Wir arbeiten entlang des sogenannten Wissensdreiecks: Innovation, Edukation & Business Creation
EIT Manufacturing ist eine im Jahr 2018 gegründete Wissens- und Innovationsgemeinschaft mit Hauptsitz in Paris, die vom Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT) unterstützt wird. Das EIT, finanziert durch EU-Gelder, ist ein wesentlicher Bestandteil des EU-Forschungsrahmenprogramms Horizon Europe.
Die österreichische Niederlassung des EIT Manufacturing, das Co-Location Center (CLC) East wurde im April 2020 als EIT Manufacturing East GmbH in Wien gegründet. Die Region des CLC East umfasst 12 Länder in Zentral- und Osteuropa: Österreich, Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien, die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern. Alle diese Länder, außer Österreich, sind sogenannte EIT RIS-fähige Länder. Das Regional Innovation Scheme (RIS) zielt darauf ab, die Zielländer – Regionen mit mäßiger oder moderater Innovationsleistung – in ihrer Innovationstätigkeit besonders zu fördern.
Für das Magazin Diplomacy and Commerce Austria sprachen wir mit Herrn Ing. Mag. Johannes Hunschofsky, Geschäftsführer des EIT Manufacturing CLC East in Wien, überdie Gründung von EIT Manufacturing in Österreich, die Ziele und Aufgaben dieses jungen Unternehmens sowie über das kürzlich in Wien durchgeführte Start-up-Programm “Discover Vienna: Manufacturing Edition”.
Wie kam es zur Gründung von EIT Manufacturing sowie Ihrer Niederlassung in Wien? In welchen Ländern gibt es noch Schwesterunternehmen?
Im Jahr 2018 hat ein Konsortium bestehend aus 50 Industrieunternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen aus ganz Europa vom Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT) den Zuschlag bekommen, eine Wissens- und Innovationsgemeinschaft für den Bereich der produzierenden Industrie zu gründen. Das EIT Manufacturing wurde als europäische Organisation mit Hauptsitz in Paris aufgestellt, unterstützt und vertreten durch Niederlassungen verteilt auf ganz Europa. Diese sogenannten Co-Location Centers wurden in den industriestärksten Regionen Europas etabliert: Göteborg in Schweden, Darmstadt in Deutschland, Mailand in Italien, San Sebastian in Spanien und hier in Wien. Wir haben unseren Sitz im Technologiezentrum Seestadt, wo ein Wiener Innovationshub für die produzierende Industrie aufgebaut wird.
Was sind die Hauptaufgaben und Ziele von EIT Manufacturing und besonders von Ihnen, im CLC East?
Das Hauptziel von EIT Manufacturing ist es, europäische Vertreter der Fertigungsindustrie in Innovationsökosystemen zusammenzubringen und zu vernetzen, um Innovationen im Bereich „Manufacturing“ und damit die strategische Weiterentwicklung und nachhaltige Ausrichtung der Fertigungsindustrie in Europa zu fördern. Wir arbeiten entlang des sogenannten Wissensdreiecks bestehend aus Innovation, Bildung (Education) und Unternehmensentwicklung (Business Creation). In der CLC East Region bedienen wir 12 Länder. Davon sind elf berechtigt, an den Programmen des EIT Regional Innovation Scheme (RIS) teilzunehmen. Das bedeutet, dass es für Teilnehmer*innen an EIT Manufacturing Aktivitäten aus diesen Ländern spezielle Fördermöglichkeiten und Programme gibt. In den meisten dieser Länder hat EIT Manufacturing Vertretungen, sogenannte Hubs. Wir arbeiten in den Ländern der CLC East Region besonders eng mit lokalen Behörden zusammen, um auf die regionalen Besonderheiten angepasste Programme und Aktivitäten organisieren und anbieten zu können. Bei allen unseren Initiativen greifen wir auf ein europäisches Netzwerk an Experten zurück, die uns mit ihren Erfahrungen und Fähigkeiten unterstützen.
In Wien haben wir mittlerweile ein Team bestehend aus 14 Kolleg*innen, die unsere Aktivitäten koordinieren. Für Österreich haben wir dieses Jahr mit Unterstützung des BMK, BMDW und der FFG das Pilotprojekt MIT.IC.AT (Manufacturing. Innovation. Technology. InterConnect Austria) gestartet, das darauf abzielt, österreichische Firmen aus dem Produktionsumfeld, besonders Klein- und Mittelbetriebe (KMU) sowie Start-ups, verstärkt in die Aktivitäten von EIT Manufacturing zu integrieren.
Das Innovationsnetzwerk EIT Manufacturing East agiert als Verein. Wie viele Mitglieder hat Ihr Unternehmensnetzwerk aktuell, und können Sie uns sagen, welche Industrieunternehmen darunter sind?
Gestartet hat das Konsortium 2018 mit 50 teilnehmenden Organisationen. Wir sind immer bestrebt, unser Netzwerk weiter auszubauen. Mittlerweile zählen wir schon über 70 Mitglieder aus 18 europäischen Ländern. Davon sind circa 50 % Industrieunternehmen, 25 % Universitäten und 25 % Forschungseinrichtungen. Auch bei der Aufnahme neuer Partner in das Konsortium versuchen wir, dieses Verhältnis beizubehalten. Damit wollen wir sicherstellen, dass unsere Innovationsprojekte und Programme die derzeitigen und zukünftigen Bedürfnisse der Industrie und des Marktes widerspiegeln. In Österreich sind beispielsweise die Industrieunternehmen Atos, Magna und die voestalpine High Performance Metals GmbH als Partner bei EIT Manufacturing dabei. Europaweit sieht man weitere renommierte Namen wie Volkswagen, Kuka, Volvo, Philips oder Procter & Gamble im Partnerkonsortium.
Ab 2022 öffnen wir die Teilnahme für Klein- und Mittelbetriebe mit einer neu organisierten Mitgliederstruktur. Zusätzlich zu großen Industrieunternehmen können dann auch mittelgroße Firmen (bis 2.000 Mitarbeiter*innen), KMU (bis 250 Mitarbeiter*innen) und Start-ups (bis 10 Mitarbeiter*innen) mit reduzierten Mitgliedsbeiträgen am Konsortium des EIT Manufacturing teilnehmen.
Kürzlich hat das EIT Manufacturing CLC East zum ersten Mal das Programm “Discover Vienna: Manufacturing Edition” in Wien organisiert. Wie viele Teilnehmer waren an diesem Programm beteiligt, und aus welchen Ländern?
Obwohl wir das Programm „Discover Vienna: Manufacturing Edition“ zum ersten Mal organisiert haben, bestand sehr großes Interesse und wir haben viele Bewerbungen aus neun verschiedenen Ländern erhalten. Nach Bewerbungsschluss hat eine interne Jury die eingereichten Bewerbungen evaluiert und insgesamt acht Start-ups mit den innovativsten Ideen und Lösungen im Bereich Industrie 4.0 ausgewählt, um am zweiwöchigen Intensivprogramm im November in Wien teilzunehmen. Die Start-ups kamen aus Bulgarien, Kroatien, Serbien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn.
Im Gespräch mit einigen Teilnehmern des „Discover Vienna: Manufacturing Edition“-Programms haben wir erfahren, dass diese mit der Organisation des Programms und der Unterstützung durch Ihr Team sehr zufrieden waren. Was beinhaltete das Programm, das Sie während des Wien-Aufenthalts für die Teilnehmer vorbereitet hatten?
Das Ziel des Programms „Discover Vienna: Manufacturing Edition” ist es, den Start-ups die Marktdynamiken in Österreich näherzubringen und sie mit dem Start-up-Ökosystem in Wien vertraut zu machen. Während des zweiwöchigen Programms im November bekamen die Vertreter*innen der Start-ups Co-Working-Arbeitsplätze in unseren Büros im Technologiezentrum Seestadt zur Verfügung gestellt. Dort konnten sie mit dem gesamten CLC East-Team zusammenarbeiten, und sich mit den anderen Teilnehmer*innen des Programms austauschen.
Das Programm wurde in Kooperation mit der Wirtschaftsagentur Wien organisiert. Gemeinsam konnten wir über 20 verschiedene Programmpunkte, Meetings und Trainings für die Start-ups auf die Beine stellen. Das waren unter anderem Expertengespräche über diverse Geschäfts- und Technologiethemen, und Netzwerkveranstaltungen mit Investoren und Firmenpartnern. Als Unterstützer des Programms waren unsere österreichischen EIT Manufacturing Partner ATOS, TU Wien und voestalpine High Performance Metals GmbH an Bord. Zusätzlich konnten wir eine ganze Reihe hochkarätiger und bekannter Organisationen gewinnen, die sich mit spezialisierten Vorträgen, Workshops und Beratungen am Programm „Discover Vienna: Manufacturing Edition“ beteiligt haben. Darunter waren die Pilotfabrik Industrie 4.0 der TU Wien, Infineon, Borealis, Kapsch BusinessCom, Incus, d4pro, die Austrian Business Agency (ABA), Round2Capital, Austria Wirtschaftsservice (aws) und die österreichische Forschungsförderungsgesellscha
Durch die Mithilfe aller dieser Partner konnten wir den Teilnehmer*innen ein abwechslungsreiches und vor allem wertvolles Programm anbieten, das ihnen dabei hilft, auf dem österreichischen Markt Fuß zu fassen. Manche der Start-ups konnten während der Sessions bereits vielversprechende Kontakte knüpfen.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Teilnehmer des ersten „Discover Vienna: Manufacturing Edition“-Programms ausgewählt?
Unsere interne Jury hat eine sehr umfassende Beurteilung jeder einzelnen Bewerbung durchgeführt. Die Kriterien zur Evaluierung der Start-ups sollten sicherstellen, dass die angebotenen Lösungen innovativ, marktfähig und attraktiv für die Fertigungsindustrie sind. Beispielsweise gibt es Start-ups, die sehr spezifische Marktanforderungen und Kundenbedürfnisse mit neuen und innovativen Lösungsansätzen adressieren. Diese sind zwar meist sehr attraktiv, jedoch benötigt man auch ein gewisses Marktpotential, um erfolgreich zu sein. Aus diesem Grund haben wir den potenziellen Markt, mögliche Mitbewerber und das angebotene Alleinstellungsmerkmal der Start-ups genauer unter die Lupe genommen.
Des Weiteren haben wir uns die Teams hinter den Start-ups angesehen, ihre Expertise und Kenntnisse. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ein starkes Team positiv mit dem geschäftlichen Erfolg des Start-ups korreliert. Zu guter Letzt wurde bewertet, ob die angebotenen Technologien und Services strategisch zu den derzeitigen Bedürfnissen des Fertigungssektors passen. Mit dieser detaillierten Evaluierung wollten wir sicherstellen, dass wir die Start-ups mit dem größten Potential für das Programm auswählen.
Können Sie uns Ihre Eindrücke zusammenfassen und sagen, ob Sie mit dem Erreichten zufrieden sind und ob die Jungunternehmer von der Teilnahme an Ihrem Programm profitiert haben?
Wir sind höchst zufrieden mit dem Ergebnis des ersten „Discover Vienna: Manufacturing Edition“-Programms. Von den Teilnehmer*innen haben wir durchwegs sehr positives Feedback erhalten. Die Start-ups sahen das Programm als eine hervorragende Möglichkeit, um Industrieunternehmen kennenzulernen, sich mit potenziellen Kooperationspartnern zu vernetzen und Zugang zum österreichischen Markt zu bekommen. Viele haben sich auch persönlich noch einmal bei mir gemeldet und sich bedankt.
Auf der anderen Seite konnten wir auch der Wiener Fertigungsszene das große Innovationspotenzial von Start-ups in der CEE-Region demonstrieren. Alle Start-ups des Programms bieten wettbewerbsfähige Lösungen mit klarem Nutzen für die Kunden am europäischen Markt. Auch viele unserer Firmenpartner haben uns eine sehr gute Rückmeldung zum Programm gegeben und bereits den Wunsch geäußert, bei der nächsten Ausgabe von „Discover Vienna: Manufacturing Edition“ wieder dabei zu sein.
In Anbetracht der Tatsache, dass Sie mit Start-up-Unternehmen aus dem Ausland zusammenarbeiten, welche Art der Zusammenarbeit haben Sie mit den diplomatischen Vertretungen dieser Länder, und sehen Sie Raum, diese Zusammenarbeit mit den Botschaften zu vertiefen?
Wir sind sehr daran interessiert, starke Kontakte mit den diplomatischen Vertretungen der Länder aus der CLC East-Region aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Die Botschaften sind für Start-ups wichtige Unterstützer in ihren Internationalisierungsstrategi
Das kann das EIT Manufacturing:
• Vernetzung von Industrie, Universitäten und Forschungseinrichtungen in ganz Europa
• Jährliche Projektausschreibung
• Business Creation Support für Start-ups, Scale-ups und KMU
• Aus- und Weiterbildungen, Master- und PhD-Programme
• Förderung von Innovationsprojekten
• AGORA – das erste soziale Netzwerk für die Fertigungsindustrie
• Skills.move – Guided Learning Platform
Text: Svetlana Nenadovic Glusac