I.E. Natasha Meli Daudey, Botschafterin der Republik Malta – INTERVIEW (D & ENG)

Politik und Diplomatie werden nicht nur als „Männerwelt“ betrachtet, sondern sind es auch heute noch

Als Hommage an den Internationalen Weltfrauentag haben wir mit derzeit in Österreich amtierenden Botschafterinnen für das Magazin Diplomacy and Commerce gesprochen, so auch mit I.E. Natasha Meli Daudey, Botschafterin der Republik Malta in der Republik Österreich.

Ist es für Frauen in der Politik und Diplomatie schwieriger als für männliche Kollegen, und müssen sich Frauen in Führungspositionen stärker beweisen?

Leider ist die Situation für Frauen viel schwieriger als für Männer. Politik und Diplomatie werden nicht nur als „Männerwelt“ betrachtet, sondern sind es auch heute noch. Die Zahlen sprechen für sich.

Frauen müssen noch härter arbeiten, um diese „Glasdecke“ zu durchbrechen und sich zu beweisen, dass sie für den Job gut genug sind. Ich glaube, dass Frauen auch sehr schnell beurteilt werden. Wenn sich ein Mann während eines Meetings behauptet und seine Position stark macht, wird er als stark gelobt, aber eine Frau wird schnell als sehr emotional oder neurotisch abgetan.

Frauen in der Diplomatie sind auch mit herausfordernden Lebens- und persönlichen Dilemmata konfrontiert – sehr oft müssen sie sich zwischen dem Aufbau einer eigenen Familie oder einer diplomatischen Karriere entscheiden. Diejenigen von uns, die es irgendwann schaffen, beides zu haben, müssen noch härter arbeiten und oft zwischen der alleinigen Verwaltung einer Botschaft, eines Haushalts und einer Familie jonglieren.

Wo ist, Ihrer Meinung nach, der Schlüssel zum Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter in Ländern, in denen Frauen noch nicht alle Rechte haben? Ist die Schulbildung die Lösung?

In erster Linie ist es wichtig, dass alle Gesetze, die eine Ungleichbehandlung zulassen, beseitigt werden. Mädchen verdienen es, die gleichen Chancen wie Jungen zu erhalten, auch durch Schulbildung und Ausbildung. Bildung ist nicht nur wichtig, um Frauen die gleichen Werkzeuge und Qualifikationen wie Männern zu vermitteln, sondern auch, um Mentalitäten zu ändern und Stereotypen zu überwinden. Wir brauchen die Jungen von klein auf, um zu verstehen, dass Mädchen gleich sind und dass sie ihnen nicht unterlegen sind. Die Männer müssen verstehen, dass die Rolle der Frau in der Gesellschaft nicht nur auf die Familienerziehung beschränkt ist. Frauen allein werden ohne die Zusammenarbeit und das Verständnis der Männer keine weiteren Fortschritte erzielen.

Vor welchen weiteren Herausforderungen stehen Frauen in der Zukunft, und wo sehen Sie eine Lösung für sie?

Bildung bleibt das mächtigste Werkzeug und die beste Lösung, die uns zur Verfügung steht, um eine echte und langfristige Lösung zu finden. Wir brauchen auch mehr Frauen in Führungspositionen und an der Macht. In einigen Ländern haben Quoten funktioniert. Mein Land versucht, einen Korrekturmechanismus einzuführen, um die Zahl der Frauen im Parlament zu erhöhen. Persönlich war ich gegen solche Maßnahmen, aber wenn man sieht, wie prekär die Situation im Jahr 2021 bleibt. Ich glaube, dass wir keine Wahl haben. Jede Art von Korrekturmechanismus wird definitiv einige Frauen, die sonst zögern oder lieber im Schatten blieben, ermutigen, sich zu melden. Dies erhöht auch die Beteiligung von Frauen und ist ein lebender Beweis für die Skeptiker, dass Frauen genauso fähig sein können wie Männer!

Das UN Motto für das Jahr 2021 lautet „Frauen in Führungspositionen: Eine gleichberechtigte Zukunft in einer COVID-19-Welt erreichen“, wie ist Ihre Meinung dazu?

COVID-19 hat Frauen am härtesten getroffen. Die Pandemie verschärfte die bereits bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten bei der Verteilung unbezahlter Haushalts- und Betreuungspflichten infolge der Schließung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. Leider hat diese Pandemie auch zu einem Anstieg der häuslichen Gewalt gegen Frauen sowie des Menschenhandels geführt. Und dies nur um einige der Konsequenzen zu nennen, mit denen Frauen konfrontiert waren. Inzwischen sind viele Frauen buchstäblich an vorderster Front, kämpfen und retten Leben. Ja, vor diesem Hintergrund besteht immer ein dringender Bedarf an Gleichstellung. Mit Gleichheit meine ich Gleichgewicht. Alle Rollen, einschließlich der Leaderhsip-Rollen, sollten schließlich die Zusammensetzung unserer Gesellschaft widerspiegeln. Derzeit ist dies in den meisten Ländern noch nicht der Fall. Frauen sind weltweit einfach unterrepräsentiert.

English

H.E. Natasha Meli Daudey, Ambassador of the Republic of Malta to the Republic of Austria

Politics and diplomacy are not only considered to be “a man’s world”, but effectively they still are

As a tribute to International Women’s Day for Diplomacy and Commerce Austria, we spoke to the current female ambassadors in Austria, including H.E. Natasha Meli Daudey, Ambassador of the Republic of Malta to the Republic of Austria.

Is more difficult for women in politics and diplomacy than for their male colleagues, women in management positions have to prove themselves more?

Unfortunately yes, the situation is much more difficult for women than it is for men. Politics and diplomacy are not only considered to be “a man’s world”, but effectively they still are. The numbers speak for themselves.

Women have to work even harder to break this “glass ceiling” and to prove themselves that they are good enough for the job. I believe that women are also very quickly judged. If a man stands his ground and makes his position strongly during a meeting, he is lauded as being strong, but a woman is quickly dismissed as being very emotional or neurotic.

Women in diplomacy are also faced with challenging life and personal dilemmas – very often they have to choose between building a family of their own or having a diplomatic career. Those of us who eventually make it to have both will have to work even harder, often juggling between managing singlehandedly an embassy, a household, and a family.

Where do you think is the key to tackling gender equality in countries where women do not yet have all rights? Is schooling the solution?

First and foremost it is imperative that all laws that allow for inequality of treatment are eradicated.  Girls deserve to be provided with the same opportunities as boys, including through schooling and education. Education is key not only to provide women the same tools and qualifications as men, but also to change mentalities and to break stereotypes. We need the boys, from a very young age, to understand that girls are their equal and that they should not be treated as inferior to them.  We need the men to understand that the role of women in society is not limited to just raising a family.  Women on their own will not achieve more progress without the cooperation and understanding of men.

What other challenges will women face in the future and where do you see a solution for them?

Education remains the most powerful tool and the best solution we have at our disposal, which can provide us with a true and a long-term solution. We also need to have more women in leadership roles and in power. Quotas have worked in some countries. My country is trying to implement a Corrective Mechanism in order to increase the number of women in Parliament.  Personally, I used to be against such measures but when one sees how precarious the situation remains in 2021, I believe we do not have a choice.  Any kind of corrective mechanism will definitely encourage some women, who will otherwise hesitate or prefer to remain in the shadows, to come forward.  It will also increase women’s participation and will also be a living proof to the sceptics, that women can be as capable as men!

UN motto for 2021 is “Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world” what is your opinion on this?

COVID-19 has hit women the hardest. The pandemic exacerbated the already existing gender inequalities in the distribution of unpaid household and caring responsibilities, as a result of the closure of schools and childcare facilities. Unfortunately this pandemic has also seen a rise in domestic violence against women as well as in human trafficking. And this is just to mention a few of the consequences that women have had to face. Meanwhile, many women are literally on the frontline fighting the battle and saving lives.

So yes, against this background there is an ever urgent need to achieve equality. By equality I mean balance.  All roles, including leaderhsip ones, should after all reflect the composition of our society. At the moment this is still not the case in the majority of countries. Women are simply under-represented on a world-wide scale. And women do after all represent a little over half of the world population.

(Svetlana Nenadovic Glusac)

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