Unternehmensgründungen auf Rekordhoch

Im ersten Halbjahr 2019 wurden im Schnitt pro Tag 133 neue Unternehmen gegründet, so viele wie nie zuvor.

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Die heimische Gründerszene wächst: Im ersten Halbjahr 2019 gab es jeden Tag 133 Neugründungen – um sieben mehr als im Vorjahreszeitraum. Schwieriger als das Gründen selbst gestaltet sich jedoch der Erhalt einer Firma, denn in der Wachstumsphase mangelt es in Österreich öfter an ausreichender Finanzierung. Zudem kann der Fachkräftemangel zum Hindernis werden. 

Insgesamt 17.297 Neugründungen gab es im ersten Halbjahr 2019. “Das ist der beste Wert für ein Halbjahr, den wir je hatten, seit es die Statistik gibt”, erklärt WKÖ-Präsident Harald Mahrer. Das Plus von 5,3 Prozent zum ersten Halbjahr 2018 ist den Daten zufolge zudem der zweithöchste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen. Inklusive “selbstständiger Personenbetreuer” (meist Pflegepersonal) belief sich die Zahl der Gründungen auf 20.668.

Trotz der Prognosen der Wirtschaftsforscher – zuletzt im WKÖ-Wirtschaftbarometer -, dass der Höhepunkt des konjunkturellen Wachstums überschritten ist, ist der Trend zur Selbstständigkeit also ungebrochen. Besonders erfreulich ist für Mahrer auch, dass 44,3 Prozent der Unternehmen von Frauen gegründet wurden. Die wichtigsten Motive für die Neo-Unternehmerinnen und Unternehmer sind einer aktuellen Umfrage des WKÖ-Gründerservice zufolge:

  • der eigene Chef/die eigene Chefin sein (72%)
  • flexiblere Zeit- und Lebensgestaltung (71%)
  • Verantwortung im eigenen Unternehmen (64%)

Die Schwierigkeit besteht jedoch häufig weniger darin, ein Unternehmen zu gründen, als ein solches auch am Leben zu erhalten.  Besonders erfreulich: Fast zwei Drittel aller Neugründungen sind nach 5 Jahren immer noch am Markt erfolgreich tätig (rund 65%) Nach drei Jahren sind 3 von 4 der neugegründeten Unternehmen noch am Markt erfolgreich, nach sieben Jahren noch über 55%. 

Mit ein Grund für dieses großartige Ergebnis ist für Mahrer die professionelle Unterstützung des Gründerservice der Wirtschaftskammern: In den über 90 Standorten in ganz Österreich gab es 2018 rund 228.000 Kontakte und 43.400 Beratungen. Etwa 38.000 elektronische Gewerbeanmeldungen wurden 2018 über die WKO durchgeführt.

Während die Finanzierung neuer Unternehmen am Anfang, in der ersten Gründungsphase, meist noch leicht möglich ist, kann es vor allem in der wichtigen, darauffolgenden Wachstumsphase zu finanziellen Engpässen kommen. “Da haben wir in Österreich einen gigantischen Nachholbedarf”, sagt Mahrer. “Österreich ist traditionell ein klassisches Fremdkapitalfinanzierungsland und kein Eigenkapital- bzw. Eigenkapitalfinanzierungsland.” Unternehmen finanzieren sich also noch immer vor allem über klassische Bankkredite und weniger über privates Investorenkapital.

Diese Art der Unternehmensfinanzierung gilt es Mahrer zufolge zu stärken. Dazu wären Anreize wie ein Beteiligungsfreibetrag oder eine Befreiung solcher Investments von der Kapitalertragssteuer (KESt) sinnvoll. In diesem Zusammenhang hofft der WKÖ-Präsident, dass die kommende Regierung für kleinere Unternehmen – nicht notwendigerweise nur für Gründer – “etwas im Investitionsbereich macht”. Das sei neben der Senkung der Lohnnebenkosten und der Unternehmenssteuern eine der zentralen Forderungen der WKÖ in Bezug auf Gründer: “Investitionen begünstigen”. Dies kann aus Sicht des WKÖ-Präsidenten sowohl über Freibeträge oder geänderte Abschreibungsregeln für geringfügige Wirtschaftsgüter, als auch über steuerliche Attraktivierung von Investitionen von außen geschehen.

Suche nach Fachkräften problematisch

Neben mangelndem Kapital in der Wachstumsphase kann für Gründer zudem die Suche nach Fachkräften zum Hindernis werden. Mehr als 10.000 Fachkräfte würden nach wie vor im IT-Bereich fehlen, so Mahrer. Allerdings sei der Fachkräftemangel ein europaweites und kein österreichisches Spezifikum. In ganz Europa würden rund 500.000 IT-nahe Fachkräfte fehlen. 

© WKÖ

Den häufig aus der Start-Up-Szene gebrachten Vorwurf, die GmbH sei keine gut geeignete Gesellschaftsform für Gründer, lässt WKÖ-Präsident Mahrer so nicht stehen. Die Art der Gesellschaftsform sei in der Gründungsphase erstmal zweitrangig für Unternehmer. Erst wenn externe Geldgeber ins Spiel kommen – beispielsweise bei Technologiegründungen – wird diese relevant. Dann sei die GmbH jedoch eine sinnvolle Rechtsform, die gerade von Risikokapitalgebern besonders geschätzt werde. “Denn die Partner steigen nur ein, wenn das Unternehmen eine Körperschaft ist”, erklärt Mahrer. 

Die Überlebenschancen für Jungunternehmen in Österreich seien jedoch trotz aller Probleme “ausgesprochen gut”, sagt Mahrer. Wie die aktuellen Daten zeigen, sind fünf Jahre nach der Gründung immer noch rund zwei Drittel aller Unternehmen im Geschäft. Den durchschnittlichen Gründer könne man im Übrigen nicht wirklich charakterisieren, denn die Szene sei sowohl nach demografischen Merkmalen als auch nach Branchen dafür zu bunt gemischt. “Ich bin froh, dass es den durchschnittlichen Gründer so gar nicht gibt”, sagt Mahrer: “Ein bunter Mix spricht nicht zuletzt auch für die Stabilität der Wirtschaft.”

(wko.at)