Der Prunk des wenig beachteten Salzburger Erzbischofs

Vor 350 Jahren ist in Salzburg Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg zum neuen Fürsterzbischof gewählt worden. Er hat Salzburg politisch und kulturell nachhaltig geprägt. Doch geht er neben dominanten Erzbischöfen wie Markus Sittikus, Wolf Dietrich oder Paris Lodron unter. Das Domquartier Salzburg widmet ihm erstmals eine eigene Ausstellung.

Bild: domquartier/erzabtei st peter

Ein drei Meter hoher Stammbaum empfängt die Besucher im Nordoratorium. Der erste Teil ist seiner Herkunft in der Steiermark, seiner Familie und dem Wappen gewidmet. Als Sechsjähriger wird er Vollwaise, von da an kümmert sich der Salzburger Domherr um ihn. Max Gandolph schlägt eine geistliche Karriere ein, wird Priester, Bischof und 1668 schließlich Erzbischof.

Erbauer von Maria Plain

Max Gandolph ließ als Bauherr die Wallfahrtskirche Maria Plain erbauen; auch die Kajetanerkirche, die Nonnbergkirche, und die Kuenburg-Bastei auf der Festung Hohensalzburg wurden in seiner Regierungszeit errichtet. Als Mäzen holte er Heinrich Ignaz Franz Biber als Hofkapellmeister und Georg Muffat als Domorganist an den Hof und machte Salzburg so zu einem Zentrum der Barockmusik. Die Missa Salisburgensis, die Rosenkranzsonaten oder die Sonate Violino Solo von Biber entstanden in seinem Auftrag.

Geschichtsbegeisterte Besucher kommen auf ihre Kosten, historische Ansichten der Stadt Salzburg geben ungewöhnliche Einblicke. Zu sehen sind auch propagandistische Stiche, die ihn als strahlenden Fürsten darstellen, sowie Abbildungen von Prunkbauten, die zum Jubiläumsjahr 1682 vorübergehend erbaut wurden, oder auch Insignien. Kuratiert wurde die Ausstellung vom Direktor des Dommuseums, Reinhard Gratz. In Zusammenarbeit mit der Uni Salzburg entstand auch ein Begleitbuch.

Zaubernde Kinder wurden hingerichtet

Die Ausstellung zeigt aber auch die Schandtaten seiner Regierungszeit. Max Gandolph war verantwortlich für die erste Protestantenvertreibung, bei der 800 Menschen aus Defreggen und 80 aus Hallein ausgewiesen wurden. Die Kinder der Vertriebenen blieben und mussten zur Umerziehung zu katholischen Pfarrern. Auch die Hexenverfolgung erreichte unter Max Gandolphs Führung einen Höhepunkt. 126 Männer, Frauen und Kinder ließ er hinrichten. Der jüngste war neun Jahre. Sie alle wurden verdächtigt, gezaubert zu haben, und nach der “peinlichen Ordnung” verurteilt, erdrosselt und verbrannt. Der sogenannte “Zauberer-Jackl-Prozess” war der größte Hexenprozess auf Österreichs Boden.

1687 starb der Erzbischof an einem Gehirnabszess. Sein Leichnam liegt in einer Krypta unter dem Salzburger Dom. Herz und Eingeweide kamen in die Wallfahrtsbasilika Maria Plain.

(mobil.derstandard.at)

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