ALBERTINA Ausstellung: Georg Baselitz – 100 Zeichnungen

Georg Baselitz / Zurück in die Schulzeit, 2005 / Tusche, Aquarell und Gouache auf Papier ALBERTINA, Wien – Schenkung der Familie Georg und Elke Baselitz © Georg Baselitz 2023 / Foto: George Meister, courtesy Galerie Fred Jahn

Die Zeichnungen von Georg Baselitz zählen heute zu den begehrtesten Werken auf dem internationalen Kunstmarkt. 2022 hat der Künstler der ALBERTINA 50 Zeichnungen, Aquarelle und Gouachen geschenkt. Diese Werke stammen aus einem Konvolut, das der Künstler für sich behalten hatte. Sowohl die Albertina als auch das Partnermuseum der Ausstellung, The Morgan Library in New York, durften jeweils 50 Stücke auswählen. Diese großzügige Schenkung von Baselitz stellt eine der bedeutendsten Bereicherungen der Sammlung der Albertina in den letzten Jahren dar. Sie reiht sich neben anderen großzügigen grafischen Zuwendungen von renommierten Künstlern wie Alex Katz, Jim Dine oder Sean Scully ein. Dank dieser Dotation von Baselitz und seinen bereits zuvor überlassenen Werken besitzt die Albertina zweifellos eine der umfangreichsten Sammlungen von Werken des deutschen Künstlers weltweit.

Georg Baselitz / Trauerhunde, 2010 / Tusche und Aquarell auf Papier ALBERTINA, Wien – Schenkung der Familie Georg und Elke Baselitz © Georg Baselitz 2023 / Foto: Jochen Littkemann, Berlin

Mit seinem einzigartigen Œuvre hat Baselitz die Kunst nach 1945 maßgeblich geprägt, indem er herkömmliche Vorstellungen und Konventionen regelrecht auf den Kopf stellt. Die retrospektive Auswahl seiner Werke zeigt eindrucksvoll seinen radikalen und konsequenten Ansatz bei der Suche nach einer neuen Methode der Darstellung, an Orten, an denen noch niemand zuvor war, wie Baselitz es ausdrückt. Obwohl er von gegenständlichen Motiven ausgeht, wird deutlich, wie sehr er an der Abstraktion in seinem Denken und in der künstlerischen Umsetzung arbeitet, um seine eigene Bildsprache zu finden. Dabei studiert Baselitz intensiv die Kunstgeschichte, die ihn inspiriert, um sich ihr zunächst vehement zu widersetzen und aus dieser rebellischen Haltung heraus bahnbrechende Bildideen zu entwickeln. Die Ausstellung veranschaulicht beeindruckend, dass die Motivumkehr einen konsequenten Schritt darstellt, um sich von Inhalten zu befreien und sich auf grundlegende Fragen der Bildgestaltung zu konzentrieren.

Georg Baselitz / Meine gelbe Periode, 1997 / Gouache und Tusche auf Papier /ALBERTINA, Wien – Schenkung der Familie Georg und Elke Baselitz © Georg Baselitz 2023 / Foto: Jochen Littkemann, Berlin

Der zeitliche Bogen der Ausstellung umfasst frühe bis hin zu jüngst entstandenen Werken und verdeutlicht auch den Stellenwert der Zeichnung im Gesamtwerk des Künstlers: Sie ist autonom und dennoch inhaltlich mit den Gemälden verbunden. “Ich habe meine Zeichnungen immer separat gemacht. Sie haben dieselbe Geschichte darauf, dieselbe Figur und denselben Inhalt, aber sie sind eigenständig zur Malerei”, meint der Künstler. Jedes einzelne Werk auf Papier stellt für Baselitz eine einzigartige künstlerische Herausforderung dar, bei der eine Vielzahl von Materialien wie Bleistift, Tusche, Aquarell oder Pastell zum Einsatz kommen. Taucht man in die Welt der Ausstellung “Georg Baselitz. 100 Zeichnungen” ein, bietet sich eine seltene Gelegenheit, das Schaffen eines der bedeutendsten Künstler unserer Zeit aus nächster Nähe zu betrachten.

Kuratorin: Dr. Antonia Hoerschelmann

Albertina: Georg Baselitz – 100 Zeichnungen

7.6.2023 – 17.9.2023