S.E. Akira Mizutani, Botschafter von Japan: Die raschen und rigorosen Maßnahmen, die Österreich umsetzt, finden in aller Welt Beachtung

Wir haben die Botschafterinnen und Botschafter der diplomatischen Gemeinschaft in Wien befragt, um herauszufinden wie die Botschaften ihre diplomatischen Aktivitäten im Ausnahmezustand organisiert haben, über die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung und Rettung der Wirtschaft, sowie wie sie die private Zeit in Zeiten der Pandemie verbringen und was sie zuerst machen werden, nachdem die aktuelle Situation beendet ist.

S.E. Akira Mizutani, Botschafter von Japan

Wir sprachen für Diplomacy and Commerce mit S.E. Akira Mizutani, Botschafter von Japan in Republik Österreich.

Wie hat sich die aktuelle Situation auf die Aktivitäten der Botschaft ausgewirkt?

Die Ausbreitung der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus stellt die Menschheit vor eine beispiellose, schwierige Situation. Die Botschaft tritt dieser Krise mit aller Kraft entgegen, da, wie dies für alle Botschaften gilt, der Schutz der eigenen Landsleute höchste Priorität besitzt. Um den hier lebenden Japanerinnen und Japanern die Unsicherheit zu nehmen und ihnen ein ruhiges Alltagsleben zu ermöglichen, werden Informationen über die Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung, wie z.B. die Ausgangsbeschränkungen, sowie von den Regierungen Japans und Österreichs bekannt gegebene Informationen in Bezug auf Reisen zwischen Japan und Österreich gesammelt und den Landsleuten die aktuellsten Informationen zur Verfügung gestellt. Weiters werden verschiedene Anfragen, z.B. über Ein- und Ausreise, beantwortet.

In solch einer schwierigen Situation ist es notwendig, die Funktionsfähigkeit der Botschaft stets aufrechtzuerhalten. Um das Infektionsrisiko der Botschaftsangehörigen so weit wie möglich zu verringern, führen wir unseren Dienst in einem Schichtsystem mit Home-Office durch.

Mein Wunsch war es, den Impuls der bilateralen Freundschaft, der durch das im vergangenen Jahr begangene 150-Jahr-Jubiläum zwischen Japan und Österreich gesetzt wurde, in diesem Jahr weiterzuentwickeln und auch die für diesen Sommer geplanten Olympischen und Paraolympischen Spiele in Tokyo zu nutzen. Es ist sehr bedauerlich, dass aufgrund der Auswirkungen des neuartigen Coronavirus geplante Veranstaltungen abgesagt oder verschoben werden mussten. Je nachdem, wie das Virus unter Kontrolle gebracht werden kann, möchte ich Besuche von Personen zwischen beiden Ländern neu beleben und in Zusammenarbeit mit der österreichischen Seite die bilaterale Freundschaft weiter vertiefen.

Wie kommentieren Sie die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung und Rettung der Wirtschaft?

Ich zolle den unermüdlichen Anstrengungen der österreichischen Bundesregierung und Abgeordneten in Hinblick auf die Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 meinen großen Respekt. Die raschen und rigorosen Maßnahmen, die Österreich umsetzt, finden in aller Welt Beachtung. Bis zumindest ein Medikament gegen die Krankheit entwickelt wird, ist es jetzt in allen Ländern erforderlich, dass zur Eindämmung des Virus jeder Einzelne von uns seine Aktivitäten einschränkt. Die österreichische Herangehensweise, wie sich die, für eine vitale Gesellschaft unerlässlichen, freien wirtschaftlichen Aktivitäten damit vereinbaren lassen und wie zudem ein Wandel zur Verwirklichung einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Gesellschaft damit verknüpft werden kann, ist auch für die internationale Gemeinschaft von großem Interesse.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und S.E. Akira Mizutani, Botschafter von Japan / Foto: © Laura Heinschik, Peter Lechner/HBF

Wie verbringen Sie Ihre private Zeit in Zeiten der Pandemie?

Ich nutze die Gelegenheit in dieser schwierigen Zeit, um mein Verständnis für meinen Dienstort Österreich weiter zu vertiefen und widme mich intensiv der Lektüre der österreichischen Politik, Wirtschaft und Geschichte. Zur Abwechslung gehe ich dann alleine in der Umgebung meines Hauses spazieren. Es ist der erste Frühling, den ich seit meinem Amtsantritt in Österreich erlebe. Die neuen Triebe sprießen, die Blumen stehen in voller Blüte. Die Schönheit und die Ausdauer der Natur beruhigen die Seele und verleihen uns neuen Mut.

Was werden Sie zuerst machen, nachdem die aktuelle Situation beendet ist?

Je nachdem, wie das neuartige Coronavirus unter Kontrolle gebracht werden kann, möchte ich die Zusammenarbeit mit der österreichischen Regierung und anderen Gesprächspartnern in Hinblick auf den aktiven Personenaustausch, u.a. auch von wichtigen Persönlichkeiten, fördern, um so den Impuls der bis jetzt aufgebauten Freundschaft zwischen Japan und Österreich aufrechtzuerhalten und zu vergrößern. Die Verschiebung der Olympischen und Paraolympischen Spiele in Tokyo auf den Sommer 2021 verleiht eben eine besondere Gelegenheit, nicht nur die Botschaft vom Wiederaufbau Japans nach dem schweren Erdbeben von 2011, sondern auch von der Überwindung einer beispiellosen Pandemie in die Welt zu senden, und lässt uns dadurch die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft eindrucksvoll bestätigen.

Die japanischen Gemeinden, die als Gastgeber für Österreich im Rahmen der „Host Town Initiative“ und der „Arigato für die Unterstützung beim Wiederaufbau“-Initiative fungieren, werden die Gelegenheit der Olympischen und Paraolympischen Spiele nutzen und den japanisch-österreichischen Austausch fördern. Darüber hinaus wird auch der Charme der japanischen Regionen in Österreich bekannt werden. Selbstverständlich wird die Botschaft in Österreich niedergelassene japanische Unternehmen so gut wie möglich dabei unterstützen, rasch ihre Tätigkeit zu normalisieren und wieder aufzunehmen.

Seit meinem Amtsantritt konnte ich noch nicht allen Bundesländern einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Dies möchte ich rasch umsetzen. Ich möchte verschiedene Regionen in Österreich besuchen, mich mit der dortigen Bevölkerung austauschen und mein Verständnis für dieses wunderbare Land vertiefen.

(Svetlana Nenadovic-Glusac)