7 EU-Staaten fordern Umdenken bei der Entwaldungsverordnung EUDR

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Immenser Bürokratieaufwand mit großen Zusatzkosten droht

 

  • Verbände aus Österreich, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei und Slowenien kritisieren bürokratischen Aufwand der EUDR
  • EUDR überarbeiten und an die Prozesse in der Lieferkette sowie die betriebliche Praxis anpassen
  • EUDR nach der Wahl zum Europäischen Parlament grundlegend überarbeiten
  • Sozial- und Umweltstandards durch zwischenstaatliche Handelsvereinbarungen fördern

Die EU-Entwaldungsverordnung, kurz EUDR, ist bis zum Ende des Jahres 2024 in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union umzusetzen. Der im Jänner durchgeführte Praxistest eines EU-Informationssystems zur Datenerfassung hat in Österreichs Forstwirtschaft sowie in der Holz- und Papierindustrie für großen Unmut gesorgt. Auch in anderen Mitgliedstaaten der EU sorgt die EUDR für Verdruss. Die Interessenverbände der Holzindustrie aus Österreich, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei und Slowenien haben sich gemeinsam zur Umsetzung der EUDR positioniert.

“Gemeinsam mit den Verbänden der Holzindustrie aus Mittel- und Mittelosteuropa begrüßen wir das Ziel, die Entwaldung weltweit zu stoppen. Die Brüsseler Verordnung ist jedoch der falsche Weg. Die EUDR bedeutet für unsere Betriebe einen immensen Bürokratieaufwand mit großen Zusatzkosten, ohne direkt die Ursachen der Entwaldung auf anderen Kontinenten anzugehen”, betont Mag. Herbert Jöbstl, Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs. Zudem befürchten die Industrieverbände negative Auswirkungen auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit. “Der Nutzen dieser überbordenden Regelungen ist insbesondere für Länder, die über einen wirksamen Gesetzesvollzug zur Walderhaltung verfügen, nicht nachvollziehbar”, so Jöbstl.

Pragmatische und praxisnahe Umsetzung

Die Holzindustrie-Verbände aus Österreich, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei und Slowenien fordern die EUDR inhaltlich völlig neu und praxistauglich aufzusetzen. Länder mit stabiler bzw. zunehmender Waldfläche, nachhaltiger Waldbewirtschaftung und funktionierendem Gesetzesvollzug sind von den unnötigen bürokratischen Hürden auszunehmen. Es ist notwendig, die Umsetzungsfristen zu verlängern. Ohne zeitnahe Klärung der grundlegenden inhaltlichen Fragen und ohne ein technisch ausgereiftes EU-Informationssystem sind die Vorgaben der EUDR trotz intensivster Bemühungen von den Unternehmen nicht fristgerecht umsetzbar.

Zudem sollte die Kommission die Abläufe der Lieferketten und die betriebliche Praxis berücksichtigen und Interpretationsspielräume in diesem Sinne auslegen. “Die EUDR verfolgt wertvolle Ziele, die über bürokratische Verpflichtungen für Unternehmen nicht erreicht werden können”, kritisiert Jöbstl.

Alternative im Kampf gegen Entwaldung

Mit Blick auf die bevorstehende Wahl zum Europäischen Parlament plädieren die Verbände aus Österreich, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei und Slowenien für eine umfassende Folgenabschätzung der bisherigen Green-Deal-Beschlüsse und ihrer Wechselwirkungen für die Wälder und die Wertschöpfungskette Forst- und Holzwirtschaft. Perspektivisch ist die EUDR nach der Wahl zum Europäischen Parlament im Juni 2024 grundsätzlich zu hinterfragen und zu überarbeiten.

Die Verbände der Holzindustrie regen zudem wirksamere Alternativen im Kampf gegen die weltweite Entwaldung an. Die EU verfügt über die exklusive Zuständigkeit für internationale Handelsabkommen. “Diese Kompetenz sollte die EU nutzen und Vereinbarungen mit Drittstaaten treffen, um Sozial- und Umweltstandards zu fördern. Es ist ein Systembruch in der Rechtssetzung, politische Ziele über die Androhung von Strafen auf die Ebene der Unternehmen abzuwälzen”, so Herbert Jöbstl abschließend.

Das gesamte Papier finden Sie als PDF zum Download.

Über uns

Der Fachverband der Holzindustrie Österreichs vertritt die Interessen von fast 1.300 holzverarbeitenden Unternehmen in der Bauprodukt-, Möbel-, Platten-, Säge- und Skiindustrie sowie in weiteren holzverarbeitenden Betrieben wie der Palettenherstellung. Die Unternehmen der Holzindustrie stellen mit rund 28.000 Beschäftigten Produkte im Wert von 11,45 Milliarden Euro her und erwirtschaften einen Außenhandelsüberschuss von 1,8 Milliarden Euro. Innerhalb der Wertschöpfungskette Holz ist die Holzindustrie ein Schlüsselsektor und Ausgangspunkt für viele weitere Verwendungsmöglichkeiten für Holz. Entlang der Wertschöpfungskette Forst- und Holzwirtschaft sind mehr als 300.000 Menschen beschäftigt, besonders in den ländlichen Regionen. Die Holzindustrie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der österreichischen Wirtschaft.

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