Bundesregierung stellt 3 Millionen Euro aus Auslandskatastrophenfonds bereit
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste globale Ernährungskrise hat die humanitäre Situation im Libanon weiter verschärft. Angesichts sprunghafter Verteuerungen von Grundnahrungsmitteln wie Weizen könnten Hilfsorganisationen finanziell demnächst nicht mehr in der Lage sein, genügend lebenswichtige Grundnahrungsmittel zu beschaffen, um die von der humanitären Krise betroffenen Menschen mit dem Notwendigsten zu versorgen. Dem gilt es entgegenzuwirken. Die Bundesregierung hat beim heutigen Ministerrat daher die Bereitstellung von insgesamt 3 Millionen Euro aus den Mitteln des Auslandskatastrophenfonds des Außenministeriums beschlossen.
Die humanitäre Lage im Libanon ist maßgeblich von der Ernährungssicherheit abhängig. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich die Lage daher deutlich verschärft. Wir müssen gerade jetzt rasch die Hilfe vor Ort verstärken, auch um weitere Migrationswellen Richtung Europa zu verhindern. Mit den zusätzlichen 3 Millionen Euro aus den Mitteln des Auslandskatastrophenfonds, die heute im Ministerrat beschlossen wurden, finanzieren wir daher ganz gezielt das gerade jetzt so wichtige World Food Programme, sowie die Tätigkeit von österreichischen Hilfsorganisationen vor Ort,
so Bundeskanzler Karl Nehammer, der bei seinem Besuch im Libanon vor zwei Wochen auch mit dem libanesischen Präsidenten Michael Aoun über die Situation vor Ort und die österreichische Unterstützung gesprochen hat.
Mindestens 3,2 Millionen Menschen sind im Libanon laut Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) auf humanitäre Hilfe angewiesen, ein Drittel davon sind Kinder. Allem voran fehlt es an Nahrungsmitteln, Zugang zu sauberem Trinkwasser und angemessenen Sanitäranlangen. 77 Prozent der Haushalte haben nicht genügend Lebensmittel oder Geld für Lebensmittel zur Verfügung, bei syrischen Flüchtlingshaushalten liegt die Zahl bei 99 Prozent.
Vizekanzler Werner Kogler ergänzt:
Gemessen an der Größe des Landes hat der Libanon die meisten Flüchtlinge weltweit aufgenommen. Überdies steckt das Land inzwischen in einer tiefen politischen Führungskrise. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat nun auch noch die Ernährungslage dramatisch verschärft. Deswegen ist humanitäre Hilfe gegen eine Ernährungskatastrophe so wichtig. Die Ausschüttung von 3 Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds soll dazu beitragen. Die Vervierfachung der Mittel der humanitären Hilfe – heuer sogar mehr als 100 Millionen Euro – eröffnet Österreich die Möglichkeit, die Nahrungsmittelhilfe für die Menschen im Libanon zu erhöhen.
Seit Beginn des Kriegs in Syrien hat der Libanon bei einer Einwohnerzahl von 6,8 Millionen Menschen rund 1,5 Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen. Dieser Zustrom ist zu einer enormen Belastung für die gesamte Infrastruktur geworden. Die medizinische Grundversorgung steht bereits jetzt am Rande des Zusammenbruchs.
Der Libanon befindet sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale, die sich durch die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine immer weiter beschleunigt. Bereits die Explosion im Hafen von Beirut vor zwei Jahren hatte tausende Tonnen Getreidevorräte in den Silos vernichtet. Der Libanon importiert bis zu 80 Prozent seines Getreidebedarfs, diese lebensnotwendigen Lieferungen erreichen das Land aufgrund der russischen Aggression nun kaum. Hier gilt es entgegenzusteuern und via World Food Programme jenen Menschen zu helfen, die es am dringendsten brauchen. Die dramatischen Entwicklungen im Libanon haben das Potential, die gesamte Region zu destabilisieren, das muss mit aller Kraft verhindert werden,
so Außenminister Alexander Schallenberg unter Verweis auf die humanitäre Tradition Österreichs.
Die andauernde prekäre Wirtschaftssituation hat das Land bereits in eine tiefe Krise gerissen. Fast drei Viertel der libanesischen Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Seit Beginn des Ukrainekriegs ist sie nun zusätzlich mit einer Energie- und Ernährungskrise konfrontiert.
Das Welternährungsprogramm (WFP) rechnet mit einem Mehrbedarf von 71 Millionen USD pro Monat, um die Menschen in der Region des Nahen Ostens und Nordafrikas, die bereits von humanitären Krisen betroffen sind, mit dem Notwendigsten zu versorgen.
Um eine möglichst wirksame Hilfestellung für Flüchtlinge vor Ort und in der Nähe ihrer Heimat sicherzustellen, wird Österreich einerseits dem Welternährungsprogramm (WFP) 2,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen und auch die Arbeit österreichischer Nichtregierungsorganisationen vor Ort mit einer halben Million Euro unterstützen.
Bereits letztes Jahr hat Österreich 5 Millionen Euro an humanitärer Hilfe geleistet, um u.a. die medizinische Grundversorgung sicherzustellen.
(BMIEA)