
Während Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit versucht, die globale Führungsrolle Amerikas neu zu definieren, setzt er eine neue diplomatische Währung ein: kritische Mineralien. In einer Zeit, die von digitalem Wettbewerb, dem Übergang zu sauberer Energie und zunehmenden geopolitischen Rivalitäten geprägt ist, hat die Trump-Regierung deutlich gemacht, dass derjenige, der die Seltenen Erden, Lithium, Kobalt und Graphit der Welt kontrolliert, die Zukunft kontrolliert. Aber hinter den Schlagzeilen über Milliarden-Dollar-Deals verbirgt sich eine tiefere Geschichte von Transaktionsdiplomatie, nationalen Sicherheitsambitionen und fragilen ausländischen Partnerschaften.
Im März 2025 unterzeichnete Präsident Trump eine Durchführungsverordnung, die darauf abzielte, die inländische Mineralienproduktion auszuweiten, die Bürokratie für Bergbaugenehmigungen abzubauen und Milliarden über einen neuen Fonds für kritische Mineralien bereitzustellen, der bei der U.S. International Development Finance Corporation angesiedelt ist. Seine Regierung stellt dies als einen mutigen Schritt dar, um die Abhängigkeit der USA von China und anderen geopolitischen Konkurrenten bei wichtigen Rohstoffen zu verringern – Materialien, die für Verteidigungssysteme, Elektrofahrzeuge und die Hightech-Fertigung unerlässlich sind. Aber während der inländische Bergbau Teil der Strategie ist, sind es die internationalen Mineralien, die den wirklichen Wandel in der Außenpolitik signalisieren. Einer der sichtbarsten – und umstrittensten – Schritte fand in der Ukraine statt, wo die Trump-Regierung auf ein Abkommen drängt, um privilegierten Zugang zu den riesigen Mineralvorkommen des Landes zu erhalten, insbesondere zu Seltenen Erden und Titan. Die vorgeschlagene Vereinbarung – die Unterstützung der US-Regierung und private Investitionen im Austausch für Schürfrechte vorsieht – wurde von Kiew zunächst mit Zögern aufgenommen, da es befürchtete, während des Krieges die Kontrolle über nationale strategische Vermögenswerte zu verlieren. Doch wie die New York Times berichtete, haben der wachsende Druck aus Washington und die Verlockung der Kapitalspritze beide Seiten wieder an den Verhandlungstisch gebracht. Es wird erwartet, dass eine ukrainische Delegation in Washington einen überarbeiteten Rahmen ausarbeiten wird. Trumps Team bezeichnet dies als eine Win-Win-Situation: die Sicherung wichtiger Vorleistungen für die US-Industrie bei gleichzeitiger Ankurbelung der vom Krieg verwüsteten Wirtschaft in der Ukraine. Kritiker befürchten jedoch, dass das Abkommen die Gefahr birgt, dass ein souveräner Verbündeter in einem Moment extremer Verwundbarkeit zu einem Ressourcenlieferanten degradiert wird. In der Demokratischen Republik Kongo (DRK) verfolgt die Trump-Regierung einen nach eigenen Angaben transformativen Pakt für Mineralien für die Sicherheit. Die USA würden Zugang zu den begehrten Kobalt-, Kupfer- und Goldreserven des Kongo erhalten und im Gegenzug durch nachrichtendienstliche Unterstützung, Zusammenarbeit bei der Aufstandsbekämpfung und Infrastrukturinvestitionen zur Stabilisierung des konfliktgeschüttelten Ostens beitragen. Der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi hat Interesse bekundet und hofft, dass ein US-Engagement Ruanda unter Druck setzen könnte, die Unterstützung für die M23-Rebellen zurückzuziehen und den Zyklus der grenzüberschreitenden Destabilisierung zu beenden. Doch während das Versprechen amerikanischer Sicherheitshilfe verlockend ist, ist Skepsis angebracht. Die Demokratische Republik Kongo ist seit langem ein Friedhof internationaler Friedensbestrebungen – und die USA haben nur begrenzten Einfluss auf regionale Störenfriede wie Ruanda und Uganda. Trumps Ansatz wirft die Frage auf: Kann man Sicherheit wie Lieferketten auslagern? Oder wird das Abkommen einfach ein weiteres Kapitel der Ressourcenausbeutung ohne dauerhaften Frieden verankern?
In Australien, einem langjährigen Verbündeten, wird die Mineralienkarte derweil defensiver gespielt. Während die US-Zölle eskalieren – wobei Trump einen pauschalen Einfuhrzoll von 10 % und höhere Sätze für bestimmte Länder verhängt – untersucht Australien, wie seine Reserven an kritischen Mineralien als Druckmittel eingesetzt werden können, um den Schlag abzumildern. Es laufen Gespräche, um Ausnahmegenehmigungen zu erhalten, indem die Bedeutung der australischen Lithium-, Seltenerd- und Nickelexporte für US-Verteidigungs- und Technologieunternehmen hervorgehoben wird. Das ist Diplomatie nach dem Kalkül der Ressourcen – eine Dynamik, bei der sich selbst Verbündete ihren Weg durch Amerikas neuen transaktionalen Handelsrahmen bahnen müssen. Trumps Mineraliendiplomatie spiegelt einen breiteren ideologischen Wandel wider: den Glauben, dass Amerikas geopolitische Macht nicht im Multilateralismus oder Soft Power liegt, sondern in den harten Vermögenswerten der Erde – und den Deals, die zu ihrer Kontrolle getroffen wurden. Dies ist eine Weltanschauung, in derDer strategische Vorteil wird nicht durch globale Institutionen gesichert, sondern durch Exklusivverträge, bilaterale Hebelwirkung und die Wiederbekräftigung des wirtschaftlichen Nationalismus. Doch dieser Ansatz birgt reale Risiken. Sie könnte Verbündete entfremden, die Nord-Süd-Ungleichgewichte vertiefen und die USA an instabile Regime binden, um kurzfristigen Zugang zu erhalten. In Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo oder der Ukraine könnte das Machtungleichgewicht in diesen Abkommen Ressentiments hinterlassen – oder schlimmer noch, zu erneuter Abhängigkeit. Im Namen der Autonomie könnten die USA unbeabsichtigt genau die globalen Abhängigkeiten wiederherstellen, denen sie entkommen wollen.
Während die Landkarte der Bodenschätze der Welt neu gezeichnet wird, signalisiert Trumps Strategie nicht nur eine Verschiebung der Lieferketten, sondern auch der Architektur der Diplomatie selbst. Für die Balkanstaaten und andere kleine Volkswirtschaften, die zwischen den Großmächten pendeln, sind diese Abkommen eine Warnung: Geoökonomie ist nicht mehr theoretisch. Es ist Politik. Und in dieser neuen Ordnung sprechen Ressourcen lauter als Regeln.
Natali Husić Sarkozy, Expertin für internationale Beziehungen
(Ehefrau von Louis Sarkozy, Sohn des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy)
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Trump’s New Resource Diplomacy: A Global Gamble with Critical Minerals
April,6 / Natali Husic Sarkozy As Donald Trump seeks to redefine American global leadership in his second presidential term, he is deploying a new diplomatic currency: critical minerals. In an era marked by digital competition, clean energy transitions, and rising geopolitical rivalries, Trump’s administration has made it clear that whoever controls the world’s rare earths, lithium, cobalt, and graphite — controls the future. But behind the headlines of billion-dollar deals lies a deeper story of transactional diplomacy, national security ambition, and fragile foreign partnerships. In March 2025, President Trump signed an executive order aimed at scaling up domestic mineral production, slashing red tape for mining permits, and allocating billions through a new critical minerals fund housed under the U.S. International Development Finance Corporation. His administration presents this as a bold step toward reducing American reliance on China and other geopolitical competitors for key raw materials — materials essential for defense systems, electric vehicles, and high-tech manufacturing. But while domestic mining is part of the strategy, it’s the international mineral grabs that signal the real shift in foreign policy. One of the most visible — and controversial — moves has been in Ukraine, where the Trump administration is pushing for a deal to gain privileged access to the country’s vast mineral deposits, especially rare earths and titanium. The proposed arrangement — involving U.S. government support and private investment in exchange for mining rights — was initially met with hesitation by Kyiv, wary of losing control over strategic national assets during wartime. But as The New York Times reported, mounting pressure from Washington and the lure of capital infusion have brought the two sides back to the negotiating table. A Ukrainian delegation is expected in Washington to hammer out a revised framework. Trump’s team frames this as a win win: securing critical inputs for U.S. industry while boosting Ukraine’s war-ravaged economy. Critics, however, fear the deal risks reducing a sovereign ally to a resource provider at a moment of extreme vulnerability. In the Democratic Republic of Congo (DRC), the Trump administration is pursuing what it describes as a transformative minerals-for-security pact. The U.S. would gain access to Congo’s coveted cobalt, copper, and gold reserves, while in exchange, it would help stabilize the conflict ridden east through intelligence support, counterinsurgency collaboration, and infrastructure investments. Congolese President Félix Tshisekedi has signaled interest, hoping U.S. involvement could pressure Rwanda to pull back support for M23 rebels and end the cycle of cross-border destabilization. But while the promise of American security assistance is appealing, skepticism is warranted. The DRC has long been a graveyard of international peacekeeping ambitions — and the U.S. has limited leverage over regional spoilers like Rwanda and Uganda. Trump’s approach raises the question: can security be outsourced like supply chains? Or will the deal simply entrench another chapter of resource extraction without lasting peace? Meanwhile, in Australia, a long-standing ally, the mineral card is being played more defensively. As the U.S. tariffs escalate — with Trump imposing a 10% blanket import duty and higher rates on specific countries — Australia is exploring how its critical minerals reserves can be used as leverage to soften the blow. Talks are underway to secure exemptions by highlighting the importance of Australia’s lithium, rare earths, and nickel exports to U.S. defense and tech firms. This is diplomacy by resource calculus — a dynamic where even allies must negotiate their way around America’s new transactional trade framework. Trump’s mineral diplomacy reflects a broader ideological shift: a belief that America’s geopolitical power lies not in multilateralism or soft power, but in the hard assets of the earth — and the deals made to control them. This is a worldview in which strategic advantage is secured not through global institutions, but through exclusive contracts, bilateral leverage, and a reassertion of economic nationalism. But this approach comes with real risks. It may alienate allies, deepen North-South imbalances, and bind the U.S. to unstable regimes in pursuit of short-term access. In places like the DRC or Ukraine, the imbalance of power in these deals could leave behind resentment — or worse, renewed dependence. In the name of autonomy, the U.S. may inadvertently recreate the very global dependencies it seeks to escape. As the world’s mineral map is redrawn, Trump’s strategy signals not just a shift in supply chains, but in the architecture of diplomacy itself. For Balkan states and other small economies navigating between major powers, these deals are a warning: geoeconomics is no longer theoretical. It is policy. And in this new order, resources speak louder than rules.
April,6 / Natali Husic Sarkozy, Expert in international relations
(Wife of Louis Sarkozy, son of former French President Nicolas Sarkozy)