Slowenien hat momentan 18 Botschafterinnen und wir haben 49 Botschaften/Ständige Vertretungen im Ausland
Als Hommage an den Internationalen Frauentag sprachen wir für das Magazin Diplomacy and Commerce Austria mit den derzeit in Österreich amtierenden Botschafterinnen, darunter mit I.E. Mag. Ksenija Skrilec, Botschafterin der Republik Slowenien in der Republik Österreich.
Ist es für Frauen in der Politik und Diplomatie schwieriger als für männliche Kollegen, und müssen sich Frauen in Führungspositionen stärker beweisen?
Die erste slowenische diplomatische Vertreterin in Österreich war eine Frau. Ihr folgten einige Männer und jetzt, mit mir, wieder eine Frau. Ich würde schon sagen, dass Frauen intuitiver sind.
Bei erfolgreicher Diplomatie kommt es darauf an, den anderen zu verstehen, um zu einem Konsens zu kommen. Da braucht man die Fähigkeit zuzuhören, zu verstehen und die richtigen Botschaften weiterzuleiten – ich denke, dass Frauen das besser können.
Slowenien hat momentan 18 Botschafterinnen und wir haben 49 Botschaften/Ständige Vertretungen im Ausland. Es könnten also noch mehr sein. Slowenien ist allerdings im Ranking der Gender Equality Listen unter den ersten zehn, auch was die gleiche Bezahlung von Mann und Frau betrifft.
Die weibliche Beteiligung in der Politik und im Parlament ist ebenfalls sehr hoch – es gab eine Quote bei der Aufstellung der Listen der politischen Parteien während der Wahlen, die dabei geholfen hat. Ansonsten haben wir aber keine Quote, es geht nicht darum, eine Frau zu bevorzugen, nur weil sie eine Frau ist, es geht um faire Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Wenn eine Frau auch eine Mutter ist, hat sie somit gleichzeitig zwei Jobs.
Ich selbst habe zwei Kinder, die jetzt Studierende sind. Es benötigte früher jedoch sehr viel Verstand und Organisationsgeschick, um keine wichtigen Meilensteine meiner Kinder zu verpassen. Als meine Kinder kleiner waren, war es mir wichtig, sie schlafen zu legen, danach habe ich weitergearbeitet.
Ein männlicher Botschafter hat normalerweise dieses Problem nicht. Die Ehemänner helfen zwar schon mit, aber sie können die Rolle der Mutter nicht übernehmen. Trotzdem finde ich, ist es kein Nachteil eine Frau zu sein, sondern ein Vorteil. Interessanterweise sind zurzeit fast alle Diplomatenposten in unserer Botschaft von Frauen besetzt, mit der Ausnahme von einem Mann. Das ist schon ungewöhnlich, manche Männer würden denken, dass deswegen keine Harmonie herrscht, aber das stimmt nicht. Der Vorteil einer Botschafterin kann auch folgender sein: Manchmal gibt es einen Überraschungseffekt, weil von einer Frau immer noch einiges nicht erwartet wird, wenn eine Frau dann aber alles kann, ist das für sie und das Land, das sie vertritt, ein großer Vorteil.
Wo ist Ihrer Meinung nach der Schlüssel für die Gleichstellung der Geschlechter in Ländern, in denen Frauen noch nicht alle Rechte haben? Ist die Schulbildung die Lösung?
Auf jeden Fall ist der Zugang zur Schulbildung die Grundvoraussetzung für eine spätere Gleichstellung bzw. gleiche Chancen, erfolgreich eine berufliche Laufbahn einzuschlagen. Damit im Zusammenhang steht auch die Perspektive, die jedem Menschen in seinem eigenen Land ermöglicht wird. Das Schlagwort für einige Länder, in denen Frauen noch nicht alle Rechte haben, heißt u. a. auch Entwicklungshilfe von anderen Staaten. Auch die EU bietet so etwas an, um den Menschen in weniger entwickelten Länder neue Chancen zu öffnen. Darüber hinaus müsste es auch zu einer gesellschaftlichen Umwandlung der Denkweise kommen, die das patriarchale Bild als gesellschaftliches Vorzeigemodell betrachtet.
Vor welchen weiteren Herausforderungen stehen Frauen in der Zukunft, und wo sehen Sie eine Lösung für sie?
In näherer Zukunft wird es für Frauen weiters vor allem eine Mammutaufgabe sein, die Familienplanung mit einem erfolgreichen Berufsleben unter einen Hut zu bringen. Allzu oft müssen sich Frauen zwischen Familie und Beruf entscheiden und sind daher gezwungen, auf eines davon zu verzichten. Besonders Arbeitgeber müssten diesbezüglich deutlicher entgegenkommen und dies mit – wie in einigen Paradebeispielen – mehr Bonitäten (längere Karenzzeit) und z. B. mit Betriebskindergärtenzugang erleichtern. Zweitens hat da auch der Staat einen enormen Einfluss, was die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf anbelangt.
Das UN Motto für das Jahr 2021 lautet „Frauen in Führungspositionen: Eine gleichberechtigte Zukunft in einer COVID-19-Welt erreichen“, wie ist Ihre Meinung dazu?
Das UN Motto für 2021 ist gut und wichtig, es muss aber auch mit realen Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden. Dabei denke ich an “Frauenquoten” in Führungspositionen, die gesetzlich verankert werden sollten. Ich bin aber gleichzeitig der festen Überzeugung, dass, wenn wir zusammen an einem Strang ziehen und Gleichberechtigung kein Politikum mehr ist, sondern zur breit akzeptierten Norm(alität) wird, dann haben wir das Ziel erreicht.
Zu COVID-19: Vor allem in dieser herausfordernden Zeit, wo Homeschooling und gleichzeitig Homeoffice von vielen Müttern getragen werden, gilt es, diese rasch zu entlasten. Insbesondere für eine vielköpfige Familie stellt diese Art von Unterricht und Job in den eigenen vier Wänden eine enorme Last dar.
Schließlich hat aber die Pandemie auch gezeigt, wie viel Flexibilität in einigen Branchen möglich ist. Man sollte deswegen auch in der Post-Corona-Zeit die guten Praxen behalten bzw. ernst über deren Integrierung ins “normale” Berufsleben nachdenken. Von Zuhause arbeiten heißt nämlich in vielen Fällen, sich die Anfahrtszeit zu Terminen/Arbeitgeber und Spritkosten zu ersparen und somit auch etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Und das kann uns allen auch nach der Pandemie nur zugutekommen.
English
H.E. Mag. Ksenija Skrilec, Ambassador of the Republic of Slovenia to the Republic of Austria
Slovenia currently has 18 female ambassadors and we have 49 embassies / permanent missions abroad
As a tribute to International Women’s Day for Diplomacy and Commerce Austria, we spoke to the current female ambassadors in Austria, including H.E. Mag. Ksenija Skrilec, Ambassador of the Republic of Slovenia to the Republic of Austria.
Is more difficult for women in politics and diplomacy than for their male colleagues, women in management positions have to prove themselves more?
The first Slovenian diplomatic representative in Austria was a woman. Some men followed her and now a woman with me. I would say that women are more intuitive. Successful diplomacy depends on understanding the other in order to come to a consensus. You need the ability to listen, understand and convey the right messages – I think women are better at that.
Slovenia currently has 18 ambassadors and we have 49 embassies / permanent missions abroad. So there could be more. However, Slovenia is among the top ten in the ranking of the Gender Equality Lists, also with regard to equal pay for men and women. Female participation in politics and parliament is also very high – there was a quota in the list of political parties during the elections, which has already helped. Otherwise we don’t have a quota, it’s not about preferring a woman just because she is a woman, it’s about fair opportunities on the job market. If a woman is also a mother, then she has two jobs at the same time.
I have two children who are now students. In the past, however, it took a great deal of intelligence and organizational skills not to miss any important milestones for my children. When my children were younger, it was important to me to put them to sleep, after which I continued to work.
A male ambassador usually doesn’t have this problem. The husbands are already helping, but they cannot take on the role of the mother. Still, I think being a woman is not a disadvantage, but an advantage. Interestingly, at the moment almost all diplomats in our embassy are women, with the exception of one man. It’s unusual, some men would think that there is no harmony because of it, but that’s not true. The advantage of an ambassador can also be as follows: Sometimes there is a surprise effect, because a lot is still not expected from a woman, but if a woman can then do everything, that is a great advantage for her and the country she represents.
Where do you think is the key to tackling gender equality in countries where women do not yet have all rights? Is schooling the solution?
In any case, access to school education is the basic requirement for later equality or equal opportunities to successfully embark on a professional career. Related to this is the perspective that enables each person to have their own country. The catchphrase for some countries in which women do not yet have all rights is, among other things, development aid from other countries. The EU also offers something like this to open up new opportunities for people in less developed countries. In addition, there would have to be a social transformation of the way of thinking that regards the patriarchal image as a social model.
What other challenges will women face in the future and where do you see a solution for them?
In the near future, it will also be a mammoth task for women to reconcile family planning with a successful professional life. Too often women have to choose between family and work and are therefore forced to forego one of them. Employers in particular would have to be more accommodating in this regard and – as in some prime examples – more creditworthiness (longer waiting period) and e.g. B. facilitate access to company kindergartens. Second, the state also has enormous influence in terms of the legal framework for the compatibility of family and work.
UN motto for 2021 is “Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world” what is your opinion on this?
The UN motto for 2021 is good and important, but it must also be implemented in practice with real measures. I am thinking of “women’s quotas” in management positions that should be enshrined in law. At the same time, however, I am firmly convinced that if we pull together and equality is no longer a political issue, but becomes a widely accepted normality, then we will have achieved our goal.
Regarding COVID-19: Especially in these challenging times, when homeschooling and home office at the same time are carried out by many mothers, it is important to relieve them quickly. Especially for a large family, this type of teaching and job between your own four walls is an enormous burden.
Ultimately, however, the pandemic has also shown how much flexibility is possible in some industries. You should therefore keep the good practices in the post-corona period or think seriously about integrating them into “normal” professional life. Working from home in many cases means saving travel time to appointments / employers and fuel costs and thus doing something good for the environment. And that can only benefit all of us after the pandemic.
Text: Svetlana Nenadovic-Glusac