ALBERTINA Ausstellung: Adrian Ghenie – Schattenbilder

Adrian Ghenie / Weltwehmut 1, 2024 / 210 x 150 cm, Öl auf Leinwand ©️ Adrian Ghenie/ Foto © Infinitart Foundation

Adrian Ghenie ehrt Egon Schiele, einen der bedeutendsten Künstler des Expressionismus, mit einer revolutionären Ausstellung. Diese, basierend auf der Idee und dem Konzept von Ciprian Adrian Barsan, bringt Schieles verlorene Werke – bekannt nur durch Schwarz-Weiß-Fotografien – durch Adrian Ghenies eindringliche künstlerische Fähigkeit zurück ins Sein.

Der rumänische Künstler Adrian Ghenie nimmt Schieles verschollene Werke zum Anlass, um sich mit eigens für diese Ausstellung geschaffenen Werken auf eine ebenso eindrucksvolle wie einzigartige Spurensuche zu begeben:

“Schiele war natürlich Teil meines geistigen Archivs, nicht hinsichtlich des Stils, sondern hinsichtlich der Haltung. Gemeinsam mit Schiele teile ich das Interesse an der Verformung und Dehnung der menschlichen Form und das spielerische Experimentieren damit. Die Verformung war eine Lösung für die Darstellung, aber auch ein Ausdruck der Freiheit, die mit der Moderne kam. Sobald man die traditionellen Zwänge der Anatomie hinter sich lässt, kann die Art und Weise, wie man verformt, auf einer tieferen Ebene zu einem Porträt des Charakters oder der inneren Psyche werden. Dieses Spiel mit der menschlichen Form markierte den Beginn von etwas Neuem.” – Adrian Ghenie

Egon Schiele / Die Weltwehmut / Aus: Albert Paris Gütersloh, Egon Schiele. Versuch einer Vorrede, Wien 1911

Unsterbliche Energie aus verlorenen Werken

Rund ein Viertel von Schieles Gemälden bleibt bis heute unauffindbar oder wurde, meist vor dem Zweiten Weltkrieg, verloren bzw. zerstört. Die genauen Umstände ihres Verschwindens sind bis heute ein Mysterium. Diese verlorenen Bilder, die große Themen wie Tod, Sexualität, Selbstreflexion, Suche nach Identität, Verzerrung, Melancholie und Glauben umfassen, existieren heute nur noch als schattenhafte Fotografien. Ghenie nimmt die herausfordernde Aufgabe an, die Werke aus den Schatten nicht nur wiederauferstehen zu lassen, sondern sie auch physisch neu zu verkörpern und zu beleben. Es geht darum, nicht Schieles Schatten physisch zu replizieren, sondern ihrem tieferen Wesen einen neuen unmöglichen Körper zu bieten.

Egon Schiele / Die Selbstseher, Aus: Albert Paris Gütersloh, Egon Schiele. Versuch einer Vorrede, Wien 1911
Adrian Ghenie / Studie nach Die Selbstseher I, 2024 / 140 x 120 cm, Kohle auf Papier ©️ Adrian Ghenie / Foto © Infinitart Foundation

 

Die Ausstellung ist von 11. Oktober 2024 bis 2. Oktober 2024 März 2025 in der ALBERTINA zu sehen.