I.E. Cristina Fraile Jimenez de Munana, Botschafterin vom Königreich Spanien- INTERVIEW (D& ENG)

Die Diplomatie und die Politik sind nach wie vor männlich geprägte Berufsfelder

Als Hommage an den Internationalen Weltfrauentag haben wir mit derzeit in Österreich amtierenden Botschafterinnen für das Magazin Diplomacy and Commerce gesprochen, so auch mit I.E. Cristina Fraile Jimenez de Munana, Botschafterin vom Königreich Spanien in der Republik Österreich.

Ist es für Frauen in der Politik und Diplomatie schwieriger als für männliche Kollegen, und müssen sich Frauen in Führungspositionen stärker beweisen?

Ob es für Frauen schwieriger ist als für Männer, ist nicht die Frage, die wir uns stellen müssen. Es gibt Zahlen dazu und die zeigen, dass es in der Diplomatie deutlich weniger Frauen als Männer gibt, das Gleiche gilt auch für Führungspositionen. Die Diplomatie und die Politik sind nach wie vor männlich geprägte Berufsfelder. In den jüngeren Generationen ist der Frauenanteil größer, aber einfach nur abzuwarten, bis diese an Führungspositionen gelangen, ist nicht genug. Die Diplomatie, und auch die Politik, müssen die Gesellschaft, für die sie arbeiten, repräsentieren. Und die Gesellschaft ist zu über 50% weiblich.

Wo ist, Ihrer Meinung nach, der Schlüssel zum Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter in Ländern, in denen Frauen noch nicht alle Rechte haben? Ist die Schulbildung die Lösung?

Hier gibt es nicht nur eine Antwort. Es spielen viele Faktoren mit. Bessere Bildung muss es für alle geben, für Buben und für Mädchen, in völliger Gleichberechtigung. Gesetzesänderungen sind dort notwendig, wo Mädchen und Frauen nach wie vor diskriminiert werden, ihnen der Zugang zu gleicher Bildung, gleicher Gesundheitsversorgung oder Arbeit zu gleichen Konditionen verwehrt wird. Gegen Einkommensunterschiede, die es in allen Ländern gibt, muss etwas unternommen werden. Schulbildung ist sehr wichtig, aber wir können nicht warten, bis die Schulkinder von heute erwachsen sind und Entscheidungen treffen können. Wir müssen schon jetzt handeln.

Vor welchen weiteren Herausforderungen stehen Frauen in der Zukunft, und wo sehen Sie eine Lösung für sie?

Es gibt immer noch viele Arten von Diskriminierung. Manche sind alt, andere werden durch die sozioökonomische Krise infolge der Pandemie verstärkt. Diese betrifft Frauen ganz besonders, weil sie in vielen Ländern in den Gesundheitsberufen stark vertreten sind und so in dieser gesundheitlichen Notlage an vorderster Front stehen. Es gibt viele andere Formen von Diskriminierung, die schlimmste ist die geschlechtsspezifische Gewalt. Oft handelt es sich um komplexe Probleme, die komplexe, koordinierte Antworten verlangen, die alle einbeziehen müssen, Männer und Frauen, öffentliche Stellen, private Unternehmen, internationale Organisationen und die Zivilgesellschaft. Der erste Schritt ist, sich des Problems und seiner Dimension bewusst zu sein. Dann kann beginnen, es gemeinsam aus dem Weg zu schaffen.

Das UN Motto für das Jahr 2021 lautet „Frauen in Führungspositionen: Eine gleichberechtigte Zukunft in einer COVID-19-Welt erreichen“, wie ist Ihre Meinung dazu?

Ich unterstütze die Initiative der Vereinten Nationen um die Gendergerechtigkeit voll und ganz. Gesellschaften sind fairer, wenn sie gleichberechtigt sind, wenn sie all ihren Mitgliedern, Männern und Frauen, die gleichen Rechte und Chancen zugestehen. Sie sind auch erfolgreicher, wenn sie Frauen vollständig und zu gleichen Bedingungen in den Arbeitsmarkt integrieren. Und ausgewogene Regierungsteams sind repräsentativer.

English

H.E. Cristina Fraile Jimenez de Munana,  Ambassador of the Kingdom of Spain to the Republic of Austria

Diplomacy and politics are still male occupations

As a tribute to International Women’s Day for Diplomacy and Commerce Austria, we spoke to the current female ambassadors in Austria, including H.E. Cristina Fraile Jimenez de Munana, Ambassador of the Kingdom of Spain to the Republic of Austria.

Is more difficult for women in politics and diplomacy than for their male colleagues, women in management positions have to prove themselves more?

Whether it is more difficult for women than for men is not the question we have to ask ourselves. There are figures on this and they show that there are significantly fewer women than men in diplomacy, and the same applies to management positions. Diplomacy and politics are still male occupations. In the younger generations, the proportion of women is higher, but just waiting for them to get into management positions is not enough. Diplomacy, and politics too, must represent the society for which they work. And more than 50% of the societies are female.

Where do you think is the key to tackling gender equality in countries where women do not yet have all rights? Is schooling the solution?

There isn’t just one answer here. Many factors play a role. There must be better education for everyone, for boys and girls, with complete equality. Changes to the law are necessary wherever girls and women are still discriminated against or denied access to the same education, the same health care or work on the same conditions. Something must be done to counter the income differences that exist in all countries. Schooling is very important, but we cannot wait for today’s school children to grow up and make decisions. We have to act now.

What other challenges will women face in the future and where do you see a solution for them?

There are still many types of discrimination. Some are old, others are exacerbated by the socio-economic crisis that followed the pandemic. This particularly affects women because they are strongly represented in the health professions in many countries and are therefore at the forefront of this health emergency. There are many other forms of discrimination, the worst of which is gender-based violence. Often these are complex problems that require complex, coordinated responses that need to involve everyone, men and women, public authorities, private companies, international organizations and civil society. The first step is to be aware of the problem and its dimensions. Then it can start to get it out of the way together.

UN motto for 2021 is “Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world” what is your opinion on this?

I fully support the United Nations initiative on gender justice. Societies are fairer when they are equal, when they allow all their members, men and women, the same rights and opportunities. They are also more successful if they fully integrate women into the labor market on an equal footing. And balanced government teams are more representative.

Text: Svetlana Nenadovic-Glusac

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