S.E. Mag. Enno Drofenik, Botschafter der Republik Österreich im Königreich Spanien: Diplomatisches Kaleidoskop – Eine Postkarte aus Spanien

S.E. Mag. Enno Drofenik: Auf Madrid und die damit einhergehenden Veränderungen habe ich mich besonders gefreut / Foto: DC Austria

Im Rahmen der Rubrik “Diplomatisches Kaleidoskop” informiert Sie das Magazin Diplomacy and Commerce Austria in jeder Ausgabe darüber, was Diplomat*Innen und Botschafter*Innen machen und wo sie sich gerade aufhalten, nachdem sie ihre Amtszeit in Österreich beendet haben.

Auf diese Weise schicken sie uns eine Art Postkarte von dem Ort, an dem sie jetzt leben und arbeiten und verraten uns, was ihnen fehlt, wenn sie an Wien denken. Diplomatenposten dauern je nach Herkunftsland durchschnittlich vier Jahre, und wenn sie nicht zu ihrem Außenministerium in ihr Land zurückkehren, sind Umzüge in neue Länder und Städte ein fester Bestandteil der Diplomatie.

In dieser Ausgabe des DC Austria Magazins sprechen wir mit dem ehemaligen Chef des Protokolls beim Bundesministerium für Europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA), S.E. Mag. Enno Drofenik, und dem derzeitigen Botschafter der Republik Österreich im Königreich Spanien.

Überreichung des Beglaubigungsschreibens an Seine Majestät König von Spanien Felipe VI / Fotokredit: © Casa de S.M. el Rey

Im Juni wird es ein Jahr, dass Sie Ihre Funktion als Protokollchef im Außenministerium beendet und das Mandat des österreichischen Botschafters im Königreich Spanien übernommen haben. Wie war es, Wien durch Madrid zu ersetzen?

Die Leitung des Protokolls im Außenministerium hat mir Freude bereitet, und ich durfte dabei viel lernen. Das Protokoll ist der nützliche und ständige Begleiter jedes Diplomaten. Der Reiz des diplomatischen Berufs ist aber – für mich und wohl auch für viele Kollegen – die ständige Veränderung. Rund alle vier Jahre macht man etwas völlig anderes. Auf Madrid und die damit einhergehenden Veränderungen habe ich mich besonders gefreut.

Cibeles Palast und Brunnen auf der Plaza de Cibeles in Madrid, Spanien / Foto: Freepik.com

Nach langjähriger Arbeit im Außenministerium und auf diplomatischen Posten in Japan, den USA und Thailand, von wo Sie auch die Länder Myanmar, Laos und Kambodscha abgedeckt haben, ist es für Sie nichts Neues, ins Ausland zu ziehen. Aber ich muss Sie trotzdem fragen, was Ihnen dabei Freude bereitet und was eher weniger. Macht der Wohnortwechsel noch Umzugsstress, oder hat man da schon Routine? Freut man sich über neue berufliche Herausforderungen und das Kennenlernen neuer Städte, Kulturen und Leute?

Bei einem neuen Dienstort freue ich mich darauf, alles neu zu entdecken. Neue Aufgaben, neue Kollegen, ein neues Umfeld und die Chance, die eingefahrenen Bahnen und Routinen zu verlassen und sich gänzlich neu zu organisieren.

Botschafter Enno Drofinek mit einem Teil des Teams der österreichischen Botschaft in Madrid

Wie haben Sie sich im gesellschaftlichen Leben der spanischen Hauptstadt zurechtgefunden, und haben Sie Lieblingsorte, an denen Sie gerne spazieren gehen, am Abend ausgehen, Kaffee trinken oder Freunde zum Essen treffen? Verraten Sie uns diese Orte?

Spanien ist ein wunderbares Land und auch Madrid hat viel zu bieten. Die österreichische Botschaft befindet sich gegenüber dem berühmten Bernabeu-Stadion und eine Fußballpartie, v.a. der “Classico” Real Madrid vs. Barcelona ist immer ein Spektakel. Die Wochenenden sind dem Ausspannen mit der Familie gewidmet, wobei wir uns aber immer bemühen, möglichst oft einen Tagesausflug in die Umgebung zu machen. Dort finden sich – weniger als 1 Autostunde entfernt – großartige Ausflugsziele: El Escorial, die von König Philipp II errichtete Kloster- und Palastanlage, Segovia, Königsstadt im 13.-15. Jahrhundert, Toledo, mit seiner beeindruckenden Kathedrale oder auch Alcara de Henares, Geburtsort von Miguel Cervantes, und bevölkert von ganzen Kolonien von Störchen.

Beglaubigungsübergabe an Bischof von Urgell und Kofürst von Andora S.E. Joan Enric Vives i Sicilia

Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an Spanien, und gibt es etwas, dass Sie schon in Ihrem Alltag von den Spaniern übernommen haben?

Etwas, das mir, in Spanien so gut gefällt, ist der große Himmel, viel Sonne und viel Landschaft; ein Szenario wie geschaffen für einen “Roadtrip”. Spanien ist gastfreundlich und unkompliziert. Alles funktioniert gut und die U-Bahn in Madrid kann sich ohne weiteres mit der Wiener U-Bahn messen. Was ich von den Spaniern schon übernommen habe, ist die Begeisterung für den spanischen Schinken “jamon iberico”, der ist einfach unglaublich gut.

Sevilla in Spanien / Foto: Freepik.com

Wenn Sie an Wien denken, was kommt Ihnen zuerst in den Sinn, und was vermissen Sie am meisten an der österreichischen Hauptstadt?

Wenn ich an Wien und Österreich denke, denke ich natürlich immer zuerst an Freunde und Familie. Die Tatsache, dass Madrid nur drei Flugstunden entfernt ist, hilft. Insbesondere zu Ostern ist Besucher-Saison. Was man als gelernter Österreicher natürlich auch vermisst ist der Heurigenbesuch (Liptauer, Kümmelbraten, Salzstangerl u.a.) und der Wienerwald.

Botschafter Enno Drofnik und der Bürgermeister von Madrid José Luis Martínez-Almeida Navasqüés

Können Sie eine Parallele zwischen den Pflichten und Verantwortlichkeiten des Protokollchefs im österreichischen Außenministerium und der Arbeit als österreichischer Diplomat in Ausland ziehen?

Im Protokoll ist man in erster Linie eine Serviceeinrichtung für die diplomatische Gemeinschaft bzw. verantwortlich für die Vorbereitung und Betreuung von Besuchen. Als Diplomat im Ausland ist man vermehrt in der Lage eigene Arbeitsschwerpunkte zu setzen und weniger von einem vorgegebenen Arbeitsplan abhängig. Das macht die Arbeit im Ausland anspruchsvoller, aber auch interessanter.

Treffen mit der Fußballlegende „El Buitre“ alias Emilio Butragueño Santos im Stadion von Real Madrid

Eine letzte Frage, wie viele österreichische Staatsbürger leben in Spanien, und haben Sie Informationen darüber, wie stark diese Zahl während der touristischen Sommersaison ansteigt?

Es gibt keine Verpflichtung der Österreicher sich bei der Botschaft zu melden. Wir sind daher auf Schätzungen angewiesen und gehen davon aus, dass derzeit ca. 15.000 Österreicher einen Hauptwohnsitz und ca. 10.000 einen Nebenwohnsitz in Spanien haben. Die bei den Österreichern beliebtesten Orte sind Teneriffa, Gran Canaria, Mallorca, Barcelona und Madrid. Jährlich werden in Spanien ca. 1 Mio. Ankünfte aus Österreich registriert.

Palma de Mallorca / Foto: Freepik.com

 

Text: Svetlana Nenadovic Glusac