Wir haben die Botschafterinnen und Botschafter der diplomatischen Gemeinschaft in Wien befragt, um herauszufinden wie die Botschaften ihre diplomatischen Aktivitäten im Ausnahmezustand organisiert haben, über die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung und Rettung der Wirtschaft, sowie wie sie die private Zeit in Zeiten der Pandemie verbringen und was sie zuerst machen werden, nachdem die aktuelle Situation beendet ist.
Wir sprachen für Diplomacy and Commerce Austria mit I.E. Mag. Ksenija Skrilec, Botschafterin von Slowenien in Österreich.
Wie hat sich die aktuelle Situation auf die Aktivitäten der Botschaft
ausgewirkt?
Das Botschaftsteam hat sich den Corona-Umständen unverzüglich angepasst. Die Hälfte der Mannschaft blieb im Home Office, die andere war bzw. ist im Büro und so wechseln wir uns ständig ab. Unsere Aktivität hat sich stark ins Feld der Konsulararbeit verlegt und hier haben alle mitgemacht. Die Arbeit und der 24-Stunden Bereitschaftsdienst wurden auf alle Mitarbeiter verteilt.
Durch unsere Arbeit unter den Corona-Umständen haben auch diejenigen slowenischen Staatsbürger, die mit Botschaft und Diplomatie bisher nicht zu tun hatten, diese zu schätzen gelernt. Weil der Flughafen Schwechat zu den wichtigsten Flughäfen für Slowenen zählt, haben wir über diesen unzählige slowenische Staatsbürger aus aller Welt nach Hause evakuiert. Viele Slowenen, die in Österreich leben und arbeiten, haben sich auf unsere Hilfe verlassen müssen. Wir kommunizierten prompt die Änderungen durch Regierungsverordnungen auf den sozialen Medien der Botschaft. Wie wichtig das war, zeigt die Vermehrung der Besuche auf unserer Facebook Seite. Die Maßnahmen des Nachbarlandes haben nämlich einen großen Einfluss auf alle, so haben wir in exzellenter Zusammenarbeit mit dem österreichischen Außenministerium und anderen zuständigen österreichischen Stellen viele Unsicherheiten, Unklarheiten und lebenswichtige Probleme im Rahmen des Möglichen auf eine konstruktive Art lösen können. Es läuft auch eine ständige Zusammenarbeit mit Österreich bei der Abstimmung der Maßnahmen und dabei handelt es sich nicht nur um den Grenzverkehr. Unsere Notfallrufnummer – den persönlichen Kundenverkehr haben wir zurzeit eingestellt – war wochenlang ständig besetzt, wir alle hatten mit vollen Händen zu tun. Für das Botschaftsteam hat diese außerordentliche Situation auch viel gutes gebracht. Es hat sich nämlich gezeigt, dass wir auch unter hochgestressten Umständen sehr gut
funktionieren und dass wir auch füreinander da sind.
Wie kommentieren Sie die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung und Rettung der Wirtschaft?
Die Republik Österreich hat die Herausforderung früh erkannt und entsprechende Maßnahmen getroffen. Es ist schwer zu beurteilen, ob sie ausreichen, da sowohl die hiesige als auch die globale Situation immer noch nicht klar ist. Die ganze Welt dreht sich plötzlich anders und keine nationale Maßnahmen kann die globale Entwicklung, von der wir alle wirtschaftlich abhängig sind, alleine beeinflussen. Es werden viele Komponenten nötig sein, um die COVID19-Krise auch intelligent dafür zu nutzen, gewisse bislang übliche Gewohnheiten zu verändern, die wirtschaftliche Entwicklung in eine umweltschonende Richtung zu lenken und in der Gesellschaft Solidarität zu stärken. Diese Krise ist vielleicht auch eine Chance für die Menschheit, bewusster und klüger zu leben.
Slowenien hat die österreichischen Maßnahmen genau beobachtet, da die Lage in unseren Ländern vergleichbar ist. Als Nachbarstaaten ist es unser gemeinsames Interesse, so gut wie möglich abgestimmt zu sein.
Wie verbringen Sie Ihre private Zeit in Zeiten der Pandemie?
Die gesellschaftlichen dienstlichen Nachmittags- und Abendtermine sind natürlich ausgefallen. Es bleibt mehr Zeit zum Lesen, Klavier zu spielen, aber auch für mehr Fernsehen und Radiohören und gelegentliche Spaziergänge im fast menschenleeren Wien.
Was werden Sie zuerst machen, nachdem die aktuelle Situation beendet ist?
Meine Kinder, Eltern und Freunde wieder zu besuchen wird mir große Freude bereiten. Wieder gemeinsame Essen mit mehreren Teilnehmern zu veranstalten, zum Markt zu gehen oder endlich wieder Kulturveranstaltungen besuchen zu können, wird so etwas wie wiedergewonnene Freiheit bedeuten.
Svetlana Nenadovic-Glusac