Nur selten kann sich eine Gaststätte mit einer ein paar Jahrhunderte langen Tradition und einer Kundschaft aus vielen berühmten historischen Persönlichkeiten rühmen, wie es mit dem im Zentrum von Wien gelegenen Restaurant „Griechenbeisl“ der Fall ist.
Das Griechenbeisl ist eine der ältesten Gaststätten Wiens und mit seiner über 500-jährigen Tradition zählt es auch zu den ältesten der Welt.
Das heute denkmalgeschützte Gebäude, an der Ecke Fleischmarkt und Griechengasse, wurde erstmals urkundlich 1350 erfasst, als Besitz eines vermögenden „ritterlichen Bürgers“.
Zum ersten Mal wird dieses Lokal im Zusammenhang mit Gastronomie um 1500 erwähnt. In den folgenden Jahren änderte das heutige “Griechenbeisl” den Namen, ausgehend von “Zum gelben Adler”, “Gasthaus Rotes Dachl”, “Zum Goldenen Engel” und “Reichenberger Beisl”, wie es in den alten Schriften geschrieben ist.
Als sich um die Mitte des 17. Jahrhunderts am Fleischmarkt griechische und levantinische Kaufleute ansiedelten, wurde das von ihnen bewohnte Gebiet als Griechenviertel bezeichnet. Dadurch erhielt das Gasthaus seinen heutigen Namen „Griechenbeisl“, aber serviert wird dort allerdings schon immer nur die Wiener Küche.
Das Gebäude, in dem sich das Restaurant „Griechenbeisl“ befindet, lehnt sich noch heute an die Griechenkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit an und besteht aus acht Gasträumen, jeder davon aus einer anderen Zeit: „Zitherstüberl“, „Mark Twain-Zimmer“, „Rundes Zimmer“, „Musikzimmer“, „Carlsbader Zimmer“, und im ersten Stock die „Augustin-Stuben“, die „Kerzenstüberl“, „Biedermeierzimmer“ und „Jagdzimmer“ umfasst.
Im Laufe der Jahrhunderte trafen sich im Griechenbeisl Künstler, Gelehrte und Politiker, speisten und tranken, diskutierten und sinnierten – oft bis in die frühen Morgenstunden.
Schon der weltbekannte Bänkelsänger und Sackpfeifer Marx Augustin („Der liebe Augustin“) im 17. Jahrhundert, und später berühmte Gäste, wie Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Richard Wagner, Johann Strauss, Richard Strauss, Johannes Brahms, Egon Schiele, Friedrich Wilhelm Graf von Bismarck, Mark Twain, Fjodor Iwanowitsch Schaljapin, Ferdinand Graf von Zeppelin, Oskar Kokoschka, Luciano Pavarotti, Johnny Cash, Barry Manilow, Phil Collins und viele andere verewigten sich mit Autogrammen im „Mark Twain Zimmer“.
Text: Svetlana Nenadovic Glusac
Foto: Diplomacy and Commerce Austria