Lily Renée, Bil Spira und Paul Peter Porges
Das Jüdische Museum Wien präsentiert ab 8. Mai 2019 das zeichnerische Werk und die Lebensgeschichten von Lily Renée, Bil Spira und Paul Peter Porges. Drei KünstlerInnen, die als jüdische Kinder in Wien aufwuchsen, ihre Heimat nach dem „Anschluss“ verlassen mussten und anderswo erfolgreich wurden. Sie haben Comics und Cartoons gezeichnet, illustriert und karikiert, was ihnen naheging: persönliche Vorlieben und Fantasien, politische Entwicklungen oder Katastrophen. „Die drei mit dem Stift“ setzten als Überlebende ihre Stifte als Waffen ein und zeichneten mit unterschiedlichen Methoden gegen ihre Verfolger an.
Mit Feder, Bleistift und Pinsel durch das 20. Jahrhundert
In den Arbeiten der drei KünstlerInnen findet Zeitgeschichte virtuos verknappt und Persönliches zu Allgemeingültigem erweitert. Und auch das gehört zur Arbeit mit dem Zeichenstift in der Hand und wohl auch zum Witz als Waffe der Machtlosen: dass sich die Dinge einmal, trotz aller entgegengesetzten Anzeichen, zum Besseren wenden können. Mit Feder, Bleistift und Pinsel, vor allem mit Witz und Courage, zeigten Lily Renée, Bil Spira und Paul Peter Porges auf, was ist und was anders sein soll, was der Lächerlichkeit preis zugeben ist und was nicht vergessen werden darf.
Die magische Fantasie der Lily Renée
Lily Renée Willheim, geboren 1921 in Wien, schuf sich als Einzelkind eine opulent, gezeichnete Fantasiewelt. Als Siebzehnjährige zur Flucht gezwungen, arbeitete sie in New York, wo sie bis heute lebt, zunächst als Comics-Zeichnerin. Dabei konnte sie einer eleganten jungen Dame Leben einhauchen, die als Geheimagentin aktiv war – und mit Vorliebe Faschisten das Handwerk legte. Wie Lily Renée selber sagt: „Es war eine Form der Vergeltung“. Zu ihren späteren Arbeiten zählt ein Kinderbuch „Red Is the Heart“, das das Jüdische Museum Wien aus Anlass der Ausstellung zweisprachig herausgibt.
Meister der treffenden Zwischenrufe Bil Spira
Wilhelm Spira wurde1913 in eine sozialdemokratische Wiener Familie geboren. Er arbeitete für sozialistische Zeitungen, bis sie verboten wurden, und porträtierte Künstler mit dem gleichen Raffinement, mit dem er die immer gefährlicheren politischen Zustände karikierte. Nach seiner Flucht nach Frankreich kamen ihm diese Fähigkeiten mehrfach zugute: als Porträtist exilierter Leidensgenossen; dann als begnadeter Fälscher, der vielen Menschen zu rettenden Papieren verhalf; und schließlich, als er, nun selbst Opfer der faschistischen Aggression, seine Leidensstationen in mehreren Internierungs-und Konzentrationslagern akribisch auf Papier festhielt.
Der Cartoonist Paul Peter Porges
Auch Paul Peter Porges (PPP), 1927 geboren, hatte eine große zeichnerische Begabung. Bereits als Achtjähriger besuchte er Kurse bei Franz Čižek an der Kunstgewerbeschule. Mit einem Kindertransport nach Frankreich entkommen, nutzte er seine Fähigkeiten und hielt sein Leben und Treiben in der Kinderrepublik von La Guette fest. Auf abenteuerliche Weise schlug er sich durch Verfolgung und Kriegswirren und fasste letztlich Fuß in den Vereinigten Staaten, wo er als Cartoonist Karriere, u.a. für Saturday Evening Post, New Yorker oder Mad Magazine, machte. Mit Wien wieder ausgesöhnt, karikierte er das Leben in der Stadt vor, um und nach 1938 – ein Blick zurück im milden Spott.
Das Jüdische Museum Wien zeigt eine repräsentative Auswahl der Arbeiten dieser außergewöhnlichen Künstler: Lily Renée, Bil Spira und Paul Peter Porges – für das österreichische Publikum neu entdeckt.
KuratorInnen: Michael Freund, Sabine Bergler
bis 17 Nov ,
Museum Judenplatz
Judenplatz 8, 1010 Wien
Museum Judenplatz
Judenplatz 8,1010Wien
So – Do 10:00 – 18:00
Fr 10:00 – 17:00
Sa Geschlossen
Jüdisches Museum der Stadt Wien GmbH
Dorotheergasse 11, 1010 Vienna, Austria
So – Fr 10:00 – 18:00
Sa Geschlossen