Der charismatische Botschafter, S.E. Kairat Sarybay, beendete sein Studium der Sprachwissenschaften und Orientalistik an der Universität Leningrad und ist seit der Unabhängigkeit Kasachstans im Außenministerium seines Landes beschäftigt. S.E. Kairat Sarybay ist verheiratet und hat vier Kinder. Neben seiner Muttersprache Kasachisch spricht er fließend Deutsch, Englisch, Russisch und Türkisch.
Herr Sarybay war von 1997 Leiter des Protokollservices des Präsidenten Nursultan Nasarbajew sowie von 1997 bis 1998 dessen Pressesprecher. Zwischen 1998 und 1999 war Kairat Sarybay stellvertretender Außenminister Kasachstans.
Ab 1999 war Kairat Sarybay kasachischer Botschafter in der Türkei und ab 2003 Botschafter Kasachstans in Deutschland.
Nach einem diplomatischen Dienst im Ausland war er ab 2007 Mitarbeiter des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew und von 2010 an erneut stellvertretender Außenminister. Seit 2014 ist Kairat Sarybay kasachischer Botschafter in Österreich und ständiger Vertreter Kasachstans bei den Vereinten Nationen in Wien.
In einem Interview für das Magazin „Diplomacy and Commerce“ sprachen wir mit S.E. Kairat Sarybay über den Rücktritt von Nursultan Nasarbajew vom Amt des Präsidenten, die bevorstehenden Wahlen in Kasachstan, die Haltung von Kasachstan gegenüber der neuen Seidenstraße, die Beziehungen zwischen Kasachstan und der EU und darüber, wo er das Potenzial für eine Zusammenarbeit zwischen Österreich und Kasachstan sieht.
Der Gründer Kasachstans und dessen Erster Präsident, Nursultan Nasarbajew, zieht sich aus dem Amt des Präsidenten zurück. Für den 9. Juni sind die Präsidentschaftswahlen angesetzt. Alle Augen sind auf Kasachstan gerichtet. Fürchten die Bewohner von Kasachstan die Zukunft?
Die Bewohner Kasachstans haben keine Furcht vor der Zukunft. Die vergangenen 27 Jahre der Unabhängigkeit waren von signifikanten Reformen gekennzeichnet. Wir haben einen modernen Staat mit einer starken Marktwirtschaft, demokratischen Institutionen und Zivilgesellschaft, entwickeltem Sozialsystem und Gesetzgebung geschaffen. Diese Faktoren erlaubten unserem Staat sich in der Weltöffentlichkeit aktiv zu behaupten, große Investitionen ins Land heranzuziehen, die industrielle und innovative Entwicklung voranzutreiben und zu einer der erfolgreichsten Volkswirtschaften zu werden. In den Worten des Ersten Präsidenten N. Nasarbajew: „Kasachstan hat seinen Staat in vollem Umfang aufgebaut“.
Darum schauen wir zuversichtlich in die Zukunft. Der Rücktritt des Präsidenten N. Nasarbajew und weitere Ereignisse zeigen die normale Entwicklung der Gesellschaft, in strikter Übereinstimmung mit der Verfassung und den Gesetzen der Republik Kasachstan.
Der neue Präsident ist der damalige Vorsitzende des Senats des Parlaments der Republik Kasachstan, K.-Zh. Tokajew. Gemäß der Verfassung des Staates hat der neue Präsident die Entscheidung getroffen, die neuen Präsidentschaftswahlen am 9. Juni 2019 durchzuführen. Für die Bewältigung der Aufgaben der sozioökonomischen Entwicklung ist es notwendig, jede Unbestimmtheit zu beseitigen und ehrliche, offene sowie faire Wahlen abzuhalten. Es sind zurzeit sieben Kandidaten für die Präsidentenwahlen registriert, die verschiedene politische und öffentliche Richtungen der Gesellschaft vertreten.
Alle diese Entscheidungen sind für die Nachfolge der Macht sehr wichtig. Die Tätigkeit der Regierung der Republik Kasachstan sowie aller staatlichen Organe bleibt unverändert. Das betrifft auch die Innen- und Außenpolitik.
Dafür, wie sehr Präsident Nasarbajew von seinem Volk geliebt wird, spricht auch, dass die Hauptstadt Astana durch ein Schnellverfahren in Nur-Sultan umbenannt wurde. Wird einer der nächsten Präsidenten in Zukunft eine solche Popularität wie Nasarbajew erreichen können?
Als Erster Präsident der Republik Kasachstan hat N. Nasarbajew eine besondere Rolle in der Geschichte des Landes gespielt. Und eine der strategischen Entscheidungen des Präsidenten war die Verlegung der Hauptstadt von Almaty nach Astana. Die neue Hauptstadt wurde als Visitenkarte des unabhängigen Kasachstans in der ganzen Welt betrachtet. Und das Volk ist dem Ersten Präsidenten dafür dankbar. Darum hat das kasachische Parlament, auf Vorschlag des neuen Präsidenten K.-Zh.Tokajew, die Umbenennung der Hauptstadt Kasachstans Astana in Nur-Sultan gebilligt.
Das zeigt die besondere Rolle und die Verdienste des Ersten Präsidenten in der Geschichte des Landes. Ich glaube, er war und ist der Erste. Niemand anderer kann so sein. Und Popularität hängt von Taten ab. Die Haupttat und der Haupt-Verdienst des Präsidenten N. Nasarbajew war die Schaffung des unabhängigen, demokratischen, dynamisch entwickelten Kasachstans. Die Popularität der anderen Präsidenten wird davon abhängig sein, welchen Beitrag sie für diese Entwicklung leisten.
Seit dem Zerfall der Sowjetunion sind über 30 Jahre vergangen, und Kasachstan ist nach wie vor ein wichtiger Verbündeter und strategischer zentralasiatischer Partner Moskaus. Wie erklären Sie sich das?
Was bedeuten in der Weltgeschichte 30 Jahre im Vergleich mit Jahrtausenden? Und die Beziehungen zwischen der Großen Steppe und Russland haben schon eine tausendjährige Geschichte.
Heute sind wir mit Russland gleichberechtigte Partner. Russland ist unser strategischer Verbündeter, es ist auch ein großer Handelspartner. Die zwei Staaten haben die längste Landgrenze der Welt: 7.600 Kilometer. Und in Russland leben auch eine Million ethnischer Kasachen, gleichzeitig leben vier Millionen ethnischer Russen in Kasachstan.
Die Zusammenarbeit der beiden Länder umfasst die Durchführung von Großprojekten in der industriellen Zusammenarbeit, in den Bereichen der Energie und des Verkehrs, einschließlich dem Gebiet der Weltraumforschung.
Kasachstan und Russland sind auch zwei der drei Gründungsmitglieder der Eurasischen Wirtschaftsunion. Für uns ist diese Union der wichtigste Mechanismus, um unsere wirtschaftliche Entwicklung und unseren Zugang zu den Weltmärkten sicherzustellen.
Wie mit allen Nachbarn gibt es auch mit Russland eine Menge von Fragen zu besprechen und zu lösen. Unser neuer Präsident, Kassym-Zhomart Tokajew, hat seine erste Auslandsreise auf Einladung des Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, nach Moskau unternommen. Dabei betonte er, dass auch er an ausgewogenen Beziehungen zu Russland, die von gegenseitigem Nutzen sind, interessiert sei.
„Die Geografie hat uns zu Nachbarn gemacht. Die Geschichte hat uns zu Freunden gemacht. Die Wirtschaft hat uns zu Partnern gemacht. Und die Notwendigkeit hat uns zu Verbündeten gemacht.“ – Es ist ein Zitat von John F. Kennedy und bezieht sich auf die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada. Es gibt hier mehrere Parallellinien zur Beziehung zwischen Kasachstan und Russland.
Vom 16. bis 17. Mai 2019 fand in Nur-Sultan das zwölfte Wirtschaftsforum mit dem Thema “Menschen, Städte, Ökonomen” mit über 5.000 Teilnehmern, die Hälfte davon Delegierte aus fast 100 Ländern, statt. Was bedeutet dieses Forum für Kasachstan?
In der Tat bietet das Astana Economic Forum seit 2008 jährlich eine Plattform für die Erörterung der wichtigsten wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit. An dem Forum nehmen hochrangige Politiker, Experten und Wirtschaftsvertreter aus der ganzen Welt teil.
In diesem Jahr nahmen fast 5.500 Delegierte aus 74 Ländern der Welt an dem Forum teil. In zwei Tagen fanden mehr als 50 Sitzungen und Veranstaltungen statt – das sind Rekordzahlen in der zwölfjährigen Geschichte des Wirtschaftsforums.
Für Kasachstan besteht die Aufgabe des Wirtschaftsforums hauptsächlich darin, die nationalen Wirtschaftsziele mit den globalen zu vernetzen. Kasachstan ist in der Weltwirtschaft sehr gut integriert und deswegen von der wirtschaftlichen Entwicklung in der Welt abhängig.
Darüber hinaus ist unser Land in einer guten Position, um internationale Veranstaltungen abzuhalten, die wir gerne unterstützen und erfolgreich durchführen. Wir haben gute Beziehungen mit allen Ländern – China, Russland, den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union.
In den Jahren der Unabhängigkeit beliefen sich die ausländischen Direktinvestitionen in Kasachstan auf rund 350 Milliarden Dollar.
In dieser Hinsicht kann die Stadt Nur-Sultan als „Brücke“ und als Finanzzentrum fungieren und eine wichtige Rolle in den Kooperationsprozessen der Global Player spielen.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um mit den führenden Finanzzentren zu kooperieren und einen Hub in Zentralasien zu schaffen. In dieser Hinsicht ist das Internationale Finanzzentrum „Astana“ bereits seit letztem Jahr in Nur-Sultan tätig und wendet das englische Recht an, um die Unabhängigkeit des Rechtssystems zum Schutz der Interessen des Investors und zur Gewährung von Steuervergünstigungen in Kasachstan sicherzustellen.
Das Finanzzentrum “Astana” ist eine weitere Initiative, die Menschen und Kapital zusammenbringt.
Kasachstan ist das neuntgrößte Land der Welt. Es ist auch größer als Westeuropa, unglaublich bunt – von den Bergen des Ural über den Aralsee zu Steppen und Taiga bis zu den Wüsten und Ufern des Kaspischen Meeres. Was sind die größten Ressourcen Kasachstans?
Die Hauptressource von Kasachstan sind die Menschen mit einer alten Geschichte und reicher Kultur. Sie bilden das Hauptpotential des Landes.
Ja, Kasachstan ist reich an Bodenschätzen. Wir sind der weltweit größte Uranproduzent, einer der fünf größten Produzenten von seltenen Metallen und Nichteisenmetallen, sowie einer der zehn größten Produzenten von Erdöl. Da es viel Kohle gibt, ist die Stromerzeugung billig.
Der Reichtum an Bodenschätzen hat aber auch Nachteile, weil die Motivation, in anderen Bereichen aktiv zu werden, gering ist. Wirtschaftsreformen sollten zu einer stärkeren Diversifizierung führen, um mehr Fertigwaren im Land zu produzieren. Deshalb müssen wir die Menschen ermutigen, kleine und mittlere Unternehmen effizienter und rentabler zu machen. In Kasachstan gibt es eine große Anzahl solcher Unternehmen. Rund 60 Prozent der Gesamtbevölkerung sind in diesem Bereich tätig. Das Ergebnis reicht jedoch nicht aus, da kleine und mittlere Unternehmen nur 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften. Hier haben wir noch großes Verbesserungspotential.
Kasachstan lag in der fernen Vergangenheit an der Seidenstraße. Welche Haltung nahm Kasachstan gegenüber der neuen Seidenstraße ein?
Die Seidenstraße ist das größte Projekt der Geschichte, das verschiedenen Kulturen und Zivilisationen als eine Idee der Vernetzung diente. Es ist kein Zufall, dass die ältesten Zivilisationen an der Seidenstraße erschienen.
Als wir ein unabhängiges Land wurden, fühlten wir die Bedeutung dieser Vernetzung und unterstützten daher alle Initiativen zur Verbindung von Europa und Asien, damit Eurasien wie eine Brücke zwischen den Kulturen wäre. Das Projekt “Neue Seidenstraße” sollte nicht als geopolitisches Phänomen betrachtet werden, da es das größte Projekt der Menschheit ist, das die Ideen der Vernetzung bündelt.
In dieser Hinsicht unterstützt Kasachstan das Projekt TRACECA: Transport Corridor Europe-Caucasus-Asia. Deshalb haben wir die Initiative „Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtel“ unterstützt, die Chinas Staatspräsident Xi Jinping in Astana im September 2013 angekündigt hat. Diese Initiative steht im Einklang mit der Wirtschaftspolitik Kasachstans, „Nurly Zhol“, die in der Botschaft des Präsidenten Nursultan Nasarbajew vom 11. November 2014 verkündet wurde. Wir begrüßen die neue Initiative der EU über die eurasische Vernetzung («Connecting Europe and Asia – Building blocks for an EU Strategy»), die während des zwölften ASEM-Gipfels in Brüssel am 19. Oktober 2018 angekündigt wurde. Unser Land kann nicht nur als Transit-Brücke zwischen Europa und Asien dienen, sondern auch als Zentrum zur Förderung der Wirtschaft, Investitionen, Technologie, Wissenschaft und Kultur.
In den 27 Jahren der Unabhängigkeit Kasachstans wurden auf eigene Kosten 2.500 Kilometer Eisenbahn gebaut. Nun gibt es eine Linie, die den Osten des Landes mit dem Westen verbindet – also eine Verbindung von der Grenze zu China bis zum kaspischen Meer. An der chinesisch-kasachischen Grenze, in Chorgos, ist eine Zollfreizone entstanden. Im Jahr 2017 waren es dort noch 200.000 Container und bis zum Jahr 2021 rechnen wir mit einem Containerumschlag von zwei Millionen.
Für die Entwicklung der eurasischen Transportkorridore in Kasachstan sind in den letzten zehn Jahren etwa 30 Milliarden US-Dollar in die Transport- und Logistikinfrastruktur investiert worden.
Kasachstan unterstützt jede Initiative, die geeignet ist, die Infrastrukturverbindungen zwischen Europa und Kasachstan zu diversifizieren. Es ist aus der Weltgeschichte gut bekannt, dass wer Handel entwickelt, selten Kriege führt.
Wie sehen Sie die Beziehungen zwischen Kasachstan und der EU?
Die Europäische Union ist einer der wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Partner Kasachstans. Kasachstan war das erste Land Zentralasiens, das schon im Jahr 1995 ein Abkommen mit der EU abgeschlossen hat. Damit begann ein politischer Dialog, der sich auf etliche Bereiche, wie zum Beispiel Handel, Wirtschaft, Energie, Transport und Umwelt erstreckt.
Da Kasachstan und die EU in den vergangenen Jahren durch politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen gegangen sind, wurde am 21. Dezember 2015 das Abkommen über erweiterte Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen Kasachstan und der Europäischen Union unterzeichnet.
Aber für uns ist es wichtig, ganze Regionen Zentralasiens bei der Zusammenarbeit mit der EU hinzuzuziehen. Darum wurde bereits 2007 auf Initiative Kasachstans unter deutscher EU-Präsidentschaft die Zentralasienstrategie der EU verabschiedet. Seitdem finden regelmäßig, auf regionaler Ebene, die Treffen der Außenminister der Europäischen Union und Zentralasiens statt. Es ist bemerkenswert, dass Kasachstan das einzige Land Zentralasiens war, das ein eigenes entsprechendes Nationalprogramm entwickelt hatte: „Weg nach Europa“ in 2008. Die Realisierung des Programms förderte das europäische Interesse an Kasachstan und der ganzen Region Zentralasien und die Entwicklung der Beziehungen auf einem neuen Qualitätsniveau.
Seit 2007 gibt es viele Veränderungen in der Welt. Sie sind mit der schnellen Entwicklung Asiens und dem Wachstum der Region Zentralasien in der Weltwirtschaft verbunden. In der Region selbst entwickeln sich immer mehr Kooperationsprozesse in den verschiedenen Bereichen. Das alles bedingt die Ausarbeitung der neuen Zentralasienstrategie, die vom Rat der EU Mitte Mai schon gebilligt wurde. Die Hauptbereiche der Zusammenarbeit sind Energie, Umweltschutz, Verkehr und Transit, Digitalisierung, Landwirtschaft, Medizin und Medizintechnik, Tourismus und Sport, Wissenschaft und Bildung.
Kasachstan und die Europäische Union sind wichtige wirtschaftliche Partner. Circa 40 Prozent des Handelsvolumens Kasachstans macht der Handel mit EU-Ländern aus. In den Jahren der Unabhängigkeit unseres Landes beliefen sich die Direktinvestitionen der EU in Kasachstan auf rund 180 Mrd. US-Dollar. Der Warenumsatz für 2018 beträgt circa 30 Milliarden US-Dollar (Export 24,3 Mrd., Import 5,7 Mrd.). Wirtschaftlich gesehen ist die EU der größte ausländische Investor und Handelspartner Kasachstans.
Der wichtigste Sektor der Zusammenarbeit Kasachstans mit den EU-Ländern ist die Energie. Jeder dritte Liter Benzin in Österreich wird aus kasachischem Öl hergestellt. Wir sind jedoch an der Verarbeitung von Produkten in Kasachstan und der Lieferung von Fertigprodukten für den Export interessiert.
Für die Entwicklung der multilateralen und bilateralen Kontakte ist die Vereinfachung des Visaregimes wichtig. Kasachstan unternimmt die entsprechenden Schritte mit vielen Ländern, auch im Rahmen der EU. Die OECD-Mitglieder (auch Österreich) können seit 1. Jänner 2017 Kasachstan ohne Visum besuchen. Kasachstan hat mit 23 Ländern der EU Abkommen über die Visabefreiung für diplomatische Pässe (leider nicht mit Österreich) und unternimmt entsprechende Schritte für die Vorbereitung eines solchen Abkommens im Rahmen der gesamten Europäischen Union. Die europäischen Experten leisten entsprechende Unterstützung für die Anpassung der kasachischen Gesetzgebung im Visabereich zu den Forderungen der EU.
Was ist das Potenzial für die Zusammenarbeit und Annäherung zwischen Österreich und Kasachstan?
Erstens betrachten wir Österreich als einen wichtigen und verlässlichen Partner im Rahmen der wirtschaftlichen Diversifizierung und nachhaltigen Entwicklung unseres Landes. Österreich besitzt moderne Technologien und Know-How, das Kasachstan benötigt. Ihre Projekte in Kasachstan entwickeln ca. 50 österreichische Firmen, darunter „OMV“, „Frequentis“, „Andritz“, „Doppelmayr“, „Herz Armaturen“, „Gebrüder Weiss“, „Sanlas Holding“; Interesse zeigen auch „Borealis“, „Kapsch“, „RHI Magnesita“ und andere.
Wie Sie wissen, handelt es sich bei den meisten österreichischen Unternehmen um kleine und mittlere Unternehmen, die jedoch technologische Lösungen für die Integration in die Großserienfertigung anbieten können. So realisiert etwa das österreichische Unternehmen „Frauscher Sensortechnik“ zusammen mit den „Kasachischen Eisenbahnen“ in Kasachstan ein Projekt, um Bahnen mit induktiver Sensortechnologie und modernstem Achszählsystem auszustatten.
Zurzeit nimmt Kasachstan auf der Liste der außenwirtschaftlichen Partner Österreichs unter den GUS-Ländern den zweiten Platz ein. Der Warenumsatz für 2018 beträgt 1,6 Mrd. Euro (Wachstum von 29 Prozent). Österreich importiert aus Kasachstan vor allem Erdöl und exportiert hauptsächlich medizinische, pharmazeutische und chemische Erzeugnisse sowie Maschinen und Geräte.
Die interessanten Bereiche für die Zusammenarbeit mit Österreich sind auch Transport, Industrie, Digitalisierung, Landwirtschaft (Bioprodukte), Medizin und Medizintechnik, Tourismus und Sport, Wissenschaft und Bildung sowie Tourismus.
Es gibt gute Perspektiven für eine Zusammenarbeit in der Landwirtschaft. Wir interessieren uns für österreichische Technologien im Bereich der landwirtschaftlichen Verarbeitung. Eines der modernen und interessanten Unternehmen ist die Firma “Bertsch Laska”, die individuell integrierte Lösungen und moderne Geräte in der Fleischverarbeitungsindustrie sowie Geräte für hochwertige Produkte in der Milchindustrie anbietet.
Das Unternehmen unseres Honorarkonsuls von Kasachstan in Oberösterreich Fritz Floymayer „Gourmetfein“ ist sehr innovativ und nutzt moderne Technologien, die für ganz Zentralasien von Interesse sind, da das Unternehmen hochwertige Wurst- und Fleischprodukte zu 100% gentechnikfrei herstellt. Wir möchten die Zusammenarbeit bei der Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten weiterentwickeln.
Es ist auch notwendig, den Tourismus zwischen unseren Ländern zu entwickeln. Kasachstan hat in diesem Bereich ein großes Potenzial. Österreich wiederum hat große Erfahrung in der Entwicklung des Skitourismus und verfügt über einzigartige Bildungseinrichtungen, wie zum Beispiel die Salzburger Tourismusschule. Mit der Unterstützung des Honorarkonsuls im Bundesland Salzburg, Herrn Karl Prammer, wird bald ein Memorandum zwischen der neu etablierten Tourismusuniversität Kasachstans und der Salzburger Tourismusschule unterzeichnet.
Die Teilnahme der österreichischen Firmen an der Weltausstellung in Astana, „EXPO-2017“, zum Thema „Energie der Zukunft“ hat neue Perspektiven für die weitere Entwicklung der bilateralen wirtschaftlichen Zusammenarbeit eröffnet. Die Weltausstellung wurde von rund vier Millionen Menschen besucht. Der österreichische Pavillon wurde als der kreativste anerkannt. Das österreichische Unternehmen „Heliovis“ präsentierte die HELIOtube-Technologie, die Sonnenenergie konzentriert und in Strom umwandelt. Mit der Unterstützung des Honorarkonsuls in Niederösterreich, Herrn Alexander Kiss, wurde im März 2019 die Besichtigung der Produktionsanlagen des Unternehmens organisiert.
Die Weltausstellung war eine gute Möglichkeit für die Präsentation der modernen österreichischen Technologien, wie zum Beispiel eines gemeinsames Projekts der österreichischen Firma unseres baldigen Honorarkonsuls in Kärnten, Herrn Christof Müller, „Weissenseer“ und der kasachischen „Stroyinwest“ für den Bau der ekologischen Moschee in Astana, die eine spezielle Auszeichnung der österreichischen Regierung bekommen hat. Als Fortsetzung der Zusammenarbeit in diesem Bereich betrachten wir die Durchführung des Kasachisch-Österreichischen Wirtschaftsforums „Die österreichischen Technologien im Dienst der nachhaltigen Entwicklung“ in Astana im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums der Hauptstadt Kasachstans am 27. Juni 2018, das mit einer schönen kulturellen Veranstaltung endete – dem ersten Wiener Ball in Astana.
Das wichtigste Erbe der EXPO-2017 sind solche großen internationalen Organisationen wie das Internationale Finanzzentrum „Astana“, das Internationale Zentrum für grüne Technologien und Investitionsprojekte und der Internationale Technopark für IT-Startups „Astana Hub“.
Das internationale Finanzzentrum “Astana” soll ein führendes Finanzzentrum im eurasischen Raum werden. Gute Perspektiven hat die Zusammenarbeit mit österreichischen Finanzinstitutionen, wie zum Beispiel der „Bank für Tirol und Vorarlberg“ unter Leitung des Honorarkonsuls Kasachstans in Tirol, Herrn Gerhard Burtscher. Die Raiffeisen Bank International und der österreichische Versicherungskonzern „GRAWE“ sind an einer Kooperation mit dem Finanzzentrum in Kasachstan interessiert.
Die Hauptaufgabe des Internationalen Zentrums für grüne Technologien und Investitionsprojekte besteht darin, eine grüne Kultur zu schaffen und Umweltprobleme durch die Entwicklung grüner Technologien in der Republik Kasachstan und anschließend in den Ländern Zentralasiens, anzugehen.
Im vergangenen Jahr initiierte die Botschaft ein Projekt zur Errichtung eines Nationalen Solarenergiezentrums in Südkasachstan. Bisher wurde ein Vorvertrag für die Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen Zentrum für Grüne Technologien und dem „Solarkonsortium“ aus Kärnten unterzeichnet.
Es entwickelt sich die regionale Partnerschaft zwischen österreichischen Bundesländern und Gebieten in Kasachstan. Es wurden inzwischen vier Memoranden über regionale Partnerschaften unterzeichnet.
Die wichtigste Errungenschaft innerhalb der letzten Jahre: in allen Bundesländern Österreichs gibt es Freunde Kasachstans. Wir haben sieben Honorarkonsule in acht Bundesländern Österreichs. Jeder Honorarkonsul ist eine sehr geschätzte und sehr bekannte Persönlichkeit. Darum können unsere Honorarkonsule die Republik Kasachstan auf bestem Niveau vertreten.
Ab 2018 vertritt der Generalsekretär der Österreichisch-Kasachischen Gesellschaft, Herr Dietmar Fellner, die Interessen der AG KazakhInvest in Österreich als unabhängiger Partner.
Im Jahr 2019 planen wir weitere bilaterale wirtschaftliche Veranstaltungen: die nächste Sitzung der Gemischten Kommission (im November in Wien), die nächste Tagung des Geschäftsrates (im Oktober in Kasachstan) und im Jahr 2020 das zweite Kasachisch-Österreichische Forum der Regionen (in Österreich), die wichtige Impulse für die weitere Entwicklung der bilateralen wirtschaftlichen Beziehungen geben können.
In Anbetracht der führenden Position Österreichs in vielen Bereichen und der großen Erfahrung Ihres Landes bei der Entwicklung einer „grünen“ Wirtschaft sowie der von unserem Land vorgegebenen Präferenzen für die Geschäftsentwicklung, laden wir österreichische Unternehmen zur Zusammenarbeit mit Kasachstan ein.
(Svetlana Nenadovic Glusac)