PaN –Partner aller Nationen wird 60: Univ.-Prof. Dr. Hermann Mückler, Präsident von PaN und Senator h.c. Walter J. Gerbautz, Generalsekretär von PaN – Interview

Der Dachverband Partner aller Nationen wurde im Jahr 1959 in Wien gegründet und feiert dieses Jahr sein 60. Jubiläum. Heute schließt der Dachverband PaN (Partner aller Nationen) mehr als 125 bilaterale Gesellschaften ein.

PaN Vize-Präsident Dr. Oskar Wawra, MMag. DDr. Petra Schnebauer (PaN Vorstand), Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen, PaN Präsident Univ. Prof. Dr. Hermann Mückler, Mag. Dr. Alice Alsch-Harant (PAN Vorstand), PaN Generalsekretär Senator h.c. Walter J. Gerbautz, Mag. Marguerite Machek-Vos (PaN Vorstand) (v.l.n.r.) / Foto: Präsidentschaftskanzlei

Für das Magazin Diplomacy and Commerce sprachen wir anlässlich des bevorstehenden Jubiläums mit dem Univ.-Prof. Dr. Hermann Mückler, Präsident des PaN Vorstandes, und Vorstandsmitglied und Generalsekretär von PaN, Senator h.c. Walter J. Gerbautz, über die Gründung, die Tätigkeiten und die Ziele dieses Verbandes.

 Wie kam es zur Gründung des Dachverbands PaN und wer war der Initiator?

Hermann Mückler: Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatten sich die ersten bilateralen Gesellschaften gegründet, in enger Anlehnung und z.T. auf Anregung der vier alliierten Besatzungsmächte hin. Mit dem schrittweisen Anwachsen der Zahl der bilateralen Freundschaftsgesellschaften nach dem Krieg wurde schnell klar, dass eine Kommunikation der Gesellschafen untereinander zwar jederzeit erfolgen konnte, eine gemeinsame die Kooperation koordinierende übergeordnete Institution aber die Sichtbarkeit nach Außen und damit den Erfolg der Anliegen erhöhen könnte. Die beiden Generalsekretäre der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft und der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft hatten im Jahr 1959 eine gemeinsame Arbeitsgruppe gebildet, der nach und nach die anderen bereits existierenden bilateralen Gesellschaften beitraten. Diese Arbeitsgruppe galt als Teil des Arbeitsprogramms des „Palais Palffy – Österreich Haus“, wo diese auch ihren Sitz hatte. Der Vorsitzende des Österreich-Haus war gleichzeitig auch Vorsitzender dieser Arbeitsgruppe, welche in ihrer Anfangsphase zwanzig Länder umfasste. Man kann also sagen, dass die Mitglieder der Arbeitsgruppe die Initiatoren des Dachverbands waren.

Univ.-Prof. Dr. Hermann Mückler, Präsident PaN

Welche Verbände und Vereine waren die ersten Mitglieder des Dachverbands PaN?

Hermann Mückler: Es waren die vier Gesellschaften, die auf Anregung der vier alliierten Mächte gegründet worden waren, als die österreichisch-amerikanische, die österreichisch-sowjetische, die österreichisch-britische und die österreichisch-französische Gesellschaft. Eine der ganz „frühen“ Gesellschaften war die ebenfalls schon 1945 gegründete Österreichisch-Persische Gesellschaft. Die Österreich-Schweizerische Gesellschaft in Wien ist sogar, wenn man die Vorläufergesellschaft miteinbezieht, noch älter, denn diese ist bereits seit 1892 existent. Neben zahlreichen europäischen Ländern und – in Zeiten des Kalten Krieges wichtig – etliche Gesellschaften zu zentral- bzw. osteuropäischen Ländern, kamen in den von Entkolonisierung geprägten 1960er Jahren die ersten afrikanischen Gesellschaften hinzu. Die Österreichisch-Australische Gesellschaft wurde beispielsweise 1968 gegründet. Heute spiegelt sich die Vielfalt der Welt mit seinen sehr unterschiedlich strukturierten Staaten in der Vielfalt der bilateralen Freundschaftsgesellschaften wider, die im Dachverband organisiert sind und jede für sich einzigartig ist.

Der Dachverband PaN vereint 127 bilaterale österreichisch-ausländische Gesellschaften. Was ist seine Haupttätigkeit?

Hermann Mückler: Der Dachverband versteht sich als Schalt- und Schnittstelle zwischen den bilateralen Freundschaftsgesellschaften und dem „offiziösen“ Österreich, d.h. zu hochrangigen Stellen in den Bundesministerien und der öffentlichen Verwaltung. Der Dachverband-PaN ist breit aufgestellt: Unter der Schirmherrschaft des österreichischen Bundespräsidenten agiert ein Ehrenpräsidium mit den jeweiligen Präsident(in) des Nationalrats und den Präsidenten des Bundesrats sowie ein Ehrenkuratorium, welches durch die neun Landeshauptleute gebildet wird. Das operative Zentrum ist der Vorstand des Dachverbands. Dessen Präsident und ein Generalsekretär koordinieren die Kommunikation mit den Freundschaftsgesellschaften. Im Vordergrund steht die brückenbauende, völkerverbindende Rolle der Gesellschaften, die sich in deren Agieren widerspiegeln soll. Der Dachverband achtet darauf, dass diese zentralen statutengeregelten Werte (nämlich überparteiliches, überkonfessionelles und unabhängiges Agieren) umgesetzt werden. Neuaufnahmen erfolgen erst nach einem längeren Beobachtungsprozess. Der Dachverband ermuntert, berät und unterstützt die Gesellschaften und schafft Foren, bei denen sich die Gesellschaften untereinander sowie mit anderen Institutionen austauschen können. Der Dachverband initiiert dazu Vernetzungstreffen und einschlägige Veranstaltungen und tritt zum Teil als Co-Organisator auf. Der Dachverband unterhält ein Generalsekretariat, welches Büro- und Sitzungsmöglichkeiten bietet, wobei letztere im Bedarfsfall auf Anfrage auch von den Gesellschaften genutzt werden können.

Senator h.c. Walter J. Gerbautz, Generalsekretär von PaN

Welche Art von Unterstützung bietet PaN österreichisch-ausländischen Gesellschaften?

Hermann Mückler: Ermunterung, Beratung und Unterstützung für die Gesellschaften durch den Dachverband finden ihren sichtbarsten Ausdruck in den PaN-Unterstützungspreisen, mit denen wir die von einer unabhängigen Jury ausgewählten Projekte der Gesellschaften regelmäßig auszeichnen. Diese Förderung soll explizit nicht als Anschubfinanzierung dienen, sondern als Anerkennung für bereits geleistete erfolgreiche Arbeit stehen. Im Zuge dessen gewährt der Dachverband den Anliegen der jeweiligen Gesellschaften Sichtbarkeit durch die öffentliche Präsentation der Projekte im Rahmen einer Festveranstaltung. PaN-Persönlichkeits- und PaN-Gesellschaftspreise werden für verdiente Einzelakteure sowie die langjährige erfolgreiche Tätigkeit der Gesellschaften jedes Jahr aufs neue vergeben. Der Dachverband gibt einen großen Teil der von seinen Partnern erhalten Sponsorengelder unmittelbar weiter an die Gesellschaften, um deren gedeihliche Tätigkeiten zu fördern. Information, Service und die Möglichkeit sich zu Vernetzen sind drei Säulen des Angebots an die Gesellschaften. Zu für die Gesellschaften relevanten Themen werden Vortragende eingeladen, die z.B. über Besonderheiten des Vereinsrechts referieren. Wer Mitglied im Dachverband ist, hat die potentielle Möglichkeit, dort mit den Mitgliedern von derzeit 125 bilateralen Freundschaftsgesellschaften in unmittelbaren, fruchtbaren Kontakt kommen zu können.

Welche Veranstaltungen und Aktivitäten organisiert der Dachverband PaN?

Walter J. Gerbautz:Der Dachverband aller österreichisch ausländischen Gesellschaften-PaN ist eine Plattform ,wo sich im Sinne seiner Statuten die Vertreter seiner derzeit 127 bilateralen Gesellschaften einerseits untereinander gut vernetzen können und die in seiner 60 jährigen Bestandsgeschichte geschaffenen Kontaktstellen bzw. das professionelle Beziehungsgeflecht auch für ihre bilateralen Aktivitäten nutzen können. Der gegenwärtige Dachverbandsvorstand sieht daher im Ausbau der beiden Hauptangebote, einerseits  der „Vernetzungsevents“ und andererseits  der „Serviceschiene“, die vordringlichste Aufgabe für die  Zukunft.

Konkret organisierte der Dachverband jährlich im Zusammenhang mit dem Weltfrauentag am 8. März   für seine bilateralen Gesellschaften Zusammenkünfte und Führungen u.a.  durch das Parlament, Wiener Rathaus, Weltmuseum und Heeresgeschichtliche Museum mit anschließendem Gedankenaustausch.

Für den Weltfrauentag  2020 ist eine spezielle Sonderführung durch das Naturhistorische Museum in Planung.

Alljährlich im Frühjahr werden die PaN-Mitgliedsgesellschaften eingeladen an dem PaN-Projektpreiswettbewerb teilzunehmen, um im Sinne von Anreizen für die Umsetzung von integrativen förderungswürdigen Projekten in den Bereichen Soziales, Karitatives, Kulturelles, Künstlerisches und auch Sportliches, den Mitgliedern  finanzielle Unterstützung zu geben.

Im Rahmen einer  Festveranstaltung im Wappensaal des Wiener Rathauses werden im Herbst die siegreichen Projekte  von den einzelnen Gesellschaften vorgestellt und prämiiert. Gleichzeitig wird bei diesem Event  der PaN-Persönlichkeitsaward und PaN-Mitglieder-Jubiläums-Award vergeben.

Der PaN-Preis des BMEIA wird nach Rücksprache mit dem Dachverband und auf Vorschlag des Außenministeriums an eine ausgewählte bilaterale PaN-Gesellschaft vergeben.

Das PaN-Sommerfest erfreut sich alle Jahre grosser Beliebtheit und regen Zuspruchs und fand heuer erstmalig anlässlich des PaN-60 Jahrejubiläums auf Einladung von Landesrat Martin Eichtinger in den „Gärten Tulln“ statt.

Heuer wird das 60 jährige Bestehen des Dachverbandes -PaN mit einer  abendlichen Festveranstaltung  im Festsaal des  Wiener Rathauses am 26. November  auf Einladung des Landeshauptmannes von Wien begangen. Aus diesem Anlass wurde auch das PaN-Mitgliederbooklet 2019 neu aufgelegt und auch an einer PaN- Jubiläums -Festschrift wird  aus  diesem Anlass emsig gearbeitet.

Foto: Logo

Aus welchen Ländern kommen die aktivsten Gesellschaften in Österreich?

Walter J. Gerbautz: Diese Fragestellung kann man mit einem Satz nicht beantworten, da jede unserer PaN-Gesellschaften auf ihre  eigenständige Art  und Weise  Aktivitäten und Impulse setzen, die aber allesamt dem gemeinsamen Ziel  der Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den jeweiligen Ländern dienen. Es gibt daher traditionelle Mitglieder, wie die Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft, die Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft oder die Österreichich-Polnische  Gesellschaft, die seit ihrer Gründung im Jahr 1945/46 kontinuierlich  eine rege  bilaterale Vereinstätigkeit bis zum heutigen Tag entfaltet haben.

Aber auch  die jüngeren Gesellschaften , wie das Österreichisch-Deutsches Länderforum-PaN, die Österreichisch-Britische Gesellschaft-PaN  oder die Österreichisch – San Marino Freundschaftsgesellschaft-PaN zeigen auf, wie man auf vielfältige Weise durch wechselseitige Delegationsreisen  in dem jeweiligen Land, mit Kultur- oder Informationsveranstaltungen das bilaterale Netz zwischen den beiden Ländern  verstärken kann. Dabei ist auch die mediale Präsenz nicht zu vergessen, denn Veranstaltungen zu organisieren ist die eine Seite der Medaille, aber die anschließende nachhaltige Medienarbeit wird für unsere Gesellschaften, wie auch  für den Dachverband, immer wichtiger.

Deshalb sind  wir in den Folgejahren seit 2012 auch gezielte maßgeschneiderte Kooperationen eingegangen und planen auch für die Zukunft neue Kooperationen auf mehreren Ebenen, um unser PaN-Netzwerk für unsere Mitglieder noch attraktiver zu machen.

Schirmherr des Dachverbands PaN ist der Bundespräsident, sowie der Präsident des Nationalrates und der Präsident des Bundesrates. Hatte der Verband schon immer so große und wichtige Unterstützer?

Walter J. Gerbautz: Es gab schon  von Anfang an bei den ersten bilateralen Freundschaftsgesellschaften engagierte  Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens. So ist beispielhaft für alle damals schon bestehenden Freundschaftsgesellschaften die Österreichisch Amerikanische Gesellschaft zu nennen, wo in der 1. Generalversammlung am 4. November 1945 im NÖ Landtagssaal zum ersten Vereinspräsident Univ. Prof. Dr. Otto Kauders gewählt wurde, das Ehrenpräsidium bestand aus den Herren Graf Ferdinand Colloredo-Mannsfeld, Staatssekretär Dr. Leopold Figl, Staatssekretär Ernst Fischer, Unter-Staatssekretär Dr. Karl Gruber Generaldirektor Dr. Josef Joham, Bürgermeister General Theodor Körner und Minister a.D.Dr. Hans Pertner. Im Vorstand fanden sich noch Wissenschafter , namhafte Ärzte wie Prof. Dr. Karl Fellinger , Vertreter der Kunst wie Generalsekretär Dr. Egon Seefehlner.

Als am 6. Jänner 1946 die ÖAG ihr halbjähriges Bestehen im Großen Musikverein  feierte, sprach der damalige Oberbefehlshaber der amerikanischen Besatzungskräfte in Österreich, General Mark Clark, bei seiner Begrüßung folgende Worte, „dass Amerika das Möglichste tun werde, um den kulturellen und wirtschaftlichen Aufbau Österreichs weiter zu fördern“.

Neben hohen Offizieren der vier Besatzungsmächte nahmen auch Bundeskanzler Ing. Figl, die Bundesminister Dr. Hurdes und Helmer, sowie der Wiener Bürgermeister Körner  an dem Festakt teil.

Bereits bei seinem 50 jährigen Bestehen im Jahr 2009  hat sich der damalige Bundespräsident als Schirmherr des Dachverbandes-PaN an die Mitglieder der Generalversammlung mit einer beeindruckenden Videobotschaft gewandt. Das   Ehrenpräsidium bilden  seit damals die jeweilige PräsidentIn des Nationalrates und die PräsidentIn des Bundesrates.

Das Ehrenkuratorium umfasst die neun Landeshauptleute. Landeshauptmann a.D. Hans Niessl wurde im Rahmen eines Festaktes im Europahaus wegen seiner außerordentlichen Verdienste für PaN während seiner Amtszeit ad Personam zum Ehrenkurator ernannt.

Hat PaN anlässlich dieses Jubiläums auch schon neue Visionen und Ziele, die in der Zukunft verwirklicht werden sollen?

Walter J. Gerbautz: Bekanntlich gibt es keinen Stillstand und so ist auch der Dachverband-PaN  ständig bemüht sich im Rahmen seiner finanziellen und personellen Ressourcen  den  geänderten Verhältnissen anzupassen. Ein aktuelles Beispiel ist der in aller Munde weltweit diskutierte Klimawandel, da führt natürlich kein Weg vorbei.

In einem unserer Partnerhotels mitten im grenzüberschreitenden Naturpark Neusiedlersee hält der Vorstand des Dachverband seit Jahren im Herbst eine Strategiesitzung ab. Das „ÖKO Hotel“, so kann man die Freizeitanlage der Vila Vita in Pamhagen ohne weiteres bezeichnen, wurde unter größtmöglicher Schonung der Umwelt errichtet und ständig an die modernen umweltfreundlichen Errungenschaften angepasst. Diese Hotel-und Freizeitanlage  trägt unverkennbar die Handschrift seines Generaldirektors Bert Jandl. So war es auch, dass Generaldirektor Jandl mit dem PaN-Vorstand bei einer der PaN-Strategiesitzungen den Vorschlag machte,  eine PaN-Insel im Badeteich der Anlage zu errichten. Diese Insel sollte auch die Klimafreundlichkeit der Freizeitanlage dokumentieren, indem man auf die rund 1000 Quadratmeter große Insel nur mit eigener oder fremder Muskelkraft, jedenfalls mit umweltfreundlichen Hilfsmitteln gelangen soll. Mehr darf ich hier noch nicht verraten. Aber was noch als Vision zu diesem Plan hinzukommt, dass unlängst im Rahmen der „Action for Climate Empowerment (ACE) eine „Burgenland Klima Deklaration“ in der Vila Vita von  internationaler Experten  erarbeitet und verabschiedet wurde. Federführend war die Generalsekretärin des Österreichisch Deutschen Länderforums -PaN und Botschafterin für ACE des Klimasekretariates der Vereinten Nationen, Maga. Talieh Wögerbauer.

Hier schließt sich der Kreis und wir sind schon sehr gespannt, wie dieses große Projekt als Zeichen des Klimaschutzes und der Völkerverständigung im nächsten Jahr seiner Bestimmung übergeben werden kann.

Svetlana Nenadovic-Glusac