Die Covid-19-Pandemie hat zu beispiellosen Herausforderungen bei den laufenden operativen Aktivitäten der globalen Industrie, dem Handel und der Wirtschaft geführt. Die Weltwirtschaft wurde für mehrere Monate gezwungen, auf die Notbremse zu treten.
Durch die restriktiven Maßnahmen und den Lockdown,den die Regierungen rund um den Globus durchgeführt haben, wurde die Wirtschaft in einen Winterschlaf versetzt.
Vorsichtig wird die Wirtschaft in jedem Land wieder hochgefahren. Alle Wirtschaftszweige sind von der Krise – ausgelöst vom Coronavirus – davon betroffen, ohne Ausnahme.
Wie hat sich die Krise auf die Weltwirtschaft ausgewirkt und wie sind die Prognosen für die Zukunft? Darüber haben wir mit Wirtschaftsexperten und Vertretern der ausländischen Wirtschaftskammern in Wien, sowie BotschafterInnen, HandelsvertreterInnen aus Handelsabteilungen und Wirtschaftsdelegierten aus der Diplomatie in Österreich gesprochen.
Wir sprachen für Diplomacy and Commerce Austria mit Frau Bronwen Moore, Landesdirektorin Abteilung für internationalen Handel, Handelsabteilung der Botschaft des Vereinigten Königsreichs Großbritannien und Nordirlands in der Republik Österreich.
Wie schätzen Sie die Lage ein, stehen wir vor einer ernsthaften Krise, die lange andauern wird, oder vor einer raschen Erholung der Wirtschaft?
Wir stehen mitten in einer globalen Pandemie, einer weltweiten Gesundheitskrise, die es in dieser Form in der jüngsten Geschichte nicht gegeben hat. Das hatte eine der schwerwiegendsten Rezessionen des vergangenen Jahrhunderts zur Folge. Der Schaden für Gesundheit, Wirtschaft und Lebensqualität ist enorm.
Eine Rückkehr zum Leben vor Corona wird es so schnell nicht geben. Wir müssen wachsam bleiben und die Vorsichtsmaßnahmen konsequent umsetzen. Von größter Wichtigkeit ist es auch, die Gesundheitssysteme zu verstärken und die Versorgung mit medizinischem Equipment nachhaltig zu sichern. Dazu müssen wir alle zusammenarbeiten.
Nachdem die Corona Pandemie zu weltweiten Engpässen in medizinischer Schutzausrüstung geführt hat, hat beispielsweise Österreichs größter Textilhersteller Palmers gemeinsam mit dem weltweit führenden Faserproduzenten Lenzing die Firma Hygiene Austria gegründet. Mit der Unterstützung des Britischen Department for International Trade (DIT) konnte binnen weniger Wochen eine Produktionsstätte in Grimsby in Nordengland errichtet werden, wo Lenzing bereits eine Fabrik betrieben hat. Dort werden nun pro Monat 10 Millionen hochwertige Masken produziert.
Zusätzlich müssen wir auch weiterhin mit Hochdruck an der Entwicklung eines Impfstoffs arbeiten. Gemeinsam mit der University of Oxford hat ein Team von Astra Zeneca dabei schon große Fortschritte gemacht.
Inwieweit haben die staatlichen Maßnahmen Ihres Landes bisher dazu beigetragen, die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft durch die COVID-19-Pandemie zu verringern?
· Die britische Regierung hat eine Reihe von Maßnahmen eingeführt, um Unternehmen und ArbeitnehmerInnen zu unterstützen.
· In der Kurzarbeit werden 80% der Gehälter (bis zu £2,500 pro Monat) für vier Monate übernommen
· £30 Milliarden an Steuerzahlungen wurden bis ans Jahresende gestundet, mehr als 17,000 Unternehmen konnten Deadlines für Steuern und Abgabenzahlungen individuell angepasst verschieben
· £330 Milliarden wurden als Darlehen und Garantien zur Unterstützung der Wirtschaft bereits gestellt
· KMUs konnten Unterstützungszahlungen bis zu £25000 in Anspruch nehmen
· Krankenstandskosten für KMUs werden bis zu zwei Wochen lang übernommen
Um Unternehmen zu ermöglichen, alle in Frage kommenden Unterstützungsleistungen im Blick zu haben, hat die Regierung den sogenannten Coronovirus Business Support Finder geschaffen.
Der Wirtschaftssektor öffnet und erholt sich ebenfalls langsam. Wie schätzen Sie die Entwicklung in Ihrem Land ein, und wie auf Globaler Ebene?
Die globalen wirtschaftlichen Prognosen sind vorrangig negativ. Wir alle sind neuen Herausforderungen ausgesetzt – von wachsendem Protektionismus, wachsenden Handelsbarrieren, möglichen weiteren C19 Ausbrüchen bis zu nie dagewesenem Druck auf Produktionsketten.
Auch im UK gibt es spürbare Auswirkungen, wie gestiegene Arbeitslosigkeit und weggefallende Umsätze für viele Unternehmen. Zeitgleich arbeiten wir daran, nach dem Brexit unsere Handelsbeziehungen mit der EU neu zu ordnen. Als Department for International Trade (DIT) ist es unsere Aufgabe, auch in diesen schwierigen Zeiten, neue Möglichkeiten zu finden und zu nutzen, um dieser Krise entgegenzutreten.
Wir werden weiterhin britischen Handel und Investments unterstützen und die vielen Vorzüge der britischen Wirtschaft hervorstreichen. Unsere C19 Strategie begründet sich dabei vor allem auf digitale Technologien, Gesundheits- und Umwelttechnik, sowie spezialisierte Produktion.
Experten auf der ganzen Welt machen verschiedene Ankündigungen über die zukünftigen Szenarien dieser Pandemie, von der Behauptung, dass im Herbst eine zweite Welle erwartet wird, bis zu der Behauptung, dass es überhaupt keine zweite Welle geben wird. Bereiten Sie sich auf beide Szenarien vor und was passiert, wenn das, was alle befürchten, ein neuer Lockdown erneut eintritt? Wird es zusätzliche Maßnahmen geben?
Aus Sicht der OECD gibt es zwei gleichwahrscheinliche Szenarien – in einem gibt es eine zweite Infektionswelle mit neuen Lockdowns noch vor dem Ende des Jahres 2020, im anderen kann ein neuerlicher Ausbruch verhindert werden.
Die Botschaft der britischen Regierung an die Bevölkerung ist klar: Stay alert – wachsam bleiben! Von Beginn an waren die Maßnahmen im UK immer auf wissenschaftlichen Empfehlungen basiert. Daran müssen wir uns weiter orientieren, um das Risiko einer zweiten Welle zu minimieren.
Aus unserer Sicht ist es auch wesentlich, zu versuchen, zur globalen Lösung der Situation beizutragen. Die britische Regierung hat bisher £764 Millionen zu internationalen Initiativen beigetragen. Das umfasst Hilfsgelder für strukturschwache Länder, Unterstützung für UNO Projekte, das Rote Kreuz und diverse NGOs sowie Partnerschaften mit Unternehmen.
Zusätzlich haben wir £388 Millionen zur Entwicklung und weltweiten Verbreitung eines C19 Impfstoffs sowie effizienter Tests beigesteuert.
(Svetlana Nenadovic-Glusac)