Ein UNICEF Bericht im Vorfeld zum Welt-AIDS-Tag, am 1. Dezember, zeigt: Die bisher noch nie dagewesene Stagnation in der HIV-Prävention und
– Behandlung kommt zu der wachsenden Kluft, die bei der Behandlung von Kindern und Erwachsenen besteht, hinzu.
New York/ Wien, 28. November 2022 – Rund 110.000 Kinder und Jugendliche (0-19 Jahre) starben im Jahr 2021 an den Folgen von AIDS, so der jüngste UNICEF-Bericht über Kinder, HIV und AIDS. Gleichzeitig wurden weitere 310.000 Kinder neu infiziert, so dass die Gesamtzahl der jungen Menschen, die mit HIV leben, auf 2,7 Millionen ansteigt.
Im Vorfeld des Welt-AIDs-Tages warnt UNICEF, dass die Fortschritte bei der HIV-Prävention und -Behandlung von Kindern, Jugendlichen und schwangeren Frauen in den letzten drei Jahren nahezu stagnierten und in vielen Regionen noch immer nicht die vor der COVID-19 Pandemie-Ausrufung herrschende Versorgungsdichte erreicht wurde. Hinzu kommt eine bestehende und wachsende Kluft bei der Behandlung von Kindern und Erwachsenen.
“Obwohl die AIDS-Behandlung bei Kindern schon lange hinter jener von Erwachsenen hinterherhinkt, ist die Stagnation der letzten drei Jahre beispiellos und setzt zu viele junge Menschen dem Risiko von Krankheit und Tod aus”, sagt die stellvertretende UNICEF-Leiterin für HIV/AIDS, Anurita Bains. “Die Kinder kommen zu kurz, weil wir es kollektiv nicht schaffen, sie zu finden, zu testen und ihnen eine lebensrettende Behandlung zukommen zu lassen. Mit jedem Tag, an dem keine Fortschritte erzielt werden, verlieren über 300 Kinder und Jugendliche ihren Kampf gegen AIDS.”
Obwohl Kinder und Jugendliche nur 7% aller HIV-Infizierten ausmachen, waren sie im Jahr 2021 für 17% aller AIDS-bedingten Todesfälle und 21% der HIV-Neuinfektionen verantwortlich. UNICEF warnt, dass die Beendigung von AIDS bei Kindern und Jugendlichen ein unrealistischer Traum bleiben wird, wenn die Ursachen der Ungleichheit nicht beseitigt werden.
In der aktuellen Bestandsaufnahme wird jedoch darauf hingewiesen, dass die längerfristigen Trends positiv bleiben. Die HIV-Neuinfektionen bei jüngeren Kindern (0-14 Jahre) gingen von 2010 bis 2021 um 52% zurück, und auch bei Jugendlichen (15-19 Jahre) sanken die Neuinfektionen um 40%. Ebenso stieg der Erfassungsgrad der lebenslangen antiretroviralen Therapien (ART) bei schwangeren Frauen, die mit HIV leben, innerhalb eines einzigen Jahrzehnts von 46 auf 81%.
Während die Gesamtzahl der mit HIV lebenden Kinder rückläufig ist, wächst die Behandlungslücke zwischen Kindern und Erwachsenen weiter. In den UNICEF-HIV-Schwerpunktländern lag der Anteil der Kinder, die antiretroviral behandelt werden, im Jahr 2020 bei 56%, fiel aber bis 2021 auf 54%. Dieser Rückgang ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darunter die COVID-19-Pandemie und andere globale Krisen, die die Ausgrenzung und Armut verschärft haben, spiegelt aber auch den schwindenden politischen Willen und eine nachlassende AIDS-Behandlung von Kindern wider. Weltweit hatte ein noch geringerer Prozentsatz der mit HIV lebenden Kinder Zugang zu einer Behandlung (52%), der in den letzten Jahren nur geringfügig gestiegen ist.
Bei allen Erwachsenen, die mit HIV leben (76%), war der Versorgungsgrad um mehr als 20 Prozentpunkte höher als bei Kindern. Noch größer war der Unterschied zwischen Kindern und schwangeren Frauen, die mit HIV leben (81%). Alarmierend ist, dass der Prozentsatz der Kinder im Alter von 0 bis 4 Jahren, die mit HIV leben und keine antiretroviralen Therapie erhalten, in den letzten sieben Jahren gestiegen ist und im Jahr 2021 mit 72% genauso hoch sein wird wie im Jahr 2012.
In vielen Regionen – Asien, dem pazifischen und karibischen Raum, östliches und südliches Afrika, Lateinamerika, Naher Osten und Nordafrika sowie West- und Zentralafrika – ist die Behandlungsrate bei schwangeren und stillenden Frauen im Jahr 2020 ebenfalls gesunken, wobei in Asien und dem pazifischen Raum sowie im Nahen Osten und Nordafrika 2021 ein weiterer Rückgang zu verzeichnen ist. Mit Ausnahme von West- und Zentralafrika, wo die Belastung durch die Mutter-Kind-Übertragung nach wie vor am höchsten ist, hat keine der vorgenannten Regionen das 2019 erreichte Versorgungsniveau wieder erreicht. Diese Versorgungsunterbrechungen stellen ein erhöhtes Risiko für das Leben von Neugeborenen dar. Im Jahr 2021 kam es zu mehr als 75.000 Neuinfektionen bei Kindern, weil schwangere Frauen nicht diagnostiziert und behandelt wurden.
“Mit einem erneuerten politischen Engagement für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen, strategischen Partnerschaften und Ressourcen zur Ausweitung der Programme können wir AIDS bei Kindern, Jugendlichen und schwangeren Frauen beenden”, sagt Bains.