Die 58. Viennale ist eröffnet. Wien ist tatsächlich das gelungen, was sich für Cannes heuer als zu hohe Hürde herausstellte: Ein Filmfestival in physischer Form auf die Beine zu stellen – wenn auch mit deutlichen Abstrichen im Vergleich zu den Ausgaben der Vorcoronazeit. “Mir scheint, als wäre das ein weiterer Neubeginn in diesem Jahr, in dem das Virus alles infrage gestellt hat”, zeigte sich Direktorin Eva Sangiorgi Donnerstagabend im Wiener Gartenbaukino nachdenklich.
Die Menschen müssten sich ihre Räume zurückerobern, körperlich, aber nicht menschlich auf Distanz gehen. Dazu sei das Kino nachgerade das ideale Medium, das beständig neue Räume erschließe. Da müsse man auch bereit sein, die Hygienevorschriften zur Pandemieprävention in Kauf zu nehmen. “Wer schert sich darum, dass man eine Maske tragen muss aus Rücksicht auf die anderen?”, so Sangiorgis rhetorische Frage.
Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hob das “klare Statement gegen die Angst” hervor, das die Ausrichtung des Festivals bedeute. Ziel müsse die Überwindung des “Social Distancing” sein – “einem der blödesten Begriffe überhaupt”, stellte Kaup-Hasler klar: Es gehe um Physical Distancing, sozial müsse man näher zusammenrücken: “Deshalb wird das ein großes Fest der Nähe werden.”
Nicht zuletzt gehörte Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu den Gratulanten bei der Eröffnungsgala: “Ich weiß, der Filmbranche insgesamt gehe es gar nicht gut – um es milde auszudrücken.” Umso wichtiger sei es, dass die Viennale heuer ungeachtet allem stattfinde: “Wir brauchen den Film.”