stadtverwaltung auch selbst in die Pflicht. Wir müssen innovativer werden, Teil und Katalysator der neuen Entwicklungen sein.” Der Stadtrat, vor einem Jahr noch als Geschäftsführer der Wien Holding tätig, sieht deutliche Verbesserung in Qualität und Kundenfreundlichkeit der Verwaltung. Einerseits werde seit Jahren mit gleichem Personalstand gearbeitet – bei steigender Bevölkerungszahl. Andererseits zeigten die zahlreichen Online-Amtswege (z.B. Parkpickerl, Kindergartenanmeldung), dass Wien schon jetzt Vorreiterin sei. “Der Ruf der Verwaltung in puncto Innovation ist deutlich schlechter als die Realität. Dank der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Initiativen und Projekte zur Modernisierung vorantreiben, haben wir schon einiges erreicht. Es gibt aber zweifellos noch viel zu tun”, schloss Hanke.

Bastelanleitungenfür die Innovationsfähigkeit gibt es leider nicht

“Innovation ist ein Entwicklungsprozess, kein Programm!” stellt der Keynote-Speaker Wolf Lotter unmissverständlich fest. Der Journalist, Gründungsmitglied des Wirtschaftsmagazins “brand eins” und Autor des jüngst erschienenen Buches “Innovation. Streitschrift für barrierefreies Denken”

räumt mit gängigen Archetypen der Innovatoren gründlich auf. Für ihn sorgen nur der/die sogenannte Ermöglicher/Ermöglicherin für die optimalen Bedingungen für InnovatorInnen und Talente. Sie haben die Aufgabe, die verschiedenen Potenziale in und außerhalb der eigenen Netzwerkstruktur miteinander zu verbinden. Das Ziel der ErmöglicherInnen ist Selbstbestimmung und Selbstständigkeit im Innovationsprozess auf allen Ebenen, gleich ob Gesellschaft oder Organisation.

TrotzInnovations-Inflation – wie machen das die anderen?

Auchauf der Innovationskonferenz herrschte die einhellige Meinung, dass der Begriffinflationär verwendet wird. Wesentlich ist nämlich, ob wir nur so tun, als obwir innovativ wären – oder ob wir Innovationen wirklich ermöglichen. DieOrganisatoren der vierten Wiener Innovationskonferenz, die MA 23 – Wirtschaft,Arbeit und Statistik, haben anhand von zwölf Praxisbeispielen aus Unternehmen,Forschungseinrichtungen, NGOs und Verwaltung aufgezeigt, wie Innovation in derPraxis ermöglicht wird. Die Herangehensweisen sind sehr unterschiedlich – ineinem ist man sich allerdings einig: Bekenntnisse verändern nichts, handeln istgefragt. Aber das macht auf jeden Fall viel Arbeit.

(S. N.G.) 

Fotos: Alexandra Kromus / Stadt Wien (PID)