Vom 26. bis 27. April fand in Wien das erste „International Procurement Seminar Doing Business with the United Nations Vienna“ statt, organisiert von den Botschaften der Tschechischen Republik, der Republik Slowakei und Ungarns.
Dieses einzigartige und vor allem sehr interessante zweitägige Seminar fand im Gebäude der Botschaft der Tschechischen Republik in Wien statt.
Am ersten Veranstaltungstag wurde das Seminar mit Eröffnungsreden von Herrn Jakub Novák, Chargé d´affaires bei der Botschaft der Tschechischen Republik, René Miko, Leiter der UN-Abteilung, Außenministerium der Tschechischen Republik, S.E. Dán Károly, Botschafter und Ständiger Vertreter Ungarns bei der OSZE, der UNO und anderen internationalen Organisationen in Wien, und Daniela Leinen, Direktorin Office of Procurement Services (IAEA & Vice Chair of the UN’s Procurement Network), eröffnet.
Der zweite Seminartag wurde mit einer Begrüßungsrede von S.E. Peter Mišík, Botschafter der Slowakischen Republik in Österreich, und S.E. Ivo Šrámek, Botschafter und Ständiger Vertreter der Tschechischen Republik bei den Vereinten Nationen, der OSZE und anderen internationalen Organisationen in Wien, eröffnet.
Über die Art und Weise, wie Lieferungen an die Vereinten Nationen (UN) ablaufen, konnte man sich im Zuge des Internationalen Beschaffungsseminars informieren, das in Zusammenarbeit mit der Tschechischen Agentur für Exportförderung CzechTrade und den Botschaften der Slowakei und Ungarns von 26. bis 27. April 2022 in der Botschaft der Tschechischen Republik in Wien stattfand.
„Successful first pilot hybrid UN International Procurement Seminar“ – so wurde das Seminar von der UNDP Procurement Services Unit bewertet. Die Veranstaltung fand erstmals in hybrider Form statt, was die Einbindung eines breiten Spektrums von verschiedenen Agenturen ermöglichte. Dabei wurde sowohl die Organisation seitens der Veranstalter gewürdigt, als auch die gute Vorbereitung der Firmen aus allen drei Ländern bei den B2B-Verhandlungen mit den für Beschaffung zuständigen UN-Repräsentanten.
Die hauptsächliche Motivation für die Abhaltung der Veranstaltung bestand darin, den Unternehmen das Einkaufsprocedere der UN nahezubringen, deren Teilnahme an öffentlichen UN-Ausschreibungen zu unterstützen und Kontakte mit den Vertretern der einzelnen Agenturen der Organisation zu knüpfen. Die UN sind nicht nur diplomatische Arena für große und kleinere Länder, wenn es um die Behandlung globaler Themen geht, sondern fragen auch Waren und Dienstleistungen aus allen erdenklichen Sektoren nach, und das im Wert von fast 20 Mrd. USD jährlich.
In Wien, wo gleich mehrere bedeutende UN-Agenturen ansässig sind, fand das IPS-Seminar überhaupt zum ersten Mal statt, und aus dem Blickwinkel der Teilnehmer fungierte es zugleich als erstes hybrides Pilotprojekt nach der Pandemie Covid-19.
Am Seminar nahmen Repräsentanten von 120 Unternehmen aus der Tschechischen Republik, der Slowakei und Ungarn teil, ferner 76 Einkäufer von 14 UN-Agenturen in Wien, Budapest, Rom, Genf, Kopenhagen und New York. Die Vertreter der Unternehmen hatten die Möglichkeit, an fast 300 persönlichen sowie Online-Meetings teilzunehmen. Unter den Anwesenden waren Einkäufer von FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation), WHO (Weltgesundheitsorganisation), WFP (Welternährungsprogramm), WBG (Weltbank), OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), IAEA (Internationale Agentur für Atomenergie) und WB (Weltbank).
Vertreten waren Firmen vor allem aus den Bereichen Elektronik und Elektrotechnik, Lebensmittelindustrie, IT, Medizintechnik oder Bauwesen, darunter eine Reihe renommierter tschechischer Firmen wie LINET, HUTIRA-BRNO, SVOS, TATRA TRUCKS., HARTMANN-RICO oder SCHINDLER FOOD. Aus der Slowakei dürfen die Firmen AQUA SOLUTIONS, E.bot Technology und Mentra nicht unerwähnt bleiben, seitens der ungarischen Firmen nennen wir Continest, Mediso Medical und Bluebird International. Einige dieser Unternehmen haben bereits Erfahrung mit Lieferungen an die UN, bzw. liefern ihre Produkte regelmäßig an die Organisation.
Die zweitägige Veranstaltung beinhaltete Präsentationen der anwesenden Agenturen darüber, wie Beschaffungen und Ausschreibungen für die UNO ablaufen und die Teilnahmebedingungen aussehen. Es fanden vier Podiumsdiskussionen statt.
Im Rahmen der ersten von ihnen präsentierten anhand des Themas „Success Stories“ Unternehmen aus jedem Land ihre Erfahrungen mit Lieferungen an die UN, wobei sich für Tschechien das Brünner Unternehmen HUTIRA vorstellte, das umfassende Dienstleistungen im Bereich Gas- und Wasserwirtschaft, Industrie und Energie anbietet. Das Unternehmen bietet Containerlösungen an, die überall dort geeignet sind, wo es auf Mobilität und platzsparende Lösungen ankommt, egal ob nun die Technik im Inneren des Containers für Gas-, Wasserwirtschaft (insbesondere Wasseraufbereitung) oder andere Anwendungen bestimmt ist. HUTIRA unterstützt auch Umweltprojekte und befasst sich mit der Produktion von Biomethan. Während der Präsentation hatten die Podiumsteilnehmer die Möglichkeit, Informationen über die Lieferung von Wasseraufbereitungsanlagen in die Ukraine zu erhalten, wo das Unternehmen eine bedeutende Präsenz hat.
Aus der Slowakei stellte sich AQUA SOLUTIONS vor, eine Firma, die sowohl im kommerziellen Bereich als auch für Krisensituationen interessante Lösungen der Wasseraufbereitung bietet – wesentliche Erfahrungen konnte das Unternehmen beispielsweise nach dem Erdbeben in Haiti 2010 sammeln. Über eine ungarische Erfolgsgeschichte in Bezug zu den UN berichtete das Medizinunternehmen Mediso.
Im zweiten Panel „Migration und Flüchtlinge“ diskutierten Vertreter von UNHCR, UNICEF und WHO die Auswirkungen des anhaltenden Konflikts in der Ukraine in Bezug auf die Versorgungslage, Lieferstrukturen und UN-Beschaffungsprozesse, um flexible Hilfe leisten zu können. Es ging auch um die Frage, ob die UN-Beschaffung konkrete Projekte in der Ukraine plant und Ausschreibungen für diese Projekte durchführt.
Im dritten Panel „Ernährung und Landwirtschaft“, in dem Vertreter von FAO, WFP und der UNIDO sprachen, konzentrierte sich die Diskussion auf aktuelle Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, einschließlich der Gefahr einer Unterbrechung von Lieferketten und einer drohenden Verringerung der Getreidelieferungen aus dem durch den Krieg zerrissenen Land, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Welternährungs- und Agrarmarkt. Die Teilnehmer waren sich einig, dass trotz deutlich geringerer Getreidelieferungen aus der Ukraine nicht nur Europa, sondern auch der Weltmarkt noch über relativ große Lagerbestände verfügt. Diskutiert wurden auch der Anstieg der Getreidepreise auf den Weltmärkten und die konkreten Auswirkungen auf die Welternährungsorganisation (WFP).
Die vierte und letzte Podiumsdiskussion konzentrierte sich auf den Bereich IT und Technologie und befasste sich mit Themen wie dem Einkauf von Informationstechnologie im Rahmen der UN-Beschaffung und den Herausforderungen, mit denen diese Bereiche nach der Covid-Pandemie konfrontiert sind.
Alle drei teilnehmenden Länder sind in Bezug auf das UN-Budget Nettozahler und wichtige Gewährleister von Entwicklungshilfe. Ihr Anteil an der UN-Beschaffung entspricht diesem Status jedoch nicht – Tschechien belegt beim Volumen der Lieferungen an die UN derzeit nur den 120. Platz, Ungarn den 142. und die Slowakei liegt sogar nur auf Platz 160. Hier besteht Verbesserungsbedarf, und die Unternehmen haben gezeigt, dass sie über großes Potenzial für den Aufbau von langfristigen Geschäftsbeziehungen mit UN-Organisationen verfügen.
Svetlana Nenadovic Glusac
Foto: Karel Cudlín