Die Wiener Staatsoper, die Grande Dame am Ring, ist eines der bekanntesten Opernhäuser der Welt.
Der Bau dieses monumentalen Gebäudes begann im Jahr 1861 nach den Plänen der Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll im Stil der Neorenaissance. Der Bau dauerte acht Jahre, und Josef Hlávka, ein berühmter Bauunternehmer dieser Zeit, war der Baumeister.
Am 25. Mai 1869 wurde das Haus mit Mozarts Don Juan in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth feierlich eröffnet. Ein Ereignis, das nicht nur die Wiener Öffentlichkeit mit Spannung verfolgte, sondern das auch außerhalb der Grenzen des Habsburgerreichs große Beachtung fand.
Seit ihrer Eröffnung bis heute war die Wiener Staatsoper ein Ort, an dem sich die Elite des alten Wien versammelte und der ein Zentrum der kulturellen Ereignisse der Stadt darstellte.
Die Zeiten haben sich geändert, aber die Grande Dame am Ring blieb ein Synonym für die Kultur Europas – und darüber hinaus.
Auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ der Wiener Staatsoper aufzutreten bedeutete für viele Künstler alles, und ein Engagement in ihr brachte Erfolg und Ruhm.
Der einzige dunkle Schatten in der Geschichte des Hauses sind die Jahre von 1938 bis 1945, als im Nationalsozialismus viele Mitglieder des Hauses verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Am 12. März 1945 wurde das Haus am Ring von Bomben getroffen, und nur die Hauptfassade, die Feststiege und das Schwindfoyer blieben verschont. Nach dem Wiederaufbau wurde die Wiener Staatsoper mit einem neuem Zuschauerraum und modernisierter Technik glanzvoll mit Beethovens Fidelio am 5. November 1955 wiedereröffnet.
Während all dieser Jahre traten zahlreiche eminente Künstler von Maria Callas bis Anna Netrebko, von Giuseppe di Stefano bis Luciano Pavarotti und Placido Domingo, von berühmten Dirigenten wie Herbert von Karajan bis Zubin Mehta und viele weitere anerkannte Namen aus der Welt der Musik und des Balletts in der Wiener Staatsoper auf.
Die Zeiten, Künstler, Besucher, Direktoren und die Verwaltung änderten sich, jedoch blieb eines stets gleich – der Flair, der in der Grande Dame am Ring schon seit 150 Jahren zu spüren ist.
Wer einmal die Magie dieses Gebäudes erlebte, wird sich immer wieder wünschen, zurückzukehren. Durch die Logen und Flure schritten viele Kunstliebhaber und Mäzene, es entstanden Liebschaften und Geschäfte wurden abgeschlossen, politische Entscheidungen wurden getroffen und diplomatische Bündnisse eingegangen. Es flossen Tränen in Extase und es wurde in Gesellschaft gelacht. Man tanzte bis tief in die Nacht bei berauschenden Ballnächten des Opernballs.
Den Programmreichtum der Staatsoper in Wien bestätigt die neulich auf einer Pressekonferenz mit Staatsoperndirektor Dominique Meyer dargestellte Spielzeit für die Saison 2019/2020, in der 58 unterschiedliche Opern und 21 Ballette aufgeführt werden sollen.
Dieses Jahr feiert die Wiener Staatsoper ihren 150. Geburtstag und zu diesem Anlass finden auch einige Veranstaltungen statt: am 25. Mai eine Geburtstagsmatinee, am selben Tag die Premiere von Die Frau ohne Schatten und am Sonntag, dem 26. Mai, ein Jubiläumskonzert für alle Wiener, alle Touristen und all diejenigen, die keine Karte mehr bekommen konnten und zwar vor der Oper.
(Svetlana Nenadovic Glusac)