Safer Internet Day: Verschlüsselungsverbot hebelt die Sicherheit vieler Software-Lösungen aus

Fachverband UBIT warnt: Verschlüsselungs-Hintertüren sind nicht nur ethisch bedenklich, sondern schwächen auch die Wirtschaft

Cyber Secyrity
© ENVATO

Der 9. Februar steht ganz im Zeichen der Internetsicherheit: Der seit 2003 in Österreich stattfindende Safer Internet Day weist auf die Gefahren, die das Internet bergen kann, und wie diese abgewendet werden können, hin. Nach den jüngsten Terrorangriffen in Wien und Frankreich wurde der Wunsch nach uneingeschränktem Zugriff auf sensible Daten durch Behörden immer lauter. Ein solcher würde  allerdings die Datensicherheit  aufheben. So verlangen zahlreiche EU-Länder eine “Verschlüsselungs-Hintertür”, um auf verschlüsselte Daten zugreifen zu können. “Software ist entweder völlig sicher oder völlig unsicher. Jede noch so kleine ‚Hintertür‘ in der Verschlüsselung hebelt jegliche Sicherheit aus. Die Idee ‚Sicherheit durch und trotz Verschlüsselung‘ zu gewährleisten, ist absurd” warnt Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und unterstreicht: “Am heurigen ‚Safer Internet Day‘ möchten wir darauf hinweisen, dass wirksame Verschlüsselung ein wesentlicher Bestandteil einer sicheren Nutzung des Internets für alle ist.”

Absage der EU-Kommission als Lichtblick

Die Absage seitens der EU-Kommission, einer Regelung zum Verschlüsselungsverbot stattzugeben, lässt aufatmen. Doch der Grat zwischen geschützter Kommunikation und Datenaufbewahrung und Überwachung auf Kosten der Privatsphäre ist schmal, betont Harl: “Wenn auch nur ein Land eine solche ‚Hintertür-Regelung‘ freigibt, folgen sicherlich mehrere nach. Wir dürfen daher nicht nachlassen, weiter zu appellieren: Sichere Kommunikation ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie und zur sicheren Kommunikation gehört die Verschlüsselung.” Zudem müssten Unternehmen und Privatpersonen um ihr geistiges Eigentum fürchten, wenn die Sicherheitsmechanismen der Cloud-Systeme, in denen sie gespeichert sind, oder die E-Mail-Systeme, mit denen sie kommuniziert werden, im Endeffekt ausgehebelt werden können.

Sichere Cloudlösungen anstatt EU-Entschlüsselung

Martin Puaschitz, IT-Sprecher des Fachverbandes UBIT, schlägt in dieselbe Kerbe. Auch er sieht den Vorschlag einer Verschlüsselungs-Hintertür nicht nur als ein Sicherheitsrisiko, sondern auch als extrem aufwendig und wenig erfolgversprechend an: “Die Verschlüsselung eines sicheren Systems aufzuheben, öffnet vor allem Hintertüren und verhindert defacto eine sichere End-to-End-Verschlüsselung . Sinnvoller ist es, in sichere, lokale Cloudlösungen zu investieren und Serviceprovidern für diese Lösungen mit Steuererleichterungen entgegenzukommen.” Harl: “Datenschutztechnisch bedenkliche Maßnahmen, wie etwa die neuen Nutzungsbedingungen von WhatsApp, kombiniert mit einer potenziell zwecklosen End-to-End-Verschlüsselung, machen deutlich, wie wichtig heimische Anwendungen sind, die Daten, Kontrolle und Wertschöpfung im Land behalten.”

Terrorismusbekämpfung auf Kosten der Persönlichkeitsrechte

Ein Aushöhlen von sicheren Verschlüsselungslösungen wird vor allem Menschen treffen, die sich an Recht und Gesetz halten – also der Löwenanteil der Bevölkerung. Andere werden auf weitere oder selbstentwickelte Kommunikationsdienste umsteigen, um weiterhin verdeckt zu agieren. Die Position des FV UBIT: Sichere Kommunikation ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie. Sie darf nicht auf Kosten der Persönlichkeitsrechte der Bevölkerung und der Grundrechte wie Freiheit, Bürgerrechte oder justizielle Rechte aufgegeben werden. “Der Fachverband UBIT spricht daher ein klares Nein zum EU-Zugriff auf verschlüsselte Daten aus” sagt Alfred Harl. (PWK067/ES) 

Der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT)

Mit mehr als 73.000 Mitgliedern gehört der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) zu den größten und dynamischsten Fachverbänden der Wirtschaftskammer Österreich. Er nimmt die Interessen der Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Bereichen Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie wahr. Ziel ist es, berufsrelevante Rahmenbedingungen zu optimieren und dem Markt die Leistungen der Berufsgruppen zu kommunizieren. Mitglieder können umfangreiche Beratungs- und Serviceleistungen in Anspruch nehmen.

(WKO.AT)

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