Ursachen sind Klimakapriolen, Pflanzenkrankheiten, schlechte Ernten und starke Nachfrage
“Der Weltmarktpreis für Kakao ist explodiert. Er hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht und ist aktuell nach einer geringen Entspannung noch immer doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn”, erklärt Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie. Der Börsenpreis für eine Tonne Kakao kletterte in den letzten Monaten laut International Cocoa Organization (ICCO) von rund 2.000 Euro auf über 10.000 Euro und liegt aktuell bei ca. 7.000 Euro. Koßdorff: “Kakaopreise jenseits der 10.000 Euro-Marke pro Tonne waren die höchsten Werte in der Geschichte der Preisaufzeichnungen. Die Kosten für Kakao sind deshalb so stark gestiegen, weil die Ernten in den wichtigen Anbauländern wie der Elfenbeinküste oder Westafrika schlecht waren. Hitze, Dürreperioden und ein bereits alter, wenig ertragreicher Kakaobaumbestand verursachten ein knappes Angebot an Kakao am Markt. Da die weltweite Nachfrage nach Kakaoprodukten weiterhin hoch ist, stiegen folglich die Preise zuletzt massiv an.” Aber nicht nur die Börsenpreise für Kakao schossen in die Höhe, sondern auch die darauf verrechneten Aufschläge für die Lebensmittelindustrie etwa für den Transport, die Lagerung und Versicherung der Fracht oder für die Dienstleistungen der Zwischenhändler. Diese Aufschläge haben sich innerhalb der letzten 12 Monate verzehnfacht und stiegen von rund 250 Euro auf bis zu 2.500 Euro pro Tonne Kakao.
“Alle Hersteller von Kakaoerzeugnissen wie Schokolade oder Kakaogetränken sowie kakaohaltigen Lebensmitteln wie Dauerbackwaren (z. B. Waffeln und Keks mit Schokoladenüberzug) stehen derzeit bei der Beschaffung und Finanzierung von Kakao unter Druck. Zusätzlich wirken sich die Kosten für Transport, Energie, Verpackung und Personal negativ aus”, so Koßdorff.
Zur Grafik (Quelle: finanzen.at): Preise für Kakao hatten sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht und sind aktuell immer noch rund doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn (Preis in GBP/Tonne)
Weiterer Engpass beim Angebot befürchtet
Wie jüngst bei Orangen wütet auch unter den Kakobäumen eine Krankheit, das sogenannte Cacao-Swollen-Shoot-Virus (CSSV). Längere Regenperioden fördern die Ausbreitung von CSSV, das von Blattläusen verbreitet wird und zum Absterben der Kakaobäume führt. Die einzig wirksame Bekämpfung besteht darin, infizierte Bäume zu fällen und neue zu pflanzen. Das führt zu Ernteausfällen und einer verzögerten Produktion, bis die Bäume wieder Kakaobohnen tragen. In Ghana sollen bereits 17 Prozent aller Anbauflächen betroffen sein, auch auf die Elfenbeinküste greift das CSSV über. Rund 60 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion kommen aus diesen beiden Staaten, das sind laut ICCO rund 2,4 Mio. Tonnen. Weltweit werden laut ICCO rund 4,5 Mio. Tonnen produziert.
EU-Entwaldungsverordnung erhöht Kosten
Ende 2024 wird die neue Entwaldungsverordnung der EU in Kraft treten. Damit soll verhindert werden, dass Wald für den Anbau von Kakao, aber auch von Soja, Kaffee, Palmöl sowie von Holzprodukten und Kautschuk gerodet wird. Hersteller haben somit künftig nachzuweisen, dass die Produkte in ihren Anbaugebieten bzw. entlang der Lieferkette “entwaldungsfrei” hergestellt wurden. Dazu müssen sie Nachweise entlang der Lieferketten führen. Das bedeutet hohen administrativen Aufwand und Kosten für die Beschaffung der Rohstoffe wie Kakao und für den Herstellungsprozess.
Koßdorff abschließend: “Alle Lebensmittelhersteller stehen bei den Kakaopreisen unter gewaltigem Druck. Die Kostenrallye entlang der Lieferkette von Kakao setzt der Lebensmittelindustrie bei ihren Kakaoerzeugnissen und kakaohaltigen Lebensmitteln zu. Eine Entspannung der Lage scheint aktuell nicht in Sicht. Wir erwarten die nächste Kakaoernte im Oktober 2024.”
Stellenwert der Lebensmittelindustrie in Österreich
Die Lebensmittelindustrie ist eine der größten Branchen Österreichs. Sie sichert im Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten tagtäglich die Versorgung mit sicheren, qualitativen und leistbaren Lebensmitteln. Die rund 200 Unternehmen mit ihren 27.400 direkt Beschäftigten erwirtschaften jährlich ein Produktionsvolumen von rund 12 Mrd. Euro. Rund 10 Mrd. Euro davon werden im Export in über 180 Länder abgesetzt. Der Fachverband unterstützt seine Mitglieder durch Information, Beratung und internationale Vernetzung.
WKÖ