Die Polizei ist eine große Familie, die man nie wirklich verlässt
In der Rubrik „Interessante Persönlichkeiten“ des Magazins Diplomacy and Commerce Austria sprachen wir für unsere Weihnachts-Ausgabe mit Herrn Olivier Boulenguez, Präsident der Delegation der International Police Association Frankreichs (IPA) in Paris und ehemaligem hochrangigen Polizeioffizier, der im internationalen Bereich des Polizeipräsidiums in Paris tätig war.
Obwohl Sie offiziell im Ruhestand sind, engagieren Sie sich weiterhin bei der Internationalen Polizei Vereinigung (International Police Association IPA), dessen Präsident der Delegation von Paris Sie sind. Ist das der Beweis für das Sprichwort “einmal Polizist – immer Polizist”?
Obwohl ich seit einigen Jahren im Ruhestand bin, bin und bleibe ich natürlich im Herzen Polizist. Tatsächlich ist es kein Beruf wie jeder andere, es ist vielmehr eine Berufung! Die Polizei ist eine große Familie, die man nie wirklich verlässt. Nach meiner Pensionierung arbeitete ich auch mehrere Jahre in der zivilen Reserve.
Die EPA (European Police Association) ist eine gemeinnützige Vereinigung, die 1995 in Brüssel gegründet wurde. Die IPA besteht seit 1950. Was sind die Ziele diese Vereine?
Die EPA, der ich auch angehöre und die IPA haben völlig unterschiedliche Strukturen, insbesondere geografisch. Die EPA ist rein europäisch, während die IPA die einzige Polizei-Vereinigung ist, die weltweit in 66 Ländern vertreten und auf allen Kontinenten präsent ist. Aber die beiden Organisationen haben die gleiche Philosophie: Freundschaft und Solidarität zwischen den Polizisten aller Länder und verfolgen ähnliche Ziele: den Austausch über Grenzen hinweg zu fördern.
Sie waren bis 2007 hochrangiger Polizeioffizier in Paris, wie anspruchsvoll ist diese Position, wenn man bedenkt, dass Paris eine der bedeutendsten Weltmetropolen ist?
Es war für mich ein Privileg, mehr als 20 Jahre in dieser großartigen Stadt, wie Paris sie ist, zu arbeiten. Von meinem Büro in der Ile de la Cité aus konnte ich die Kathedrale Notre Dame jeden Tag sehen.
Darüber hinaus hat Paris auf globaler Ebene ein immenses Prestige. Im Rahmen meiner Arbeit im internationalen Bereich des Polizeipräsidiums (Beziehungen zu ausländischen Gemeinden und Botschaften) bin ich oft in das internationale Leben eingetaucht. Ereignisse auf der anderen Seite der Welt haben fast immer auch Konsequenzen auf französischem Territorium nach sich gezogen. Außerdem konnte ich mich mit Führungskräften und Persönlichkeiten aus allen Ländern austauschen.
Können Sie sagen, ob es Ihre Kollegen heute schwieriger haben, diesen Job zu machen, als noch zu Ihrer Zeit bei der Polizei? Wenn ja, was macht es den Polizeibeamten heutzutage schwerer?
Für die Polizei ist die Arbeit heute sicherlich komplizierter und sie ist mit einer neuen Form von Problemen konfrontiert, die ich hier nicht weiter ausführen möchte. In meiner aktiven Zeit sind wir gerne zur Arbeit gegangen, ich befürchte, dass dies bei unseren jungen Kollegen nicht immer der Fall ist. Die Zahl der Selbstmorde bei der Polizei ist besorgniserregend.
Sie repräsentieren noch immer die Bruderschaft „Commanderie du Clos Montmartre“ die im Jahr 1983 ins Leben gerufen wurde, um den Ruhm und die Ehre des in jeder Hinsicht berühmten und legendären Weines „Clos Montmartre“ zu schützen? Wie kam es dazu, dass Sie einer der Hüter eines so wichtigen Wahrzeichens und Kulturguts von Paris und Montmartre wurden?
Ich stehe in ständigem Kontakt mit den verschiedenen Verbänden von Montmartre, einschließlich der Bruderschaft „Confrérie du Clos Montmartre“, die für die Pflege der Rebe auf dem Hügel verantwortlich ist.
Leider ist der Präsident von Clos Montmartre vor Kurzem verstorben. Also beschloss ich, mich an andere interessierte Vereine zu wenden, wie zum Beispiel die „La Commune libre de Montmartre“ (Freie Gemeinde Montmartre).
In der Vergangenheit hatten wir ein tolles Partnerschaftsprojekt mit dem Wiener Weindorf Neustift am Walde geplant, das hoffentlich nach Beendigung der Corona-Pandemie umgesetzt werden kann.
Haben Sie, in Anbetracht der Tatsache, dass Sie oft auf Reisen sind und mit vielen Menschen Kontakt haben, noch Zeit für Familie und Hobbys?
Ich habe immer versucht, Beruf und Privatleben zu trennen, um meine Lieben zu schützen. Aber ich muss zugeben, dass die Polizei eine sehr anspruchsvolle Geliebte ist…
Text: Svetlana Nenadovic Glusac