Zehnter Fachkongress zum Thema E-Mobilität für KMU und kommunale Anwender stand im Zeichen der Flotten und Nutzfahrzeuge.
Mit knapp 400 Teilnehmern und einer ausgebuchten Ausstellung ist am 29./30. Jänner 2020 die zehnte Auflage der EL-MOTION über die Bühne gegangen. Der vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMKUEMIT), dem Klima- und Energiefonds, dem Österreichischen Städtebund und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) veranstaltete Fachkongress zum Thema E-Mobilität stand heuer ganz im Zeichen der Flotten und Nutzfahrzeuge mit Batterie und/oder Brennstoffzelle.
In der Keynote bot Alexander Greschner, Vorstand von WackerNeuson, einen Einblick in die Welt der elektrisch betriebenen Baustellenfahrzeuge. Die Entwicklung derartiger Maschinen ist dem Trend geschuldet, dass künftig die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten leben wird, was schon jetzt eine starke Bautätigkeit verursacht. Die Transformation zur elektrischen Antriebstechnologie im Baumaschinen- und Nutzfahrzeugsektor ist keine Zukunftsmusik, sondern längst angekommen und nicht mehr wegzudenken. Die Vorteile liegen auf der Hand: Lärm und Emissionen sind deutlich gemindert, womit ein großer Beitrag für die Umwelt und das Klima geleistet werden. Neben vielfältigen Anwendungsbereichen auf Baustellen wird aber auch der Einsatz bei Sanierungen in Innenräumen und in lärmsensiblen Bereichen ermöglicht. Und auch die Wirtschaftlichkeit, potenzielle Einstiegshürde für Kunden, ist heute durch geringe Betriebskosten und weniger Einschränkung bei Nutzungszeiten und -bereichen gegeben.
Die Vertreter der Trägerorganisationen spannten im Eröffnungspanel einen Bogen vom aktuellen Regierungsprogramm über Förderungen und den Kampf gegen Mythen sowie Herausforderungen für Städte bis hin zu Chancen für die Wirtschaft.
Gemeinsame E-Mobilitätsoffensive mit der Wirtschaft zeigt Wirkung
Für Jürgen Schneider, Sektionschef im BMKUEMIT, ist die europäische Ebene mit dem Ziel der Klimaneutralität der Rahmen, in dem sich das künftige Verkehrssystem entwickeln muss. Dass der Abschied von fossiler Energie bevorsteht, ist damit amtlich und das neue Regierungsprogramm trägt dem Rechnung. Mobilität soll aber nicht erschwert werden, sondern vielmehr klimafreundliche Alternativen zur Verfügung gestellt werden. Der öffentlichen Hand und auch der öffentlichen Beschaffung kommt dabei eine wichtige Vorbildfunktion zu. Die umfangreichen und attraktiven Förderungen, die vom BMKUEMIT in Kooperation mit den Fahrzeugimporteuren, Zweiradimporteuren und dem Sportfachhandel für die E-Mobilitätsoffensive zur Verfügung gestellt werden, erleichtern den Nutzern den Einstieg in die E-Mobilität mit Erneuerbarer Energie. Mit der E-Mobilitätsoffensive und dem klimaaktiv mobil Programm für Unternehmen und Kommunen wurde bereits viel erreicht: im Rahmen des 93 Mio. Euro schweren E-Mobilitätspaket für 2019+2020 wurden bereits 8.000 Anträge eingereicht, davon 5.600 für E-Pkw. Damit liegt Österreich auch im EU-Spitzenfeld bei den E-Neuzulassungen.
Impulsgeber und Pionier der E-Mobilität
Der Klima- und Energiefonds hat die Einführung der E-Mobilität von Anfang an betrieben, betont dessen Geschäftsführer Ingmar Höbarth. Nach anfänglicher Pionierarbeit stehen nun drei Schwerpunkte auf der Agenda: Mobilitätsforschung, die Abwicklung des Aktionspakets der Bundesregierung und die Beschleunigung der Verbreitung der E-Mobilität in der Praxis durch den Abbau von Hürden und Bewusstseinsbildung, wo beispielsweise mit dem Faktencheck noch vorherrschende Mythen entkräftet werden. Als Beispiel nennt Höbarth die Unterstützung der Immobilienwirtschaft bei der Planung und Errichtung von Ladestationen in Bestandswohnanlagen, wodurch ein neues Feld an Infrastruktur erschlossen wird.Im Mobilitätssystem der Zukunft wird das E-Auto einer von vielen Puzzlesteinen sein, statt zu besitzen werden Modelle für Carsharing in den Vordergrund treten. Im Bereich der Mobilitätsforschung geht es vor allem darum, durch Innovationen „Made in Austria“ Chancen für den heimischen Wirtschaftsstandort am globalen Markt zu eröffnen.
Städte decken 60% der Kosten jedes Öffi-Tickets
Das 1-2-3-Klimaticket wird die Fahrgäste in den Städten stark steigen lassen. Städte zahlen ca. 60% zu jedem verkauften Öffi-Ticket hinzu. Dieses Ticket muss für die Städte kostenneutral ausgelegt sein und auch die Kosten des zu erwartenden Mehrverkehrs abdecken. „Um die Klimaziele zu erfüllen, brauchen wir allein in den Ballungsräumen pro Jahr 1,5 Nahverkehrsmilliarden, um Infrastrukturen und Verkehrsdienstleistungen auszubauen. Mehr Erreichbarkeit in den Städten gibt es nur via ÖV, Rad- und Fußverkehr“, so Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebunds. Auch eine im Regierungsprogramm avisierte Förderung zur Umsetzung der Clean Vehicles Directive ist zentral. Die Städte benötigen den Bund als Financier und starken Partner, damit er im Bereich der Gesetzgebung Regeln zum Umstieg auf eine emissionsfreie Mobilität definiert und Strategien vorgibt.
10. EL-MOTION – Rückblick und Ausblick
„Am Anfang war eine Portion Mut und Zuversicht nötig, sich mit einem Fachkongress speziell dem damals noch neuen Thema E-Mobilität zu widmen“, hielt Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung Umwelt- und Energiepolitik in der WKÖ fest. Hier wie in anderen Feldern der Klimawende geht es der WKÖ darum, die Chancen für die Wirtschaft zu nutzen. 2019 kratzte die Zahl der Neuzulassungen der reinen E- Fahrzeuge bereits die 10.000er-Marke, und 2020 wird sie erstmals überschritten werden. Die WKÖ ist logischer Partner bei der Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen, die Abschaffung der Eigenstromsteuer auf Initiative der WKÖ ist dafür ein gutes Beispiel. Schwarzer: „Am Ende ist Politik nur erfolgreich, wenn Unternehmen daraus Geschäftsmodelle ableiten können.“
(wko.at)