Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu 75 Jahre Zweite Republik

Heute vor 75 Jahren, am 27. April 1945, wurde Österreich als demokratische Republik wiedererrichtet. Bundespräsident Alexander Van der Bellen legte aus diesem Anlass heute einen Kranz im Weiheraum des Äußeren Burgtores nieder. „Der 27. April 1945 markiert die Wiedergeburt der demokratischen Republik Österreich. Nach Jahren der nationalsozialistischen Diktatur, nach Holocaust und Krieg wurde damit der Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Zweiten Republik gelegt“ betont der Bundespräsident.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen : Wir werden gemeinsam die Corona-Krise bewältigen und werden das in einem europäischen Geist tun.

Am Tag der „Unabhängigkeitserklärung“ im Wiener Rathaus wurde in Teilen unseres Bundesgebietes noch gekämpft und im Konzentrationslager Mauthausen wurden noch Menschen ermordet. Dennoch war das Kriegsende schon absehbar. „Mit dieser Erklärung wurde den Alliierten die klare Botschaft vermittelt, dass Österreich sein Schicksal in die eigene Hand nehmen will. Bis zur Staatsvertragsunterzeichnung, dessen 65. Jahrestag wir am 15. Mai feiern werden, war es allerdings noch ein langer und schwieriger Weg. Die damalige Entschlossenheit und Einigkeit ist uns allen bis heute ein Beispiel, dass besonders in Krisenzeiten der österreichische Weg der richtige Weg ist, nämlich das Gemeinsame über das Trennende zu stellen“, erklärt Alexander Van der Bellen.

„Heute steht unsere Heimat wahrscheinlich vor einer ihrer größten Herausforderungen seit der Wiedererrichtung der Republik. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen treffen und betreffen uns alle. Wir haben Tote zu beklagen. Mein tief empfundenes Mitgefühl gehört den Angehörigen. Und erstmals seit 75 Jahren sind Grundrechte wie das Recht auf Familienleben, die Versammlungsfreiheit, die Erwerbsfreiheit dramatisch eingeschränkt. In Kindergärten und Schulen herrscht nur ein Notbetrieb, Universitäten sind geschlossen. Das Wirtschaftsleben, das Kulturleben sind dramatisch reduziert, Sportveranstaltungen derzeit ausgesetzt, viele Menschen sind in Kurzarbeit und die Arbeitslosigkeit ist dramatisch gestiegen. Dies alles geschieht, um die Pandemie wirksam einzudämmen mit dem Ziel, dass unsere Gesundheit und unser Leben geschützt bleiben.

Wir alle wollen wieder in unser gewohntes Leben zurück. Und doch wissen wir, dass die Bekämpfung der Pandemie diesem Wunsch noch eine Weile entgegenstehen wird. Wir werden eine Zeit lang mit dem Virus leben müssen, und wir alle hoffen, dass es der Medizin gelingen möge, wirksame Behandlungsmethoden und eine Impfung gegen das Virus zu finden.

Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam die Corona-Krise und ihre wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, bildungs- und sportbezogenen Folgen bewältigen werden. Wir sollten dies in einem europäischen Geist tun. Zusammenhalt, Miteinander und Solidarität, auch über Grenzen hinweg, sind eine wichtige Voraussetzung, um die Krise gut zu meistern. Es wird wohl noch eine Zeit lang anstrengend bleiben. Ich bin aber zuversichtlich und überzeugt, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft wieder in unseren familiären, schulischen, wirtschaftlichen kulturellen und sportlichen Alltag zurückkehren werden können“, erklärt der Bundespräsident.

(bundespraesident.at)

Foto: Präsidentschaftskanzlei