Wien war schon immer ein wichtiger geopolitischer Punkt im Herzen des europäischen Kontinents. Die Diplomatie in Wien hat eine lange Tradition, und in der neueren Geschichte ist dieser Einfluss noch ausgeprägter. Österreich pflegt seit vielen Jahren diplomatische Beziehungen zu vielen Ländern. Heute gibt es 116 ausländische Botschaften in der Hauptstadt und einige Länder sind zusätzlich durch Generalkonsulate oder Honorarkonsulate vertreten.
Diese Zahl erhöht sich beträchtlich, wenn man auch Ständige Vertretungen in den internationalen Organisationen in Wien (Vienna International Centre), Botschafter in anderen Organisationen, sowie akkreditierte Repräsentanzen internationaler Organisationen für Österreich, berücksichtigt.
In diesem Jahr feiert das Vienna International Centre, oft als UNO-City bezeichnet, sein 40-jähriges Bestehen.
United Nations haben vier offizielle Sitze weltweit, und zwar in New York (UNHQ), Genf (UNOG), Nairobi (UNO) und Wien (UNOV).
Das Vienna International Centre wurde zwischen Alter Donau und Neuer Donau errichtet und erstreckt sich auf 17 Hektar, wofür das Grundstück von der Stadt Wien bereitgestellt wurde.
Die Republik Österreich hat den UN schon im Jahr 1967 den Bau eines Amtssitzzentrums für Internationale Organisationen angeboten, sodass nach der Annahme dieses Vorschlags mit dem Bau der UNO-City nach den Plänen des österreichischen Architekten Johann Staber begonnen wurde.
Das VIC wurde von 1973 bis 1979, mit einer Nutzfläche von 180.000 m², mit einer Höhe von 127 Metern in 6 Gebäuden und 28 Stockwerken unterteilt, gebaut.
Der gesamte Komplex besteht aus acht separaten Gebäuden, die so angeordnet sind, dass sie den Buchstaben Ypsilon bilden, die Bürotürme sind zwischen 48 und 120 Meter hoch. In dessen Mitte befindet sich das Austria Center Vienna, das zugleich das größte Kongresszentrum Österreichs ist.
Das Gebäude gehört der Republik Österreich (65 %) und der Stadt Wien (35 %). Der Hauptmieter sind die Vereinten Nationen, die jährlich eine Mietzahlung von einem symbolischen Betrag von 1 Schiling (heute 7 Cent (Eurocent)) zahlen, und der Vertrag wurde auf 99 Jahre geschlossen.
Die feierliche Eröffnung des Vienna International Centre und die Übergabe des Gebäudes an die dort ansässigen Organisationen fand am 23. August 1979 statt.
Die Erhaltungs- und die Betriebskosten des Gebäudes werden von den einzelnen Organisationen selbst bezahlt (die sich, zum Beispiel – im Jahr 2003 auf 19,5 Millionen US$ oder 15,5 Millionen Euro beliefen).
Sanierung im Zeitraum von 2004 bis 2013 ist der gesamte Komplex von Asbest befreit.
Das Vienna International Centre verfügt über 4 500 Büros, 9 Konferenzsäle, und heute arbeiten im VIC fast 4000 Mitarbeiter aus mehr als 100 Ländern, die in mehreren internationalen Organisationen beschäftigt sind.
Klima-Preis für Vienna International Centre
2016 wurde das VIC als ‚klimaneutral‘ durch das UN-Climate Secretariat ausgezeichnet. Damit ist in Wien der erste Gebäudekomplex von vier UN-Headquarters, der diese Auszeichnung erhielt. Das Team der IAKW-AG hat damit einen ganz wesentlichen Beitrag zu den Gesamtmaßnahmen der Vienna Based Organizations in Hinblick auf die Erreichung der Klimaneutralität geleistet.
Ein charakteristisches Gebäude mit Besonderheiten
Der VIC Gebäudekomplex auf dem Gelände des Donauparks umfasst eine Fläche von 180.000 m². Diese Fläche hat exterritorialen Status, weswegen nicht das österreichische Recht, sondern ausschließlich internationales Recht zur Anwendung kommt. Das wirkt sich auch auf die Zutrittsrechte aus – nur Personen, die über einen sogenannten „Ground Pass“ verfügen, haben zum VIC Zutritt.
Sicherheit als oberstes Gebot
Das Sicherheitsaufgebot rund um das Vienna International Centre und insbesondere an den Eingängen ist hoch. Die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ansässigen internationalen Organisationen sowie der Anwohner rund um die UNO-City hat oberste Priorität. Daher werden zB alle einfahrenden Autos auf Sprengstoff untersucht. Zutritt erhält nur, wer eine entsprechende Genehmigung hat.
Um Sicherheit rund um die Uhr zu gewährleisten verfügt das Vienna International Centre über einen eigenen Sicherheitsapparat – die United Security and Safety Section (UNSSS), deren Beamte sozusagen alle “Grenzen” zu Österreich kontrollieren.
Darüber hinaus wurden in der Wiener Konvention und in diversen Amtssitzabkommen der rechtliche Status sowie die diplomatische Immunität des VIC (sowie aller Botschaften und Vertretungen) gesondert geregelt.
Organisationen im Vienna International Centre
Wien ist neben New York, Genf und Nairobi einer der vier Hauptsitze der Vereinten Nationen. Das Vienna International Centre (VIC), allgemein bekannt als “UNO City”, feiert 2019 sein 40jähriges Jubiläum.
Im Vienna International Centre (VIC) sind derzeit die folgenden Internationalen Organisationen ansässig:
Internationale Atomenergieorganisation (IAEO)
Die 1957 gegründete Internationale Atomenergieorganisation (IAEO), derzeitiger Generaldirektor Yukiya Amano) war die erste bedeutende in Wien ansässige internationale Organisation und sie ist mit ihren rund 2.550 Bediensteten bis heute die größte. In den letzten Jahren hat sich ihr Schwerpunkt von der Förderung der Atomenergie zunehmend auf nukleare Sicherheit und die Verhinderung der missbräuchlichen Verwendung spaltbaren Materials verlagert.
Organisation der Vereinten Nationen für Industrielle Entwicklung (UNIDO)
Eine weitere in Wien ansässige internationale Organisation ist die seit 1966 bestehende Organisation der Vereinten Nationen für Industrielle Entwicklung (UNIDO), die derzeit unter Leitung von Generaldirektor Li Yong steht. Als einzige Organisation im VN-System unterstützt sie durch technische Hilfe, Beratung und Vermittlung sowie Forschungs- und Studienprogramme die möglichst umweltschonende Industrialisierung in den Ländern der Dritten Welt und in den Reformstaaten Mittel- und Osteuropas einerseits, sowie die industrielle Zusammenarbeit zwischen Entwicklungs- und Industrieländern andererseits.
Sekretariatseinheit UNOV (United Nations Office at Vienna)
Die Sekretariatseinheit UNOV (United Nations Office at Vienna), welche mit der Eröffnung der UNO City 1979 gegründet wurde, sorgt für die administrative Unterstützung der verschiedenen Gremien und Einrichtungen der VN, für Konferenzplanung und Dolmetscherdienste der alljährlich mehr als 2000 Konferenzen und Sitzungen sowie für den Sicherheitsdienst im VIC. UNOV umfasst auch das Büro für Weltraumangelegenheiten (OOSA/Office for Outer Space Affairs), die Hauptabteilung für Verwaltung und Gemeinsame Dienste (DACS/Division of Administrative and Common Services) mit der VN Postverwaltungsstelle für Europa (UNPA/United Nations Postal Administration) sowie den VN Informationsdienst (UNIS/United Nations Information Service).
Weitere Sekretariatseinheiten, die allerdings an andere Sekretariatsstellen berichten, sind die Abteilung für Internationales Handelsrecht (UNCITRAL/United Nations Commission on International Trade Law) sowie das Sekretariat des Wissenschaftlichen Ausschusses der VN zur Untersuchung der Auswirkungen radioaktiver Strahlen (UNSCEAR/United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation). Aus der VN-Familie sind u.a. noch eine Zweigstelle des VN Büros für Projektdienste (UNOPS/United Nations Office for Project Services) und das Regionalbüro des Flüchtlingshochkommissars (UNHCR/United Nations High Commissioner for Refugees) im VIC untergebracht.
Im Zuge der Reformen der Vereinten Nationen wurde Wien 1997 zum Zentrum aller VN-Bemühungen im Kampf gegen Verbrechen, Drogenmissbrauch und Terrorismus ausgebaut. Dadurch erfolgte die Einrichtung des Büros zur Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung (ODCCP – Office for Drug Control and Crime Prevention), das im Herbst 2002 in UNODC (UN Office on Drugs and Crime) umbenannt wurde und seit 2010 unter der Leitung von Yury Fedotov als Exekutivdirektor steht, welcher gleichzeitig auch Untergeneralsekretär und Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Wien (UNOV/United Nations Office at Vienna) ist. Das ODC besteht aus dem VN-Programm zur internationalen Drogenkontrolle (UNDCP/United Nations International Drug Control Programme) sowie dem Zentrum für Verbrechensverhütung (CICP/Centre for International Crime Prevention).
Seit 1997 ist die Vorbereitende Kommission der Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Atomtests (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization, CTBTO) in Wien tätig. Ihr ist ein hochtechnisiertes internationales Datenzentrum angeschlossen. Seit Sommer 2013 ist Lassina Zerbo Exekutivsekretär der CTBTO.
Die Internationale Kommission zum Schutz der Donau (ICPDR) beschäftigt sich seit ihrer Gründung im Jahr 1998 mit nachhaltiger und umweltverträglicher Nutzung der Donau und Umsetzung des Donauschutzübereinkommens von 1994 sowie der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG).
(Svetlana Nenadovic Glusac)