Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder, geb. 1955 in Linz, studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität Wien. 1985 wurde er Gründungsdirektor des Kunstforums Wien, 1996 bis 1999 war er in der Geschäftsführung des Leopold-Museums.
Seit 1999 ist Klaus Albrecht Schröder Direktor, seit 2017 Generaldirektor der ALBERTINA, die unter seiner Führung umfassend renoviert, modernisiert und erweitert wurde. Seit der Neueröffnung dieses Hauses 2003 fanden mehr als 130 Ausstellungen statt. Sein anspruchsvolles Ausstellungsprogramm hat seither mehr als 12 Millionen Besucher in die Albertina geführt.
Können die heutigen Galerien alleine und ohne staatliche und private Mittel oder Sponsoring überleben?
Nein, das können sie nicht. Es gibt kein Museum auf der Welt, das sich ohne irgendeine staatliche Hilfe finanzieren könnte, sei es durch Steuerabzugsmöglichkeiten, die vor allem amerikanische Museen wählen, sei es durch unmittelbare und direkte Subventionen – nur so ist jene Lücke zu schließen, die selbst bei größtem Erfolg des Fundraisings und bei hohen Besucherzahlen entsteht.
Welche der Ausstellungen, die Sie in der “Albertina” organisiert haben, wurde am häufigsten besucht?
Die Albertina ist eines der wenigen Museen, die erfolgreiche Ausstellungen aus fast jeder Kunstepoche veranstalten. Am besucherstärksten war die Van Gogh Schau im Jahr 2008 mit knapp 590.000 Besuchern, dicht gefolgt von Michelangelo, Dürer und zuletzt Monet. Aber auch ein zeitgenössischer Künstler wie Gottfried Helnwein hat 2013 250.000 Besucher angezogen.
Welche Ausstellung war in Ihrer reichen und fruchtbaren Karriere am schwierigsten zu organisieren?
Die größte Herausforderung ist tatsächlich eine in der Zukunft liegende Ausstellung: Amedeo Modigliani. Seit wir diese Ausstellung zu seinem hundertsten Todestag im Jahr 2020 planen, sind die Werte seiner Werke von 20 bis 40 Millionen auf 120 bis 180 Millionen gestiegen, was nicht nur finanziell eine bisher nicht dagewesene Herausforderung darstellt sondern auch eine große Zurückhaltung bei Leihgebern mit sich bringt und entsprechend eine gewaltige Überzeugungsleistung von unserer Seite erfordert.
Es ist bekannt, dass Sie mehrfach mit Verdienstorden für Kunst ausgezeichnet wurden. Können Sie einen auswählen, auf den Sie besonders stolz sind?
Ich wage es fast nicht zu sagen, aber ich bin tatsächlich über alle Orden sehr erfreut und fühle mich sehr geehrt. Ich halte allerdings die Verleihung des Professorentitels auf Grund der mir so wichtigen wissenschaftlichen Tätigkeiten für die wichtigste Auszeichnung, weil diese wissenschaftliche Arbeit von mir üblicherweise im Schatten meiner Direktion steht.
Gibt es zurzeit eine Ausstellung auf der Welt, die Sie privat besuchen möchten?
Es gibt derzeit zwei Ausstellungen, die ich unbedingt besuchen möchte und beide sind Picasso gewidmet: „Olga Picasso“ im Museo Picasso Málaga und „Der frühe Picasso – Blaue und Rosa Periode“ in der Fondation Beyeler in Basel. Darüber hinaus möchte ich gerne so schnell wie möglich unsere große Albertina-Herbstausstellung – Albrecht Dürer – privat besuchen, was wahrscheinlich gar nicht einfach sein wird, weil man im eigenen Haus erkannt wird wie ein bunter Hund.
Gäbe es eine Möglichkeit von Zeitreisen, welchen Künstler würden Sie gerne kennenlernen und den Prozess seines künstlerischen Schaffens beobachten?
Ich würde vermutlich am liebsten einen Künstler des 16. Jahrhunderts persönlich treffen und mehr als jeden anderen Michelangelo – auf Grund der Vielfalt seines Schaffens als Architekt, Bildhauer und Maler, auf Grund seines Einflusses, seiner Bedeutung, aber auch seines Charakters.
Für 2019 wurde in der „Albertina“ ein großartiges Programm erstellt. Was ist für 2020 geplant? Woran arbeiten Sie gerade?
Eine große Ausstellung, die wir 2020 im Frühjahr zeigen, widmet sich der Entdeckung der klassischen Moderne in der Schweiz, die sich einem Sammlerehepaar, dem Ehepaar Hahnloser verdankt und große Bestände nicht nur der Schweizer Meister wie Hodler oder Vallotton , sondern auch von Van Gogh und Cezanne, Renoir und Monet vereint. Im Herbst zeigen wir anlässlich seines hundertsten Todestages Amedeo Modigliani. Davor aber darf man auf keinen Fall große Retrospektiven zu österreichischen Künstlern wie Nitsch, Lassnig und Rainer verpassen. Und natürlich ist 2020 die Eröffnung unseres zweiten Standortes geplant: Die Albertina Modern.
( Svetlana Nenadovic Glusac)