Strategische Bedeutung Lateinamerikas für EU gewachsen – Mercosur-Abkommen rasch umsetzen – Chancen für Exportwirtschaft und Klimaschutz nutzen
“Gerade in geopolitisch herausfordernden Zeiten, ist für eine Exportnation wie Österreich eine aktive europäische Handelspolitik ein essenzielles Standbein der Wettbewerbsfähigkeit. Von einer Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Lateinamerika und der EU könnten beide Seiten durch Marktzugänge sowie faire Wettbewerbs- und Handelsregeln massiv profitieren”, betont die stv. Generalsekretärin der WKÖ, Mariana Kühnel, anlässlich des EU-Lateinamerika-Karibik-Gipfels.
Die strategische Bedeutung Lateinamerikas und der Karibik hat für die Europäische Union in den vergangenen Jahren stark zugenommen: Vor dem Hintergrund der geopolitischen Entwicklungen ist die Diversifizierung der Absatz- und Beschaffungsmärkte ein Gebot der Stunde. Eine engere Zusammenarbeit mit Lateinamerika ermöglicht es Europa, die Abhängigkeit von China – etwa bei Rohstoffen oder Vorprodukten – zu reduzieren. Gerade auch mit Blick auf die grüne Wende brauchen die EU-Länder Zugang zu wichtigen Rohstoffen (Lithium, Niob, Silicium Metall etc.) in Südamerika.
Daher ist das ausverhandelte Abkommen zwischen EU und den Mercosur-Ländern “eine Riesenchance, die wir nicht verpassen dürfen”, so Kühnel. Zumal die EU weltweit der erste Wirtschaftspartner mit einem solchen Abkommen mit dieser Region wäre. Das brächte einen handfesten Wettbewerbsvorteil für heimische Betriebe gegenüber der Konkurrenz aus China oder den USA. Zudem enthält das Abkommen eine klare Verpflichtung zu den ILO-Kernarbeitsnormen, zum Pariser Klimaabkommen, zur Aufforstung des Regenwaldes und zum Vorgehen gegen illegale Brandrodungen. Kühnel: “Ohne Abkommen verzichten wir freiwillig darauf, positiv auf andere Regionen einzuwirken und den europäischen Standort zu stärken!”
Verhandlungen zu Modernisierung des EU-Mexiko-Abkommens abschließen
Als positives Beispiel für eine erfolgreiche wirtschaftliche Vernetzung bezeichnet die stv. WKÖ-Generalsekretärin die Modernisierung des EU-Chile-Assoziierungsabkommens. In diesem Sinne plädiert die Wirtschaft dafür, das bestehende Partnerschaftsabkommen zwischen Mexiko und EU ebenfalls einem Update zu unterziehen. Beispielsweise könnten durch eine Angleichung der Standards weitere Hürden für heimische Exporteure und ihre Beschäftigten abgebaut werden. Ein modernisiertes Abkommen ist im Interesse beider Seiten, rasche Fortschritte und ein zügiger Abschluss sind gefordert.
Österreichs Exportwirtschaft konnte ihre Ausfuhren in die Länder Lateinamerikas deutlich steigern. Die Warenexporte kletterten 2022 auf 3,7 Mrd. Euro, das entsprach einem Plus im Jahresgleich um rund 32 %. Der positive Trend konnte mit einem Plus von 22 % im ersten Quartal 2023 fortgesetzt werden. Die zwei für Österreich mit Abstand wichtigsten Exportmärkte sind Mexiko und Brasilien, gefolgt von Chile, Argentinien und Kolumbien.
WKÖ