S.E Daniel Gluncic, Botschafter von Kroatien: Es ist eine Tatsache, dass die Welt mit jeder Krise robuster wird

Wir haben die Botschafterinnen und Botschafter der diplomatischen Gemeinschaft in Wien befragt, um herauszufinden wie die Botschaften ihre diplomatischen Aktivitäten im Ausnahmezustand organisiert haben, über die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung und Rettung der Wirtschaft, sowie wie sie die private Zeit in Zeiten der Pandemie verbringen und was sie zuerst machen werden, nachdem die aktuelle Situation beendet ist.

Wir sprachen für Diplomacy and Commerce Austria mit S.E. Daniel Gluncic, Botschafter  der Republik Kroatien in  der Republik Österreich.

Wie hat sich die aktuelle Situation auf die Aktivitäten der Botschaft ausgewirkt?

Die globale COVID-19-Pandemie hat sich auf alle Segmente unseres gesellschaftlichen und geschäftlichen Lebens ausgewirkt. In dieser Situation hat die kroatische Botschaft die entsprechenden Schwerpunkte ihrer Arbeit dieser Ausnahmesituation angepasst. Die vordergründigste Herausforderung bestand darin, die Tätigkeitsfelder unserer Mitarbeiter an die neu entstandene Situation anzupassen, und zwar unter Einhaltung der auferlegten Gesundheitsschutzmaßnahmen. Das wichtigste Ziel war es dabei, zum einen das Engagement der Mitarbeiter zu gewährleisten und gleichzeitig die Verfügbarkeit unserer Botschaft für die Belange der kroatischen Staatsbürger über den Zeitraum von 24 h sicherzustellen.

Eine große Herausforderung war es, jenen Kroaten die maximale Unterstützung zu gewähren, die schon lange Zeit in Gebieten festsaßen, die aufgrund von Quarantänemaßnahmen blockiert waren. Unsere Aufgabe war es, neben der üblichen konsularischen Betreuung, den Menschen auch psychologische Unterstützung zu geben und sie in der Sicherheit zu bestärken, dass sie nicht alleine sind und wir mit Hilfe der österreichischen Institutionen alles unternehmen, um ihre Repatriierung nach Kroatien zu organisieren. Im Nachhinein können wir eigentlich sagen, dass allein die Möglichkeit zu haben, Menschen in solchen Extremsituationen zu helfen, nicht nur eine große Verantwortung darstellt, sondern vor allem ein großes Privileg ist.

Wie kommentieren Sie die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung und Rettung der Wirtschaft?

Die Maßnahmen der österreichischen Regierung waren schnell, restriktiv und effektiv. Österreich war unter den ersten EU-Ländern, die Maßnahmen gegen COVID-19 ergriffen bzw. eingeführt hatten. Dieser entscheidende Schritt hat sich als ein guter Weg erwiesen, der schlussendlich zur derzeitigen Lockerung der strengen Regeln geführt hat.

Darüber hinaus muss auch die Disziplin der österreichischen Bürger gelobt werden, denn indem die Anweisungen ihrer Regierung konsequent befolgt wurden, haben die Bürger gezeigt, dass sie die Arbeit der Regierung schätzen und annehmen. Wir alle haben nämlich ein gemeinsames Ziel, unsere Gesundheit zu erhalten, bis wir eine Heilungsmöglichkeit oder einen Impfstoff finden. Neben der Tatsache, dass die Welt mit jeder Krise robuster wird, bietet sie uns die Möglichkeit, unsere Perspektiven zu erweitern. Zweifellos steht uns vor allem auf wirtschaftlicher Ebene eine lange Erholungsphase bevor. Ich bin allerdings überzeugt, dass wir den kommenden Herausforderungen als sozial und ökologisch reifere und bewusstere Menschen entgegenblicken werden.

Parallel zu Österreich hat auch Kroatien rechtzeitig mit der Bekämpfung der Epidemie begonnen. Unsere Länder sind in vielerlei Hinsicht verbunden und haben oft in verschiedenen Situationen gemeinsame Lösungen gefunden. So war es auch im Verlauf dieser Krise. Mit einer nachhaltigen Wirtschaft, einem Gemeinschaftsgeist und einer sensibilisierten Gesellschaft können wir zum neuen Wert unseres europäischen und globalen Alltags beitragen.

Foto: Laura Heinschink und Peter Lechner/HBF

Wie verbringen Sie Ihre private Zeit in Zeiten der Pandemie?

Kurz nach meiner Ankunft in Wien hat der Kampf gegen das Koronavirus meine Pläne umgekrempelt, die ich als neuer Botschafter der Republik Kroatien in der Republik Österreich für das erste Halbjahr 2020 gehabt hatte. So nutzte ich meine Freizeit, um ausgiebig Bücher zu lesen und entsprechende Dokumentationen anzusehen. Bei kurzen Spaziergängen durch die Stadt hatte ich auch die Gelegenheit, in etwas unnatürlicher Stille, aber umso intensiver, die schönen Plätze im Herzen von Wien zu besuchen.

Was werden Sie zuerst machen, nachdem die aktuelle Situation beendet ist?
Wie sehr die Pandemie unser Leben beeinflusst hat, zeigt sich vor allem im persönlichen Leben. Wir nähern uns jetzt schon dem Ende des zweiten Monats seit uns die COVID-19 Krise aus dem Alltag und unseren Plänen herauskatapultiert hat. In dieser Zeit denke ich oft an meine Familie, die in Kroatien lebt und mit der ich über tagtägliche Telefon und Skype Anrufe verbunden bin. Ich kann es kaum erwarten, meine Frau und meine Kinder so bald wie möglich wieder umarmen zu können.

Letztendlich hat uns diese Krise gezeigt, auf was es im Leben ankommt und was das Leben lebenswert macht.

Ich freue mich sehr darauf meine Antrittsbesuche hier in Wien und in den einzelnen Bundesländern fortzusetzen zu können und viele meiner österreichischen Freunde und Kollegen des in der Republik Österreich akkreditierten diplomatischen Corps wieder persönlich zu treffen.

  Svetlana Nenadovic-Glusac