S.E. Donatas Kušlys, Botschafter von Litauen: Die weltumfassende Krise fordert alle Lebensbereiche heraus

Wir haben die Botschafterinnen und Botschafter der diplomatischen Gemeinschaft in Wien befragt, um herauszufinden wie die Botschaften ihre diplomatischen Aktivitäten im Ausnahmezustand organisiert haben, über die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung und Rettung der Wirtschaft, sowie wie sie die private Zeit in Zeiten der Pandemie verbringen und was sie zuerst machen werden, nachdem die aktuelle Situation beendet ist.

Wir sprachen für Diplomacy and Commerce Austria mit S.E. Donatas Kušlys, Botschafter der Republik Litauen in der Republik Österreich.

Wie hat sich die aktuelle Situation auf die Aktivitäten der Botschaft ausgewirkt?

Die Botschaft der Republik Litauen hat die Empfehlungen der österreichischen Regierung befolgt und die Arbeit überwiegend auf Mobile Office umgestellt. Nichtsdestotrotz ist ein Mitarbeiter während der Arbeitsstunden in der Botschaft stets anwesend. Auf dem Höhepunkt der Pandemie haben Kolleginnen und Kollegen der Botschaft unsere Bürgerinnen und Bürger sogar rund um die Uhr beraten. Die Botschaft hat sich mit aller Kraft darum bemüht, litauischen Bürgerinnen und Bürgern die Rückreise in die Heimat zu ermöglichen.

Wie kommentieren Sie die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung und Rettung der Wirtschaft?

Die weltumfassende Krise fordert alle Lebensbereiche heraus: unsere Gesundheitsvorsorge, die soziale Absicherung, die Beschäftigung und die psychische Verfassung der Bevölkerung. Schnelle und entschlossene Maßnahmen der österreichischen Regierung haben die Ausbreitung des Virus im Land eingedämmt. Die Maßnahmen zur Unterstützung der österreichischen Wirtschaft sind ebenfalls breit gefächert, ihre Wirkung lässt sich jedoch nicht kurzfristig messen. Daher glaube ich, dass es nur langfristig zu erkennen ist, ob die getroffenen Maßnahmen österreichische Betriebe und private Unternehmerinnen und Unternehmer angemessen vor der Insolvenz oder dem Konkurs gerettet haben. Die umfassenden Hilfsinstrumente der österreichischen Regierung lassen mit einem positiven Ergebnis rechnen.
Ebenso wurden dringende Maßnahmen auch in Litauen ergriffen. Die Regierung setzt einen Maßnahmenplan zur Unterstützung der Wirtschaft um. Die Ausbreitung des Coronavirus ist in Litauen unter Kontrolle und das Land ist, unter Berücksichtigung aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, auf dem Weg in die “neue Normalität”.

Foto: Peter Lechner / HBF

Wie verbringen Sie Ihre private Zeit in Zeiten der Pandemie?

Seit alle sozialen Kontakte auf ein Minimum eingeschränkt sind, habe ich mehr Zeit zum Lesen. Zwar sind die zuletzt angewachsenen Bücherstapel inzwischen kleiner geworden, aber noch nicht verschwunden. Bei schönem Wetter pflege ich die Blumenbeete auf meiner Terrasse. Sicherlich verbringe ich mehr Zeit vor dem Fernseher, fahre jedoch am Wochenende mit dem Rad entlang der Donau oder gehe in den Parks spazieren.

Was werden Sie zuerst machen, nachdem die aktuelle Situation beendet ist?

Seit langem habe ich meine Eltern nicht gesehen und würde sie als Erstes in Litauen besuchen. Üblicherweise sind Feiern wie Ostern ein Familienfest und ein Anlass zum Treffen an einer gemeinsamen Tafel. Das diesjährige Osterfest der Familie fand, wie vieles derzeit, in einer Videokonferenz statt. Genauso vermisse ich Museums- und Theaterbesuche und hoffe sehr, dass das Schwimmbad alsbald wiedereröffnet wird.

Svetlana Nenadovic-Glusac