Bis 27.8.2023
Die ALBERTINA feiert in ihrem Jubiläumsjahr mit dieser Ausstellung die großen Künstler, die zur Zeit Ihres Sammlungsgründers Herzog Albert von Sachsen-Teschen tätig waren. Als Initiator der bedeutendsten Grafiksammlung der Welt sammelte er im Einklang mit dem zeitgenössischen Kunstempfinden. Mit Leidenschaft erwarb er die herausragendsten Kunstwerke direkt aus den Ateliers der Künstler oder von den renommierten Akademieausstellungen. Herzog Albert war an Zeichnungen, Studien und Skizzen interessiert, ebenso wie an großformatigen Historienbildern auf Papier, die als vollständig ausgeführte Gemälde in Tusche, Kreide und Pastell anzusehen sind.
Im Zentrum dieser Ausstellung stehen Werke des in Österreich lebenden Großmeisters des Klassizismus, Heinrich Friedrich Füger, der zur Etablierung dieser Kunstrichtung in Wien beitrug. Jacques-Louis David, der 1774 den renommierten Prix de Rome gewann und als bedeutendster französischer Maler seiner Epoche gilt, ist ebenso mit seinem Schlüsselwerk Die Kämpfe des Diomedes vertreten. Die Bandbreite der Themen umfasst großartige griechische Mythen von Robert von Langer, literarische Motive von Johann Heinrich Füssli und römische Geschichten der bedeutenden Mitbegründerin der Royal Academy of Arts Angelika Kauffmann. Die Ausstellung spiegelt die elitäre und humanistische Denkweise der Zeit wider. Fast vergessene antike griechische und römische Mythen werden durch große tragische Opernstoffe oder alttestamentarische Erzählungen ergänzt.
Diese Ausstellung wurde gewissermaßen von Albert von Sachsen-Teschen selbst kuratiert: Er persönlich hat alle Objekte ausgewählt, erworben und aufbewahrt. Diese Präsentation ist somit eine “Contemporary”-Werkschau des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. In diesen Jahrzehnten erreichte das Historienbild seinen absoluten Höhepunkt, geprägt von Idealismus und übertriebenem Pathos – im Gegensatz zu realistischer Darstellung und Natürlichkeit. Alles ist grandios, jede noch so kleine Geste, jede Komposition, jede gefühlte Emotion. Es besteht ein Bedürfnis, ja fast ein moralischer Anspruch, im Sinne Schillers erzieherisch auf den Geist einzuwirken.
Die hier ausgestellten Blätter nehmen eine besondere Stellung ein, da Historienbilder traditionell als Krönung jeglicher künstlerischer Tätigkeit galten. Im Klassizismus hatte das Ideal, sowohl moralisch als auch bildhaft, die wichtigste Position im künstlerischen Schaffen inne. Der Geist, die Bildung, die Erfindungsgabe waren das höchste erstrebenswerte Gut und übertrafen die Darstellungen der realen Welt wie Stillleben. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese Auffassung von den modernen Strömungen abgelöst, die das Gegenteil davon darstellen wollten: Natürlichkeit und unmittelbare Empfindung. Für die Ausstellung schöpft die ALBERTINA vollständig aus ihrem eigenen Bestand an Blättern, die von Albert von Sachsen-Teschen zu Lebzeiten erworben wurden.