16. 02.2023 BIS 18. 8. 2024
Ausstellung: The Beauty of Diversity
The Beauty of Diversity bewegt sich im Spannungsfeld eines etablierten Kunstverständnisses und seiner Erneuerung. Die Ausstellung entfaltet ihre Überzeugungskraft in der Gegenüberstellung von renommierten KünstlerInnen, die den Kanon schon immer strapazieren wollten und dennoch zu Kanonisierten wurden, und Neuentdeckungen sowie denjenigen, die Sehgewohnheiten irritieren, gegen den Strom schwimmen, an den Grundfesten der Hochkultur rütteln, die Norm brechen und damit die Ästhetik der Diversität begründen.
Vor allem aber ist The Beauty of Diversity die Standortbestimmung einer Sammlung. Museen mit einer Sammeltätigkeit, die sich bereits über mehrere Jahrhunderte zieht, und Institutionen, die die wichtigsten Ikonen und Meisterwerke der älteren und jüngeren Vergangenheit in ihren Häusern versammeln, stehen heute alle vor einem ähnlichen Dilemma. Die aktuellen Entwicklungen und das Postulat des Zeitgeistes nach Diversität und Inklusion verdeutlichen mehr denn je die Einseitigkeit von Sammlungsschwerpunkten, die lange die inhaltliche Ausrichtung bestimmten. Sie machen Ausschlussmechanismen drastisch bewusst.
Neue Identitäten abseits des Kanons Der Kunstbetrieb beschäftigt sich heute intensiv mit identitätspolitischen Fragestellungen rund um Klasse, race und gender. Das breite Spektrum künstlerischer Herangehensweisen, stilistischer und inhaltlicher Zugänge stellt eine notwendige Ergänzung des kunsthistorischen Kanons dar, der in der ALBERTINA von Michelangelo und Raffael über Dürer, Rembrandt und Rubens bis Goya, Schiele, Picasso und Warhol repräsentiert ist.
Mit der Forderung nach Erweiterung und Diversifizierung von musealen Sammlungen geht der unbedingte Anspruch nach Gleichberechtigung und Ausdrucksfreiheit einher. Die Ausstellung The Beauty of Diversity präsentiert mit dem Sammlungsbestand der Gegenwartskunst ab 1945 und rezenten Neuerwerbungen die Vielfalt der Sammlungen der ALBERTINA und definiert den Reichtum einer Kollektion über deren Heterogenität und den unbedingten Wunsch nach Vielfalt. Sie unterstreicht zudem die Notwendigkeit, anderen Perspektiven Sichtbarkeit einzuräumen und Frauen, LGBTQIA+-KünstlerInnen, People of Color, aboriginal Positionen, AutodidaktInnen und AußenseiterInnen zu berücksichtigen, die sich vor der Kontrastfolie Alter Meister abheben.
Die Ausstellung entwickelt eine Ästhetik des Diversen, die die Idealität eines klassischen Stil[1]und Formwillens konterkariert. Sie geht der Schönheit des Grotesken, Unreinen und Verdrängten nach. Das Marginalisierte und die Abweichung von der Norm werden sichtbar. Die hybride Vermischung und Re-Kombination von unterschiedlichen Systemen und Geschlechtern spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die Präsentation des Randständigen.
Die Inklusion von KünstlerInnen aus Australien, Afrika, Asien und Südamerika nimmt einen hohen Stellenwert ein und konterkariert die Ausschließlichkeit eines eurozentrischen, westlichen Denkens und Handelns. AutodidaktInnen veranschaulichen einen ausgeprägten Willen zu dem, was sie tun müssen, beweisen Authentizität, indem sie die innere Notwendigkeit von Kunst konstatieren. Grenzgänger rufen nicht nur Kunst als eine anthropologische Konstante in Erinnerung, sondern führen in ihrer devianten Existenzweise exemplarisch unangepasste Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten vor
KünstlerInnen:
Jean-Michel Basquiat, Eva Beresin, Amoako Boafo, Verena Bretschneider, Cecily Brown, Nyunmiti Burton, Miriam Cahn, Alexandre Diop, Ines Doujak, Jean Dubuffet, Stefanie Erjautz, Gelitin/Gelatin, Aïcha Khorchid, Soli Kiani, Basil Kincaid, Jürgen Klauke, Emily Kame Kngwarreye, Elena Koneff, Maria Lassnig, Daniel Lezama, Angelika Loderer, Claudia Märzendorfer, Jonathan Meese, Sungi Mlengeya, Tracey Moffatt, Michel Nedjar, Tony Oursler, Grayson Perry, Marc Quinn, Franz Ringel, George Rouy, Iris Sageder, Cindy Sherman, Sarah Slappey, Kiki Smith, Tal R, VALIE EXPORT, Jannis Varelas, August Walla, Franz West, Kennedy Yanko.
Kuratorin: Angela Stief