“Die Bilanz für das Jahr 2018 ist ausunserer Sicht außergewöhnlich positiv”
Seit September 2017 ist Michael Otter Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, der Wirtschaftskammer Österreich. Die 800 Mitarbeiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA sprechen 70 verschiedene Muttersprachen und unterstützen in über 100 Büros weltweit österreichische Unternehmen, sich auf den Auslandsmärkten zu präsentieren, potentielle Partner zu finden und Exportgeschäfte abzuwickeln. Damit leistet die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA als die Internationalisierungsagentur der österreichischen Wirtschaft einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der österreichischen Wirtschaft.
Michael Otter begann seine Karriere in der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA im Jahr 1999 und war als stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Abu Dhabi, Tokio und New York tätig. Von 2008 bis 2010 leitete er das Referat Corporate Communication der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Danach folgten zwei Einsätze als österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Südkorea und Japan. Von September 2016 bis zur Übernahme der Leitung war Michael Otter als stv. Leiter und Leiter der Gruppe Strategie tätig.
Der in der Steiermark geborene Michael Otter studierte an der WU Handelswissenschaften.
Mag. Michael Otter für Magazin “Diplomacy &; Commerce” spricht über die Bilanz der österreichischen Exportwirtschaft für das Jahr 2018, das Wachstumspotenzial für die österreichische Exportwirtschaft und die Stellungnahmen der Aussenwirtschaft Austria zu anderen aktuellen Themen.
Wie finden Sie die Bilanz Österreichs Exportwirtschaft im Jahr 2018?
Die Bilanz für das Jahr 2018 ist aus unserer Sicht außergewöhnlich positiv. Den Exportrekord des Jahres 2017 konnten wir 2018 bereits einstellen. Aller Voraussicht nach werden die Exporte die Schallmauer von 150 Mrd. Euro durchbrechen. Das wäre eine Steigerung von 5,9% gegenüber dem Vorjahr. Für ein kleines Land wie Österreich eine beachtliche Bilanz, besonders, wenn man die aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt – Stichwort Handelskonflikt USA-China, Handelskonflikt USA-EU, Brexit und nachlassendes Wirtschaftswachstum.
Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial für die österreichische Exportwirtschaft?
Definitiv in Asien und Afrika – das sind die Hauptwachstumsmärkte, dort liegen die “hot spots”. Unsere Exporte nach Afrika stiegen letztes Jahr um 10%, nach Asien um 6,5%. Um den Unternehmen zusätzlichen Rückenwind in diesen Weltregionen zu verleihen, bauen wir 2019 unsere Präsenz auf diesen beiden Kontinenten weiter aus: In Vietnam eröffnen wir ein AußenwirtschaftsCenter, denn dorthin haben sich unsere Exporte in den letzten zehn Jahren verfünffacht. Auch unsere Präsenz in Afrika erweitern wir, konkret in Senegal, Ghana und der Elfenbeinküste.
Was sind die konkreten Pläne der Aussenwirtschaft Austria im Jahr 2019?
Um unsere Betriebe dorthin zu bringen, wo wirtschaftlich die Musik spielt – in die “hot spots” in Afrika und Asien – setzen wir neben dem Ausbau unserer Präsenz in Afrika und Asien weitere konkrete Maßnahmen: Wir vergrößern das österreichische Netzwerk mit Asien, vor allem im Innovationsbereich, schaffen Accelerator-Programme für Unternehmen in Südostasien und bauen ein Mentoren-Netzwerk für Exportbetriebe auf. Gleichzeitig orientieren wir uns verstärkt am Prinzip “Branchen statt Nationen”, um jede Branche und jedes Unternehmen dorthin zu begleiten, wo es die größten Möglichkeiten gibt.
Was denken Sie über Handelskonflikte zwischen USA und China, beziehungsweise auch den USA und der EU?
Handelskonflikte kennen nur Verlierer. Umso wichtiger ist es, dass sich Österreich und die Europäische Union eindeutig für offene Märkte und faire Handelsbedingungen im internationalen Handel und gegen eine Politik der Abschottung positionieren. Globale Regeln für den Handel sind für uns ein Schutz, keine Bedrohung. Wir setzen uns daher ausdrücklich für Verhandlungen zwischen den USA und der Europäischen Union ein. Diese müssen jedoch auf Augenhöhe geführt werden. Wir sind aber optimistisch, dass wir eine gemeinsame und tragfähige Lösung für beide Seiten finden. Auch die Verhandlungen zwischen den USA und China verfolgen wir ganz genau. Ich bin vorsichtig optimistisch über die jüngsten Entwicklungen, die einen Kompromiss wahrscheinlicher machen.
Wie groß sind die Unsicherheiten rund um den Brexit?
Natürlich gibt es eine gewisse Unsicherheit. Für unsere Wirtschaft geht es immerhin um den neuntwichtigsten Exportmarkt. 2017 haben wir Waren in der Höhe von etwa 4 Mrd. Euro ins Vereinigte Königreich exportiert. Bei den Dienstleistungen ist das Vereinigte Königreich für Österreich sogar der Top-5-Markt, mit 1,9 Mrd. Euro an Exporten im Jahr 2017. Wirtschaftlich trifft uns der Brexit weniger stark als andere Länder in der EU. Zudem sind Österreichs Unternehmen in Großbritannien häufig in Nischenbereichen tätig und somit schwer ersetzbar. Aber klar ist: Ein “hard Brexit” muss unbedingt vermieden werden. Damit die Betriebe auf alle Eventualitäten gut vorbereitet sind, hat die Wirtschaftskammer einen Brexit-Infopoint eingerichtet, wo wir die Unternehmen beraten und informieren,
Wie wichtig ist die neue Außenwirtschaftsstrategie, welche die WKÖ gemeinsam mit dem Wirtschafts- und dem Außenministerium umsetzt?
Für eine kleine, offene Volkswirtschaft wie Österreich sind enge wirtschaftliche Verflechtungen mit dem Ausland das Um und Auf: Sechs von zehn Euro unseres Wohlstandes werden mit dem Ausland geschaffen, jeder zweite Arbeitsplatz in unserem Land hängt direkt oder indirekt am Außenhandel. Die neue Außenwirtschaftsstrategie ist praxis- und umsetzungsorientiert und baut auf den Stärken der österreichischen Unternehmen und des Wirtschaftsstandorts Österreich auf. Sie ist eine wichtige Basis, damit alle relevanten österreichischen Stakeholder an einem Strang ziehen. Durch das Netzwerk der Wirtschaftmit über 100 Stützpunkten weltweit können wir die Strategie gezielt umsetzen und unsere Unternehmer vor Ort unterstützen.
(Svetlana Nenadovic Glusac)