Als Teil der Rubrik „Interessante Persönlichkeiten“ des Magazins Diplomacy and Commerce Austria sprachen wir für die März-Ausgabe mit Prof. Albert Hoffmann, dem bekanten österreichischen Künstler und Kunstpädagogen, der sich in verschiedenen Techniken, wie Aquarell, Öl und Acryl, sowie in Grafiken und Monotypien, faszinierend ausdrucken kann.
Prof. Albert Hoffmann wurde am 15. Mai 1945 in Wien geboren und lebt seit 1968 im idyllischen Gloggnitz in der Region Semmering-Rax-Schneeberg.
Schon als Jugendlicher zeigte er sein großes Talent für das Zeichnen und das Malen. Mit 11 Jahren verlor er bei einem Unfall seinen rechten Unterarm, was ihn jedoch in seiner weiteren Entwicklung und seinem Tatendrang nicht weiter beeinträchtigte, wie er betonte.
Nach Abschluss der Hauptschule absolvierte er eine Ausbildung zum Kaufmann, womit er einen Beruf gewählt hatte, der seiner kommunikativen Art entsprach. Nach einigen Praxisjahren machte er sich selbstständig und übte den Beruf des Kaufmannes bis 1987 mit großer Freude und Erfolg aus.
Erst im Erwachsenenalter, nach einer schweren Krankheit entschloss er sich 1987, sein Geschäft aufzugeben und seinen langgehegten Traum – die Malerei – in den Mittelpunkt seines Lebens zu stellen.
Hoffmann absolvierte eine umfassende Ausbildung bei Professor Michael Haas, wobei er vor allem ein Meister des Aquarells wurde und in weiterer Folge auch in den verschiedenen Techniken der Ölmalerei.
Den Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn, wie Prof. Albert Hoffmann dankbar betonte, stellte die Verleihung des Berufstitels „Professor“ im Jahr 2016 durch Bundespräsident Dr. Heinz Fischer dar. Gleichzeitig erhielt Prof. Albert Hoffmann das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, als sichtbare Anerkennung für sein Schaffen und für seine Verdienste in der Erwachsenenbildung auf dem Gebiet der Malerei sowie in Würdigung seiner langjährigen wertvollen Arbeit für die Förderung der Kunst und Kultur. Es wurde vom Landeshauptmann von Niederösterreich, Dr. Erwin Pröll, überreicht.
Gleichzeitig wurde ihm von der Stadt Gloggnitz das Goldene Ehrenzeichen verliehen und er ist somit, neben Dr. Karl Renner, Ehrenbürger der Stadt. Heuer kommt eine weitere Auszeichnung dazu: am 15. März wurde ihm von der Landeshauptfrau von NÖ, Mag. Johanna Mikl-Leitner, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich verleihen.
Heute veranstaltet und leitet Hoffmann laufend Malseminare in ganz Österreich und organisierte bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie Malreisen nach Ungarn, Tschechien, Frankreich, Italien, Griechenland, Slowenien und Kroatien. Darüber hinaus gründete er in seiner Heimatgemeinde Gloggnitz eine Malschule im dortigen Schloss, einer säkularisierten Benediktinerabtei aus dem 11. Jahrhundert.
Professor Albert Hoffmann besuchten wir in seinem Atelier im malerischen Gloggnitz am Semmering.
Sehr geehrter Herr Professor, es ist wunderbar hier bei Ihnen am schönen Semmering, können Sie sich vorstellen, im Großstadtdschungel zu leben und zu arbeiten?
Im Prinzip nein, aber ich gebe im Atelier Bösner Wien (Künstlerbedarf) Kurse und leite dort auch Lehrgänge.
Was inspiriert Sie dazu, eine neue Arbeit zu beginnen?
Da gibt es tatsächlich sehr viele Inspirationsquellen – eine schöne Abendstimmung, ein besonderer Duft, die Begegnung mit einer aufregenden Persönlichkeit, aktuelle Themen, ein Musikstück mit Erinnerungsfaktor, Kinderlachen…
Dann setze ich dies gerne um, auch in Form von Metamorphosen.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kreativität?
Aus mir selbst. Ich habe schon einige Zentimeter meines Lebensmeters verbraucht, ich bin vielen Menschen begegnet, vielen Situationen und Herausforderungen. Mein Leben ist vor allem eines: spannend. Mir wird immer wieder von nahestehenden Personen bestätigt, dass es mit mir nie langweilig wird. Meistens habe ich mehr Ideen als Zeit, diese auch zu realisieren. Schließlich habe ich ja auch eine Familie gegründet. Meine Frau allerdings machte mir Mut, ganz neu anzufangen. Einer meiner Charakterzüge ist auch: „Schau nach vorne, nicht zurück, die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft ist da.“
Auf Ihrer Web-Seite steht ein Zitat von Pablo Picasso: „Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten“, was bedeutet dieser Satz für Sie persönlich?
Dieser Satz drückt für mich aus, dass man es niemals wirklich wissen wird. Es gibt sehr viele Spekulationen darüber. Kunst bleibt im Raum als das, was es ist, eben Kunst. Kunst ist unbegreifbar, sie ist da, aber jedes Individuum muss sich seine eigenen Gedanken darüber machen und sich mit ihr auseinandersetzen – allerdings nur, wenn die Bereitschaft dafür vorhanden ist. Das bleibt die freie Entscheidung jedes Menschen.
Eine Bekannte von mir war ganz enttäuscht von Malewitsch’s 1*) „Rotem Quadrat“. Emotional aufgelöst, wollte sie unbedingt dieses Werk verstehen. „Der Farbauftrag ist unregelmäßig“, „ist nicht einmal ein Quadrat“ usw. Meine Aufforderung, doch „hinter das Bild zu schauen“, nahm sie mir fast zu wörtlich. Aber, sie setzte sich damit auseinander, weil – „der Malewitsch hängt in der Albertina, das muss einen Grund haben…“
Wesentlich also ist die Auseinandersetzung damit – Kunst als Philosophie, Erweckung der Kreativität jedes einzelnen (der es will), ohne Zwang, mit grenzenloser Freiheit.
Es gibt sehr viele Menschen, die andere kopieren, imitieren, plagiieren. Das ist nicht authentisch. Kunst ist Sache des Künstlers, kopieren kann auch eine Maschine.
1*) Kasimir Semjonowitsch Malewitsch, russischer Avantgardist
Herr Professor, Sie behalten Ihre Leidenschaft und Ihr Wissen über die Kunst nicht nur für sich, sondern geben sie in von Ihnen organisierten Malseminaren an Liebhaber der Malerei weiter. Welche Voraussetzungen gibt es dafür, dass jemand an Ihren Kursen teilnehmen kann?
Es gibt hier ganz klare Vorgaben:
- Freude am Malen
- Keine Angst vor der Kreativität und Mut zur eigenen Kreativität
- Neugierde
Kreativität ist (nämlich) Intelligenz, die Spaß hat – nach Albert Einstein.
Gibt es Meister der alten und neuen Schule, die Sie bewundern? Und wenn, verraten Sie uns welche?
Ja gerne. Allen voran die beiden genialen Streithähne der Renaissance – Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarotti. Aus dem Biedermeier: Ferdinand Waldmüller, Friedrich Gauermann und Franz Defregger. Die Impressionisten: Auguste Renoir, Claude Monet und Paul Cézanne. Die Expressionisten: Vincent van Gogh und Paul Gauguin.
Da Sie sich in verschiedenen Techniken ausdrucken – Aquarell, Öl und Acryl, sowie Grafiken und Monotypien, welche dieser Techniken passt am besten zu Ihnen?
Der ehemalige Präsident der Berufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs sagte zu mir: „Du bist der führende Aquarellist Österreichs“. Eine andere Aussage, nämlich die eines führenden Galeristen Wiens, hat mich natürlich ebenfalls sehr gefreut: „Du kannst in allen Techniken malen, in allen Stilrichtungen, einfach, weil Du es kannst“. Meine bevorzugte Technik ist das Aquarell – die Königin der Bildenden Kunst. Die Schwierigkeit dabei ist, rechtzeitig wegzulassen, was frei bleiben muss. Denn weiß ist beim Aquarell eben das Papier. Glücklicherweise bin ich mit der Gabe gesegnet, das Bild in meinem Kopf zu haben, bevor ich überhaupt das erste Mal den Pinsel in Farbe tauche.
Ich arbeite auch gerne sehr schwungvoll und dynamisch, das ist beim Aquarell natürlich ein großer Vorteil.
Es ist bekannt, dass ein Künstler an jedem seiner Werke hängt, aber können Sie uns verraten, ob es für Sie ein Werk gibt, das für Sie den größten emotionalen Wert hat?
Meine Frau rügte mich einmal, dass ich alle möglichen Motive, Themen, Stimmungen usw. malerisch wiedergebe, aber kaum Blumen. Deswegen habe ich einen großen Blumenstrauß für sie gemalt, der seit ihrem Tod natürlich unverkäuflich ist. Ebenso wie ein Stimmungsbild aus Grado, wo ich sie ins Bild gesetzt habe.
Viele halten Sie für eine große Motivation für Menschen mit Behinderung, erleben Sie sich auch so?
Ganz im Gegenteil! Als ich mit einer Freundin nach einem Paris-Aufenthalt am Flughafen erfahren musste, dass ich per Rollstuhl abgeholt würde, war ich eher ungehalten. Später habe ich darüber gelacht, quasi wie Jacques Tati da zu sitzen mit Hut und Schirm…
Erst sehr viel später habe ich einen Ausweis beantragt – es entgingen mir vorher einige Annehmlichkeiten, auch finanzielle. Aber, ich habe immer sehr viel Wert auf meine Selbständigkeit gelegt.
Vermutlich hat mir das Leben aufgrund meiner „Behinderung“ gerade diesen Weg in die Kunst gewiesen.
Sie sind sehr aktiv in der Organisation verschiedener Veranstaltungen, können Sie uns sagen, an welchen Projekten Sie bisher gearbeitet haben?
Um meine Hände nicht in den Schoß legen zu müssen, organisierte ich auch internationale Ausstellungen und Konzerte in der Region und im In- und Ausland.
Nur Einige Beispiele davon: Ausstellungen in Venedig, in Florida, Minsk (Belarus), Vilnius (Litauen), im Vatikan, Deutschland, Bled und Piran (Slowenien), Bad Ischl, in namhaften Galerien in Wien, auf Kunstmessen in Wien, Salzburg unf Innsbruck, im Heeresgeschichtlichen Museum Wien, anlässlich von 100 Jahren 1. Weltkrieg…
Dann kamen die Organisation von Benefizveranstaltungen in Reichenau – Schloss Rothschild, in Schönbrunn/Gloriette, Sonderausstellung in Reichenau „Sommerfrische Zeitreise ins Altösterreichische Reichenau“, Konzerte in Reichenau, Bad Ischl und Kottingbrunn.
Gefolgt von der Organisation von Ausstellungen meiner „Meisterklasse“ in Wien, Gloggnitz und Reichenau.
Svetlana Nenadovic Glusac